Kaum Hoffnung für Marlo

Die Gewag wird ihre Mieterin Erika Lupp nun wohl verklagen.

Burscheid. Schluchzend wischt sich Erika Lupp die Tränen aus dem Gesicht. Die 65-Jährige schüttelt den Kopf. "Ich verstehe einfach nicht, dass die Gewag so gar kein Verständnis hat", sagt sie. Trost suchend streichelt sie über den Kopf ihres Berner Sennenhundes Marlo.

Er ist der Grund für ihren Kummer. Erika Lupps Vermieter, die Gewag Wohnungsaktiengesellschaft aus Remscheid, möchte, dass der zehnjährige Marlo auszieht: Laut Mietvertrag ist die Haltung von Hunden nicht erlaubt.

Im Juni wurde sie von der Gewag in einem Schreiben darüber informiert. Seitdem hat die Rentnerin alles versucht, ihren Vermieter zu überzeugen, dass sie mit Marlo in ihrer Wohnung am Birkenweg in Hilgen bleiben darf. Unterstützt wurde sie dabei von ihren Nachbarn. Sie unterschrieben, dass Marlo sie in keinster Weise stört.

Besondere Unterstützung erhielt sie von Nachbarin Marie-Ilse Grasse. "Ich habe beim Tierschutzverein in Bonn angerufen und sogar ein Schreiben an die Bundeskanzlerin Angela Merkel geschickt", sagt die 72-Jährige. Auch bei dem Wohnungsunternehmen rief sie mehrfach an und appellierte an den Vorstand Hans-Jürgen Behrendt, eine Ausnahme für Erika Lupp zu machen.

Denn Marlo ist über zehn Jahre alt und hat nur noch eine Lebenserwartung von zwei bis drei Jahren. "Die Gewag bräuchte ja nur erlauben, dass Marlo solange bleibt, wie er lebt", sagt die 72-Jährige.

Das Wohnungsunternehmen beruft sich aber darauf, dass Erika Lupp bei ihrem Einzug eine Zusatzerklärung unterschrieben hat. "Am Sachverhalt hat sich nichts geändert", sagt Hans-Jürgen Behrendt. "Die Dame ist eingezogen und hat dreimal unterschrieben, dass sie keinen Hund hat. Ich weiß nicht, was ich da machen soll."

Als Erika Lupp jedoch Ende Februar 2008 den Mietvertrag unterschrieb, wollte sie ohne Marlo einziehen. Gerade war ihr Mann verstorben, auf den Marlo sehr fixiert war, und der Hund zog für ein halbes Jahr zu Erika Lupps Tochter.

Doch der Berner Sennenhund litt unter der Trennung und fraß nicht mehr. Schließlich nahm Erika Lupp ihn mit in ihre Wohnung. "Damals hätte ich die Gewag darüber informieren müssen", räumt sie ein.

Die Wohnungsaktiengesellschaft wird Erika Lupp nun wohl verklagen. Zur Sorge um das Schicksal ihres Hundes kommt dadurch auch noch die Sorge um ihr eigenes. Sie hat Angst, die Wohnung zu verlieren. "Ich möchte nicht weg, ich kenne alle hier, ich habe es nicht weit zum Einkaufen und mein Arzt ist auch hier", sagt die 65-Jährige, die wegen eines Hüftschadens keine langen Strecken laufen kann.

Auch Marie-Ilse Grasse weiß nicht, was werden soll. "Sie hat ja auch nicht viel Geld, kann sich gar keinen Anwalt leisten", sagt die 72-Jährige. Hinzu kommen die Sorgen um den Gesundheitszustand von Erika Lupp. Die 65-Jährige leidet unter Depressionen. "Sie sitzt jeden Abend bei mir und weint", sagt Marie-Ilse Grasse.

Die Verzweiflung ist Erika Lupp in jedem Satz anzumerken. "Ich kann Marlo nicht weggeben, das habe ich ja schon versucht. Er leidet zu sehr, dann müsste ich ihn einschläfern lassen", sagt sie.