Bühne „Bikini Skandal“ in der Volksbühne
Köln/Badenweiler · Wenn in der beschaulichen südbadischen Gemeinde Badenweiler vor dem Festspielhaus der rote Teppich ausgerollt wird und die beiden Theatermacher ihren Smoking aus dem Schrank holen, wird es turbulent.
Dann bestimmt der „Bikini-Skandal“ das Markgräflerland und bringt dem Publikum im Theatersaal mit seinen 600 Plätzen einen ziemlich unterhaltsamen Abend. Noch bis zum Mai ist das Musical zu Gast in Süddeutschland, bevor es sich für sein großes Gastspiel in Köln vorbereitet.
Die Idee dafür stammt von Jochen Frank Schmidt, der gemeinsam mit Alexander Dieterle seit 2006 in Bad Säckingen in einem ehemaligen Kino das Gloria-Theater betreibt. Kennengelernt hat sich das Duo bereits während der Schulzeit beim Besuch des Klavierunterrichts. 1994 gründeten die beiden ihre Band Omikron, mit der sie erfolgreich zwei Alben produzierten und mit ihrem Paten Smudo ebenfalls erfolgreich beim Bundeswettbewerb „Jugend rockt“ teilnahmen.
Von der eigenen Band
zum eigenen Theater
„Ich wollte schon immer Musik machen, von der ersten Sekunde an. Mit der Band waren wir auch mit den Sportfreunden Stiller als Support unterwegs“, erinnert sich Schmidt, der mit sieben Jahren in der elterlichen Garage sein erstes Kasperletheater installierte. Auf die Idee, ein eigenes Musical zu schreiben und zu komponieren, brachte ihn ein Lehrer im Gymnasium. So ging er bereits mit 19 Jahren mit seinem ersten Stück „Lust am Leben“ an den Start.
An seiner Seite war immer Alexander Dieterle, der beim „Bikini Skandal“ für die Produktion und den Ton zuständig ist, während Schmidt als Komponist und Autor die Regie übernommen hat. Im eigenen Theater ist Dieterle der kaufmännische Geschäftsführer. „Alex war immer der Mann für alles und mein wichtigster Helfer“, berichtet Schmidt. Nach dem abgeschlossenen Studium kommt der Entschluss des kreativen Duos, mit einem eigenen Theater in die Musicalbranche groß einzusteigen.
„Zunächst wollten wir in Waldshut-Tiengen ein komplett neues Theater bauen und hatten dafür auch schon einen Investor. Dann kam der Bürgermeister von Bad Säckingen und bot uns sein Theater an. Das Kinogebäude dort wurde schon als komplettes Theater gebaut, war allerdings damals in einem maroden Zustand und musste von Grund auf saniert werden. In den großen Saal haben wir uns aber auf Anhieb verliebt“, berichtet der heutige Intendant des Gloria-Theaters.
Inzwischen hat Schmidt sechs eigene Musicals geschrieben. Dazu kamen die Adaption des Elton-John-Musicals „Aida“ und zwei Wiederaufnahmen. Der „Bikini Skandal“ war bislang neben dem eigenen Theater und dem Festspielhaus Badenweiler auch schon im Musicaltheater in Basel zu Gast. Jetzt kommt er erstmals nach Köln und soll dort das erfahrene Musicalpublikum im Sommer begeistern.
„Der Saal und die Bühne sind dort kleiner als in Badenweiler und in unserem Gloria-Theater. Insofern müssen wir alles anpassen. So werden der Cast und die Band etwas verkleinert. Das ändert aber nichts an der Wucht, mit der das Stück sein Publikum erreicht. Da hat ein Comedy-Musical große Vorteile, wenn die Gags funktionieren und die Melodien rüberkommen. Dafür werden wir nach dem Ende des Gastspiels in Badenweiler unser Theater entsprechend umbauen und unter den Kölner Bedingungen proben“, berichtet Schmidt.
Köln kennt Schmidt schon sehr gut: „Ich habe in der Stadt als Student vier Monate gelebt und mag Köln sehr. Die Volksbühne ist ein großartiges Theater, wo in jeder Pore noch die alte glorreiche Millowitsch-Zeit steckt. Wir hatten daher mit dem Geschäftsführer der Volksbühne, Axel Molinski, Kontakt aufgenommen und konnten ihn schnell von unserem Stück überzeugen.“
Die Geschichte der eigenen Großmutter wird Teil des Musicals
Für die Idee zum „Bikini Skandal“ war unter anderem auch Schmidts Großmutter zuständig. „Sie hat immer gesagt, die Dinge ändern sich mit der Zeit. Sie kam als Flüchtling von Danzig nach Ravensburg und war dort die Neue, die sich direkt den feschsten Mann geangelt hat. In den 50er Jahren war sie mit dem Bikini am lokalen See unterwegs, was die konservative Damenwelt dort nicht gerade begeistert hat. Aber fünf Jahre später waren alle am See mit diesem modischen Kleidungsstück unterwegs.“
Auch der alte Hit „Itsy Bitsy Teenie Weenie Honolulu-Strand-Bikini“ hat Schmidt inspiriert. „Dazu kam die Tatsache, dass ich ein großer Tatort-Fan bin, und so kam der Krimi mit seinem Mörder ins Stück und die Rolle der Omi Fichtelhuber, die als schwäbische Miss Marple dem Kommissar und ihrem Enkel, dem Dorfpolizisten, bei der Lösung des Falls unter die Arme greift. Mit Nico Alesi haben wir hier die ideale Besetzung und unseren Publikumsliebling gefunden.“
Während im Süden der Republik ein Berner Unternehmerpaar als Running Gag das Stück aufmischt und die nachbarlichen Vorurteile auslebt, werden dies beim Kölner Gastspiel zwei Eheleute aus den Niederlanden übernehmen. Im Original dabei ist der Namensgeber des Musicals, der Bikini. „Hier wurden wir von Maryan Mehlhorn und ihrem Unternehmen, der Maryan Beachwar Group unterstützt und beraten. So haben wir die perfekten Bikinis der 50er Jahre für uns gefunden“, berichtet Schmidt.
Und darum geht es im Stück: In einem beschaulichen Dorf am Rande des Allgäus mischt am Ende der 50er Jahre die Unternehmenstochter Giselle von Pfeiffer die Gemeinde auf, weil sie es wagt, zum Baden nur mit einem Bikini bekleidet zu erscheinen. Ihre Beliebtheit hält sich schon vorher in Grenzen, da sie mit der Schließung des väterlichen Unternehmens das Dorf in die Pleite getrieben hat. Außerdem hat sie den Blick auf die verheirateten Männer des Dorfes geworfen. Nur einen Tag später wird sie in ihrer Villa erschossen auf ihrem Liegestuhl gefunden. Das bringt das Dorf in Aufruhr, denn jeder könnte der Mörder sein. Und gerade jetzt will ein Schweizer Investor im Allgäu in den Tourismus einsteigen. Das ist jetzt die schnelle Lösung des Falls gefragt.
Service: Das Comedy-Musical „Bikini Skandal“ kommt vom 1. bis zum 31. August in die Volksbühne am Rudolfplatz, Aachener Straße 5. Vorstellungen gibt es montags, mittwochs, donnerstags, freitags und samstags um 19 Uhr, samstags auch um 14 und sonntags um 13.30 und 18.30 Uhr. Der Dienstag ist spielfrei. Die Tickets kosten ab 29,90 Euro.