Die Sieger von einst (6) Katharina Guse: Verletzungsbedingtes Ende der kribbelnden Höhenjagd

Zwei Jahre nach der Wahl zur Sportlerin des Jahres musste Katharina Guse 2008 mit dem Stabhochsprung aufhören.

Burscheid. „Ich will einfach immer noch höher springen!“ Mit dieser entwaffnenden Antwort brachte Katharina Guse den Moderator Bodo Jakob bei Burscheids Ehrung der Sportler des Jahres 2006 ein wenig aus der Fassung. Dabei wollte Jakob eigentlich nur wissen, was das für ein Gefühl ist, wenn man als Stabhochspringerin so durch die Luft fliegt.

Foto: S. Hartmann/B. Sarx

Diese Aussage spiegelte aber treffend den sportlichen Ehrgeiz der damals 16-Jährigen wider. Fast täglich trainierte sie zwei bis drei Stunden unter fachlicher Anleitung der ehemaligen deutschen Meisterin Christine Adams beim TSV Bayer 04 Leverkusen. „Und am Wochenende fuhren wir dann noch zu Wettkämpfen“, erinnert sich Kathi.

Entdeckt wurde ihr Bewegungstalent beim Schulsport von Jutta Wellmann, kurz darauf fanden bereits die ersten Testsprünge „beim Bayer“ statt. Katharina wollte hoch hinaus: „Meine kunstturnerische Ausbildung beim TC 72 Leverkusen kam mir sehr entgegen, denn der Stabhochsprung ist eine technisch anspruchsvolle und komplexe Sportart.“

Erste Erfolge stellten sich schnell ein: „Bei meiner Wettkampfpremiere in Wesel musste ich mich noch mit 2,50 Meter begnügen, aber dann konnte ich mich schnell auf Höhen über drei Meter steigern.“ Hilfreich bei ihrer sportlichen Entwicklung war sicher auch der gute Teamgeist in der Trainingsgruppe: „Wir hatten viel Spaß miteinander und nach den Wettkämpfen haben wir regelmäßig die Fastfood-Restaurants gestürmt, natürlich in kompletter Vereinskleidung.“

Dass Stabhochsprung als die gefährlichste Sportart der Leichtathletik gilt, musste dann auch die gebürtige Solingerin erfahren: „Einmal bin ich auf die Latte gefallen und habe sie dabei zerbrochen“, erzählt die heute 25-Jährige schmunzelnd. „Ein anderes Mal hatte ich die Latte abgeräumt und bin dann unglücklich mit dem Fuß auf der Latte gelandet, was einen Bänderanriss zur Folge hatte. Aber der Kitzel, wenn man sich in die Höhe katapultiert, hat mich fasziniert, und so habe ich mich nach Verletzungen immer wieder rangekämpft und meine Bestmarke schließlich auf 3,22 Meter gesteigert.“

Doch plötzlich auftretende Adduktorenprobleme stoppten die Höhenjagd. „Die Schnellkraftübungen verursachten Schmerzen, wir haben daraufhin das Training umgestellt, vermehrt Kraft- und Gleichgewichtsübungen gemacht und den Anlauf verkürzt.“ Aber es half alles nichts, auch Ärzte und Physiotherapeuten konnten nicht helfen. „2008 habe ich dann mit dem Leistungssport aufhören müssen“, bedauert Kathi.

Die Tagesabläufe haben sich seitdem geändert, als Krankenschwester in der Ausbildung steht sie zur Frühschicht schon um kurz nach vier Uhr auf. Der frühe Feierabend erlaubt ihr allerdings ausgiebige Trainingsstunden im Fitness-Studio, zusätzlich geht sie regelmäßig an der Sengbachtalsperre laufen. „Meine restliche Freizeit ist mit Shoppengehen oder Treffen mit Freunden ausgefüllt.“

In Burscheid fühlt sich die junge Frau richtig wohl: „Ich mag die ländliche Umgebung, fand es als Kind schon sehr schön und war täglich im Wald unterwegs.“ Die Zukunftspläne sind angenehm bodenständig: „Ich möchte meine Ausbildung erfolgreich absolvieren und mehr Zeit mit meinem Freund verbringen.“ Und hier schließt sich der Kreis, denn ihren Freund hat sie natürlich beim Sport kennengelernt, genauer gesagt beim Stabhochspringen — Katharina Guse, die Sportlerin des Jahres 2006 in Burscheid.

Bisher erschienen: Hilde Kierdorf (Sportlerin 2000), Bernd Rechlin (Sportler 2008), Rudolf Könemund (Sportler 2000), Karin Spiegel (Sportlerin 2002), Jessica Rösler (Sportlerin 2001).