Kunst Der „Vorhang“ von Gerhard Richter bei Sotheby’s
Köln · Bei seiner großen Sommerauktion präsentiert das Kölner Auktionshaus Sotheby’s im Palais Oppenheim aktuell 117 Werke der modernen und der zeitgenössischen Kunst, die zusammen einen Schätzwert von rund zwei Millionen Euro haben.
Dazu gehören rund 50 Drucke sowie mehr als 60 Gemälde und Skulpturen. Empfangen werden die Besucher direkt vor der imposanten Villa am Rheinufer vom farbenfrohen „Rosenstrauß“ des US-Künstlers Will Ryman. Die Skulptur aus Glasfaserharz und Stahl trägt den Titel „60th Street“ und präsentiert auf den Blüten auch einige Insekten.
Zur Auktion gehören zahlreiche außergewöhnliche Holzschnitte, Linolschnitte und Radierungen sowie wichtige Editionen mit Druckgrafiken. Zu den Highlights zählt in diesem Bereich Gerhard Richters großformatige Edition „Vorhang“. Der digitale Tintenstrahldruck basiert auf dem 1965 entstandenen Gemälde „Vorhang III (hell)“. Richter spielt dabei mit der Illusion in Kombination mit Unschärfe und verwischt so die Grenze zwischen Fotografie und Malerei. Der Druck wurde bei der Auktion auf 80.000 bis 120.000 Euro geschätzt.
Ein weiterer Höhepunkt ist die zwölfteilige Arbeit „Homage to the Square“ mit Siebdrucken von Josef Albers aus dem Jahr 1967. Es ist die berühmteste Werkserie des Künstlers und der Höhepunkt seines Schaffens. Seinen „Homages“ liegt ein immer gleichbleibendes, strenges Muster aus Quadraten zugrunde, das Albers in verschiedenen Farbkombinationen variiert. Die Mappe wurde von Poldi Domberger, dem Pionier des künstlerischen Siebdrucks in Deutschland, für die Kölner Galerie „Der Spiegel“ herausgegeben.
Lange in Familienbesitz war der Abzug eines Linolschnitts von Pablo Picasso, der den Titel „Grand tête de femme au chapeau“ trägt und der aus dem Jahr 1962 stammt. Der auf 40.000 bis 60.000 Euro geschätzte Druck hatte eine Auflage von 50 Exemplaren. Mit flächigen, organischen und geometrischen Formen stellt Picasso seine Geliebte Jacqueline gleichzeitig im Porträt und im Profil dar.
Zu den außergewöhnlichsten Objekten zählt die Edition „En Bloc“ vom Galeristen René Block, ein Büroholzschrank mit 14 Schubladen, in denen sich Werke von 19 in den 60er Jahren aufstrebenden Künstler wie Joseph Beuys, Sigmar Polke oder Gerhard Richter befinden. Das auf bis zu 60.000 Euro geschätzte Werk fungiert so wie ein Miniaturmuseum.
„Für Sammlerinnen und Sammler von Druckgrafiken der deutschen Expressionisten bietet die Auktion zudem eine schöne Auswahl, so zum Beispiel von Emil Nolde, der mit acht Losen vertreten ist, Max Beckmann, Max Pechstein, Otto Dix, Ernst Ludwig Kirchner und Conrad Felixmüller“, sagt die Sotheby’s-Expertin für Drucke und Multiples, Martina Janke. Zur Auktion gehören zudem Drucke von Andy Warhol.
Das teuerste Los der Sommerauktion ist ein Gemälde von Friedensreich Hundertwasser mit dem Titel „Solei sur Tibet“, das auf 150.000 bis 200.000 Euro geschätzt wird. Das farbstarke Werk aus dem Jahr 1959 ist ein beeindruckendes Beispiel seiner einzigartigen Bildersprache - seine ikonische organische Spirale, die nur durch die quadratische Form der Leinwand begrenzt wird und deren leuchtende Farben der Komposition ihre dynamische Bewegung verleihen.
Weitere Höhepunkte der modernen und zeitgenössischen Kunst sind Robert Rauschenbergs „Admission of Light“, die großformatige Papierarbeit von A. R. Penck „Ohne Titel“ aus den 80er Jahren, zwei Arbeiten der deutschen Künstlerin Katharina Grosse sowie ein kleines, ausnahmsweise gerahmtes Nagelbild von Günther Uecker, das im Jahr 1960 entstanden ist, ein Jahr bevor Uecker der Künstlergruppe Zero beigetreten ist. Weitere Arbeiten in diesem Bereich stammen von Emil Nolde, Markus Lüpertz, Gerhard Richter, Raimund Girke und Imi Knoebel.
Service: Vor dem Start der Auktion am Mittwoch, 12. Juni, können die Kunstwerke in den Galerieräumen des Palais Oppenheim am Gustav-Heinemann-Ufer 136-138 noch bis zum 11. Juni besichtigt werden. Öffnungszeiten: montags bis freitags 10 bis 18 Uhr, samstags 12 bis 16 Uhr und am heutigen Freitag von 10 bis 21 Uhr.