Burscheid Geschäftsleute Langer Samstag: Nicht jeder macht mit
Einige Händler setzten auf die Öffnungszeiten bis abends. Doch eine breite Front dafür findet sich nicht unter Burscheider Geschäftsleuten.
Burscheid. Ute Hentschel gibt nicht auf. Jedes Jahr fordert sie im Rahmen des Vereins „Wir für Burscheid“ die Einzelhändler auf, doch die Möglichkeit des verkaufslangen Samstags zu nutzen. Ihre Forderungen und Bitten verhallen allerdings oft. Samstagnachmittags für die Kunden die Geschäfte offen zu halten, das kommt auch 2016 nicht für jeden infrage.
Bis 18 Uhr war Hentschels Buchladen am Samstag geöffnet. Das habe aber auch einen klaren Hintergrund, der nicht nur damit zu tun hat, dass die Buchhändlerin die Innenstadt für die Bürger und auswärtigen Besucher attraktiv halten wolle. Die Burscheider Geschäftsfrau macht, wie sie selbst sagt, an den Adventssamstagen gute Geschäfte. „Meiner Erfahrung nach sind immer Leute im Geschäft. Am Vormittag ist es richtig stressig. Nachmittags kann man sich für die Beratung Zeit nehmen“, sagt die Geschäftsfrau. Ihr gehe es um den Dienstleistungsgedanken. Das Kaufverhalten habe sich deutlich verändert, was nicht nur mit dem Internet zusammenhängt. Der Durchschnittskunde sei gemütlicher geworden. Er schlafe samstags gerne aus, sagt Ute Hentschel. Geschäfte, die nur bis Mittags geöffnet sind, hätten da das Nachsehen. „Wir können nicht mehr so arbeiten wie noch vor 30 Jahren.“
Grundsätzlich seien die letzten Wochen und Tage vor Weihnachten eine höchst stressige Zeit für den Einzelhandel. Das zeigt sich beispielsweise am Samstag im Spielwarenladen „Spiele mit Pfiff“. Schon von draußen hörte man Kinder, die riefen: „Ich will das da!“ Das Hauptgeschäft läuft naturgemäß in Sachen Spielzeuge zu Weihnachten.
Auch Ute Hentschel mache einen Viertel des Jahresumsatzes in wenigen Wochen. Überstunden fielen da an. Zusätzliches Personal werde eingekauft. „Die heiße Phase kommt erst noch“, sagt auch Anastasia Vasilakopoulou.
Sie führt das Geschäft „Liebevoll“ ebenfalls an der Hauptstraße und hatte am Samstag auch etwas länger als sonst geöffnet. Ohnehin habe die Einzelhändlerin die Öffnungszeiten der Saison angepasst. So habe ihr Geschäft nun durchgehend geöffnet.
Vasilakopoulou setzt große Hoffnungen in den verkaufsoffenen Sonntag am 18. Dezember. Viele Kunden nutzten diesen letzen Sonntag vor Heiligabend, um Geschenke einzukaufen, das habe sich in den vergangenen Jahren immer wieder gezeigt. So könne Anastasia Vasilakopoulou es nicht verstehen, dass einige Händler im Herbst gesagt hätten, der verkaufsoffene Sonntag habe sich für sie nicht gelohnt. Sie selbst mache mit ihren Wohnaccessoires und der Kinder- und Damenkleidung guten Umsatz. „Bis 17 Uhr wird am Sonntag Halligalli sein“, schätzt die Händlerin. „Die Burscheider Kunden bleiben trotz des Einkaufsdrucks immer freundlich. Das ist angenehm.“
Aktuell würden Decken sehr gut laufen. „Dafür muss ich keine Werbung machen“, sagt Anastasia Vasilakopoulou. Sie selbst habe noch nicht alle Geschenke für ihre Liebsten zusammen, was sie aber sportlich nimmt. Die Ideen würden schon noch kommen, ist sie sich sicher.
Sabine Batzem bekam eine Geschenkidee bei „liebevoll“. Dekoartikel für die Nichte. Damit sind alle Geschenke gekauft. „Meine Kinder wollen nichts mehr. Wenn, dann Geldgeschenke. Mein Mann und ich schenken uns auch nichts“, erzählte die Burscheiderin, die angab, selbst keinen Weihnachtswunsch zu haben. Ob sie den verkaufsoffenen Sonntag nutzen wird, ist daher fraglich. „Es kommt auf das Wetter an, glaube ich.“