Was war Ihr erster Kontakt mit „Moulin Rouge“?
Bühne „Mit der Schaukel von der Decke zu schweben, ist ein magischer Moment“
Köln · Seit Anfang April stehen Marcella Adema und Jonas Hein in ihren Hauptrollen als Satine und Christian beim Kölner Erfolgsmusical „Moulin Rouge“ auf der Bühne des Musical Domes. Wir haben beide vor Ort im blauen Zelt am Rhein getroffen und mit ihnen über ihre ersten Erfahrungen und Eindrücke gesprochen.
Jonas Hein: Für mich war der Film „Moulin Rouge“ 2001 die erste Begegnung mit dem Thema Musical. Ich war von dem, was Baz Luhrmann damals auf die Leinwand gezaubert hatte, total überwältigt. Das ist ein absolut zeitloser Film und ein Meilenstein für einen Musicalfilm. 2004 wäre ich dann schon einmal fast als Christian auf der Bühne gestanden. Im Gymnasium in meinem Heimatdorf im Siegerland sollte „Moulin Rouge“ als Musical inszeniert werden. Dann kam aber die Chance, mit einem Studium an der Folkwang-Universität meinen Weg als professioneller Musicaldarsteller zu starten. So konnte ich meinen „Moulin Rouge“-Ausflug leider nicht antreten. Dass das jetzt 15 Jahre später in Köln geklappt hat, macht mich um so glücklicher. Schon als ich den Film gesehen habe, wusste ich, dieses Stück muss auf die Bühne.
Marcella Adema: Für mich war dieser Film auch absolut überwältigend. So etwas hatte ich noch nie gesehen. Das war für mich eine echte Achterbahnfahrt mit vielen Gänsehautmomenten. Bei meiner Ausbildung haben alle davon geschwärmt, wie toll es wäre, wenn dieser Film auch als Bühnenproduktion umgesetzt werden würde. Dass ich jetzt die Rolle von Satine übernehmen konnte, war für mich eine einmalige Chance.
Was haben Sie gefühlt, als sie erstmals im Musical Dome standen und diesem Saal gesehen haben?
Adema: Wenn man in diesen Saal kommt, fühlt es sich an, wie wenn man eine andere Welt betritt. Da fühlt man sich wie mitten in Paris und vergisst alles, was gerade in der Welt passiert. Ich war damals beim ersten Besuch in Köln sehr beeindruckt und bin es eigentlich immer noch.
Hein: Ich habe beim ersten Besuch des Saals gegrinst wie ein Kind, dabei war dieser damals noch nicht einmal im abendlichen Showmodus. Ich kannte den Musical Dome schon vom Besuch anderer Stücke wie „Hairspray“ oder „We will rock you“. Es ist unglaublich, welche Wandlung dieses Haus durchgemacht hat.
Was macht für Sie den Reiz dieses Musicals aus?
Hein: Es ist dieses Pariser Künstlerfeeling in der verruchten Welt des Nachtclubs Moulin Rouge, das beim Musical die Darsteller und das Publikum gleichermaßen begeistert. Auch die Zeit, in der das Stück spielt, ist total spannend. Damals war alles im Wandel und es ist unglaublich viel passiert. All das spiegelt sich in dieser bombastischen Musicalproduktion wider, die einem alleine schon visuell den Atem raubt. Eine Show in dieser Größenordnung gibt es nur bei „Moulin Rouge“.
Wie haben Sie sich auf Ihre Rolle in „Moulin Rouge“ vorbereitet?
Adema: Wir hatten nur eine relativ kurze Zeit für die Proben. Dafür waren wir fünf Wochen in den MMC-Studios und dann noch einmal eine Woche im Musical Dome. Ich hatte mir davor den Film noch einmal angeschaut und mich intensiv in die Rolle von Satine eingelesen. Bei der Vorbereitung hat es mir sehr geholfen, mit Jonas einen Partner zu haben, der das Stück bereits gut kannte. Das hat mir viel Ruhe und Stabilität bei den Proben gegeben.
Hein: Das erste Vorsingen für „Moulin Rouge“ gab es bereits vor zwei Jahren vor der deutschen Premiere des Stücks. Das hat damals leider noch nicht funktioniert. Dann kam etwa neun Monate später die Anfrage, ob ich mir vorstellen könnte, als Cover für Christian in die Produktion zu kommen. So hatte ich einen ganz neuen Blick auf das Team. Dann ging alles sehr schnell, nach drei Tagen begannen die Proben und nach drei Wochen stand ich erstmals auf der Bühne. Anfangs hatte ich noch keine eigenen Kostüme und wurde von den Kollegen damit versorgt. Als dann die Frage kam, ob ich die erste Besetzung übernehmen möchte, habe ich nicht lange gezögert. Mit dem Castwechsel begannen die großen gemeinsamen Proben, fast wie vor der großen Premiere. Mit Marcella kam eine unfassbar erfahrene Darstellerin, das hat das Ganze einfach gemacht.
Wie würden Sie Ihre Figuren beschreiben?
Hein: Christian ist ein junger Künstler, der noch an das Gute und vor allem an die Liebe glaubt. Er kommt ziemlich unbefangen und naiv mit der Welt des verruchten Moulin Rouge in Kontakt. Dort wird mit den Reizen gespielt und die Illusion von Liebe aufgebaut. Genau dafür wird Satine im Nachtclub bezahlt. Zunächst ist Christian mit dieser Konfrontation total überfordert. Aber er entwickelt sich weiter und so ist Christian am Ende des Stücks eine völlig andere Persönlichkeit, er ist zum Mann gereift. Geblieben ist ihm aber sein unverrückbarer Glaube an die wahre Liebe.
Adema: Satine ist sehr leidenschaftlich, aber hinter ihrer Showfassade steckt ein Mensch, der im Leben schon viel ertragen musste. So wurde sie schon mit 13 auf den Strich geschickt. Ihre Persönlichkeit gleicht einer Zwiebel mit vielen unterschiedlichen Schichten. Sie versucht, sich zu schützen, indem sie privat niemanden nahe an sich herankommen lässt. Nur Zidler und Toulouse-Lautrec kennen ihr Geheimnis. Sie ist aber auch eine Kämpferin und liebt es, im Rampenlicht zu stehen.
Wo liegen für Sie persönlich die Gemeinsamkeiten und die Unterschiede zu Ihren Figuren Christian und Satine?
Hein: Ich bin persönlich realistischer als Christian. Aber auch ich habe eine positive Grundeinstellung im Leben und glaube das Gute bei Menschen und Situationen und versuche, anderen ohne Vorurteile zu begegnen.
Adema: Ich liebe es wie Satine, bei der Show im Rampenlicht zu stehen. Aber ich bin als Person wärmer und gelassener als Satine, die auch sehr hart sein kann. Was ich gerne von ihr haben würde, ist ihre unglaubliche Stärke. Da lasse ich mich im Leben schneller verunsichern.
Was fühlen Sie, wenn Sie als Satine auf der Schaukel von der Decke in den Saal einschweben?
Adema: Für mich ist das ein wirklich magischer Moment. Darauf freue ich mich schon an jedem Abend. Mit so einem großen Auftritt wird für mich ein Traum wahr, wenn die Zuschauer gespannt nach oben schauen, und diese großartige Musik erklingt. Zum Glück habe ich keine Höhenangst und kann so den Moment wirklich genießen.
Wie sieht im Moment Ihr Tagesablauf aus?
Adema: Jeder Tag ist bei mir im Moment auf den Abend eingestellt. Morgens wärme ich meine Stimme auf, mache etwas Gymnastik und genieße dann ein entspanntes Frühstück. Später geht es dann zum Musical Dome, wo die weiteren Vorbereitungen laufen. Es ist wichtig, abends topfit zu sein.
Hein: Auch bei mir beginnt der Tag mit Übungen für die Stimme und für den Körper. Wenn ich von meiner Wohnung in Wuppertal aus im Theater ankomme, ist dort alles gut durchgetaktet. Das gibt einem als Darsteller Sicherheit und eine gewisse Routine.
Welche Beziehung haben Sie zu Köln?
Hein: Ich bin in Siegen aufgewachsen und Köln war immer die Stadt, wo ich mit meinen Eltern bei großen Einkäufen unterwegs war. Insofern ist mir die Stadt nicht ganz unbekannt. Inzwischen lebt auch meine Schwester seit einigen Jahren in Köln. Für mich ist es ein Luxus, in Wuppertal und damit nahe am Theater zu leben und nicht ständig reisen zu müssen. Von der Stadt selbst bekomme ich im Moment nur wenig mit, aber im Sommer sollte es sich schon ergeben, dass man sich mal mit den Kollegen auf ein Eis oder einen Kaffee trifft.
Adema: Ich hatte vor meiner Rolle bei „Moulin Rouge“ keinen Kontakt zur Stadt. Aber jetzt nutze ich die Zeit, um Köln zu entdecken. Ich liebe das Belgische Viertel und mag das Neptunbad in Ehrenfeld. Außerdem mag ich es sehr, am Rhein in der Sonne zu sitzen.
Service: Karten für das Musical „Moulin Rouge“ gibt es ab 59,90 Euro. Vorstellungen im Kölner Musical Dome: Di 19, Mi-So 19.30, SA+So auch 14.30 Uhr. Weitere Informationen zum Musical und zu den Karten finden sich online unter: