Lobbyist des Behindertensports

Friedhelm Julius Beucher war in der vergangenen Woche in Peking – und wurde dort Zeuge einer immer stärkeren Professionalisierung.

Burscheid. Fünf Tage hat Friedhelm Julius Beucher die Paralympics in Peking besucht. Der Rektor der Montanusschule, ehrenamtlich Vorsitzender des Kuratoriums des Deutschen Behinderten-Sportverbandes (DBS), bringt die Gewissheit mit zurück: "Der Hang zum professionellen Behindertensport ist ungebrochen."

Die Spiele in Peking markieren für Beucher in vielerlei Hinsicht einen "Quantensprung". In Sachen Wettkampfstätten sei in China "eine neue Dimension aufgeschlagen worden". Atmosphärisch seien die Spiele "so gigantisch wie die Sportstätten". Und mehr öffentliche Aufmerksamkeit als jetzt habe es in der Geschichte der Paralympics in Deutschland noch nie gegeben.

Nicht zuletzt: Den 62Millionen Menschen mit Behinderung in China habe "die Entscheidung für Peking einen Schub verschafft, den sie sonst nie erfahren hätten", ist Beucher sicher. "Aus vielen Gesprächen mit Sportlern und Trainern weiß ich, dass Behinderte in China bisher meist versteckt wurden." Doch von den durch die Paralympics erreichten Fortschritten "kommt man hier nicht mehr runter".

Aber der Kuratoriumsvorsitzende kehrt auch mit der Überzeugung zurück, dass in Deutschland mehr investiert werden muss, will man mit der Professionalisierung und der damit verbundenen Leistungsexplosion im internationalen Behindertensport mithalten. "Wir brauchen mehr hauptamtliche Trainer und mehr Geld für die Teilnahme an internationalen Leistungsvergleichen."

Im Vergleich zum Sport der Nichtbehinderten mangele es auch noch an der Versorgung der Athleten nach ihrer aktiven Laufbahn. "Die meisten haben eine Ausbildung, sind für Firmen aber wegen des erhöhten Zeitaufwandes für das Training nicht so attraktiv." Beucher sieht hier die Bundesbehörden in der Pflicht.

Eine Forderung, für die das SPD-Mitglied zum Beispiel bei den ehemaligen Kollegen aus dem Sportausschuss des Deutschen Bundestags warb. Hier war Beucher von 1998 bis 2002 Vorsitzender.

Die Tage in Peking nutzte er auch zur Kontaktpflege mit anderen Nationalen Paralympischen Komitees. "So wollen wir als deutscher Verband gerne auf österreichischem Gebiet einen Worldcup im Ski alpin ausrichten."

Und er umwarb potenzielle Sponsoren wie Frank Bohle (Schwalbe-Reifen). Wenn jemand wie Bohle nach den Eindrücken vor Ort erklärt: "Wir müssen uns noch stärker im Behindertensport aufstellen", hat Beucher sein Ziel erreicht.

Dass der Rektor bei allem Verbandsinteresse die Montanusschule nicht aus dem Blick verliert, beweist der Ruf, den die Burscheid-Besuche inzwischen unter den Athleten genießen. Immer mehr wollen den Schülern Rede und Antwort stehen. Ganz oben auf der Liste: die Leichtathleten Wojtek Czyz (Kaiserslautern) und Heinrich Popow (Leverkusen) sowie die Schwimmerin und Goldmedaillengewinnerin Kirsten Bruhn (Neumünster).