Kunst Besonderen Schätzen auf der Spur

Köln · So mancher Hausbesitzer hofft, auf dem eigenen Dachboden oder im Keller noch besonders wertvolle Schätze zu entdecken. Auch so manches Erbstück gibt den neuen Besitzern Rätsel auf. Beim renommierten Auktionshaus Sotheby’s im Kölner Palais Oppenheim konnten die Besucher gestern ihre Schätze von den Experten einmal schätzen lassen - vom alten Ölgemälde bis zu Juwelen und Uhren.

Seit 1992 ist Dr. Herbert van Mierlo Experte beim renommierten Auktionshaus Sotheby‘s.

Foto: step/Eppinger

„Bei den Schätztagen haben wir schon so manche Überraschung erlebt. Da wurden uns Mappen gebracht, die lange unter dem Bett oder unter dem Schrank lagen. Da kommt es schon einmal vor, dass man einen schönen Holzschnitt von Emil Nolde oder eine expressive Zeichnung von Max Pechstein unter den einzelnen Papieren entdeckt. Umgekehrt finden sich gerne auch mal einfache Reproduktionen von Tizian- oder Raffael-Gemälden aus dem Louvre“, sagt Barbara Guarnieri, während gerade die ersten gut in Decken eingepackten Kunstwerke im Auktionshaus ankommen.

Bei den Schätztagen
ist jeder willkommen

Die Expertin für moderne und zeitgenössische Kunst hat Kunstgeschichte studiert und direkt nach dem Magisterabschluss bei einem Auktionshaus angefangen. „Da musste ich wieder bei null anfangen, denn das Beurteilen von Kunst lernt man nur direkt bei der täglichen Arbeit“, sagt die Sotheby’s-Mitarbeiterin.

Oft wüssten die Kunden nur den groben Wert ihrer Kunstwerke. Nach einer professionellen Schätzung verkaufen viele auch direkt ihren Schatz. „Wir müssen dann beurteilen, ob das Objekt für unsere Auktionen geeignet ist oder ob wir im niedrigeren Preissegment auch andere Häuser weiterempfehlen“, sagt Guarnieri, die auch als Expertin schon bei der NDR-Fernsehsendung „Lieb und Teuer“ im Einsatz war. „Auch dort steckt sehr viel Arbeit und Expertise hinter der Beurteilung vor der Kamera. Oft gibt es auch vorab ein Casting, um geeignete Objekte für das Fernsehen zu bekommen. Hier bei Sotheby’s ist bei den Schätztagen jeder willkommen.“

Ein breites Wissen über verschiedene Bereiche der Kunst und des Kunstgewerbes kann Dr. Herbert van Mierlo vorweisen, der seit 1992 als Experte bei Sotheby’s im Einsatz ist. „Es kommt schon häufiger vor, dass die Kunden nicht zu uns kommen, sondern, dass wir die Kunden in ihrem Schloss oder sonstigem großen Anwesen besuchen und dort alles vom Dachboden bis zum Keller durchsehen.“

Zu den besonderen Entdeckungen gehörte für ihn eine Reiterskulptur in einem Karton, die ein Kunde in Berlin vorbeibrachte. „Das war ein Reiter, der ein wildes Pferd zähmt. Geschaffen wurde die Figur mit dem Titel ,Bronco Buster‘ vom amerikanischen Künstler Frederic Remington. Viele der Figuren in Europa sind Fakes. Dies war aber ein echter Abguss mit der Nummer 16. Die Nummer 1 befindet sich im Weißen Haus in Washington. Bei einer Auktion in New York hat die Skulptur 800.000 US-Dollar erzielt.“

Etwa fünf Prozent der gebrachten und begutachteten Werke sind echte Schätze. „Dafür braucht man viel Erfahrung und ein gutes Auge. So hatte ich adlige Kunden in einem großen Anwesen besucht. Ich saß in der Bibliothek und direkt hinter mir stand seit mehr als drei Generationen eine große Tischuhr. Sie stammte vom berühmtesten Uhrenmacher der Welt - dem Briten Thomas Tompion. Auf einer Auktion wurde sie für mehr als 900.000 britische Pfund verkauft - die teuerste je in Europa verkaufte Uhr ihrer Art“, erinnert sich van Mierlo.

Als Expertin für Druckgrafiken war Martina Janke im Palais Oppenheim im Einsatz. „Druckgrafiken und Editionen sind der ideale Einstieg für junge Sammler, sind aber auch bei den Spezialisten beliebt. Da gibt es bei den Schätztagen immer wieder schöne Entdeckungen wie bei Werken von Franz Marc oder Karl Schmidt-Rottluff. Manche Werke sind aber auch nur Reproduktionen. Ich mag selbst vor allem die klassische Moderne der 1920er und 1930er Jahre sowie die Pop-Art, vor allem von Andy Warhol. Da haben wir auch einige besondere Objekte wie das ,Fiesta Pig‘ bei unserer nächsten Auktion. Dazu kommt eine frühe Grafik von Gerhard Richter.“

Den besonderen Blick für Juwelen und Uhren hat der Experte und Auktionator Philipp Demeter, der für den Schätztag extra aus Genf angereist war. „So ein Tag bringt immer wieder Überraschungen mit sich. Das gilt auch für Besuche bei Kunden. In einem Fall wurde ich durch die Garage in den Keller geführt, um eine Uhrensammlung mit 18 wertvollen Exemplaren zu begutachten. Darunter waren sehr seltene Uhren aus limitierten Editionen. Die Sammlung konnte ich auf einen Wert zwischen 300.000 bis 500.000 Euro schätzen. Sie wird demnächst in Genf versteigert.“

Noch wertvoller war eine Rolex „Daytona Paul Newmann JPS“. „Der Schauspielername steht für ein bestimmtes Zifferblatt und JPS für den Formel-1-Rennstall mit seinen Teamfarben, die sich in der Uhr wiederfinden. Die Rolex wurde 1972 gekauft und nie getragen. Sie war in einem fantastischen Zustand. Wir haben sie auf 600.000 bis 1,3 Millionen geschätzt. In Genf brachte sie schließlich 2,3 Millionen ein. Ersteigert hatte sie das Unternehmen Rolex selbst, die die Uhr als Exponat für ein Museum nutzen will“, erinnert sich Demeter.