Mollier: Firma auf dem Weg zum Ökolabel

Der Produzent von Reinigungstüchern setzt mit der neuen Fotovoltaikanlage in Sachen Strom auf Selbstversorgung.

Mollier: Firma auf dem Weg zum Ökolabel
Foto: Barbara Sarx

Burscheid. Der internationale Preisdruck in der Textilbranche ist enorm. Auch in Burscheid kann man das ablesen: Pott & Hinrichs, Thiel, RG Textil-Technik — alles Geschichte. Aber mitten in Benninghausen überlebt ein kleiner Betrieb und liefert weiter seine Reinigungstücher in alle Welt. Und die Carl Mollier GmbH verfolgt eine Strategie, damit das auch in Zukunft so bleibt: „Wir wollen das Ökolabel erreichen“, sagt Inhaber und Geschäftsführer Fritz-Günther Nicolosi.

Der 41-Jährige hat sich vor fünf Jahren einen Traum erfüllt. Er kündigte seinen Job in der Schweiz als Projektleiter im Qualitätsmanagement, ließ sich die Einzahlungen in die Schweizer Pensionskasse wieder auszahlen und kaufte den Burscheider Traditionsbetrieb Mollier, der gerade ein Nachfolgeproblem hatte. Die Vermittlung erfolgte über die Industrie- und Handelskammer.

Seither lebt Nicolosi samt Familie in Benninghausen Hauswand an Hauswand mit seinem Betrieb. 16 Mitarbeiter finden dort zurzeit Beschäftigung, zur Hälfte vor Ort, zur Hälfte in Heimarbeit. Aber der Preisdruck, gerade aus Asien, wächst. Und Nicolosi beschäftigte sich mit der Frage: „Was müssen wir machen, um die Firma neu auszurichten?“

Seine Antwort: zum einen Kosten einsparen, zum anderen mit dem Ökolabel gegenüber den Kunden höhere Preise rechtfertigen. „Denn die fragen immer stärker danach, ob die Produktion vom Strom über das Wasser bis zu den Chemikalien und dem Rohstoffbezug auch umweltverträglich ist.“

Ein wichtiger Schritt auf diesem Weg: die neue Fotovoltaikanlage auf den Sheddächern des Betriebs. Seit Januar läuft sie und deckt an guten Sonnentagen den Strombedarf der Maschinen zu 100 Prozent. Im Schnitt konnte Mollier in den ersten drei Betriebsmonaten knapp 70 Prozent der Stromkosten einsparen — bei einem Jahresbedarf von rund 32.000 Kilowattstunden. In fünf bis sechs Jahren soll sich die Investition von 45.000 Euro amortisiert haben.

Besondere Herausforderung für Michael Galley, Burscheider Vertreter der Herstellerfirma Solartechnik Stiens: die Befestigung der Anlage auf den Foliendächern. Zunächst wurde ein Statiker zu Rate gezogen. Nachdem dieser grünes Licht gegeben hatte, kam ein erst vergangenes Jahr patentiertes neues Befestigungssystem zum Tragen: Die Module hängen frei an mehreren Haken, ohne dass die Dachhaut durchdrungen werden musste. Noch wird der Stromüberschuss der Anlage ins öffentliche Netz eingespeist. Perspektivisch soll ein Stromspeicher Betrieb und Privathäuser noch autarker machen.

Autark ist Mollier inzwischen auch beim Färben. Nach dem Aus des Partners RG Textil-Technik im Luisental wurde übergangsweise in Wuppertal gefärbt. Inzwischen liefert ein belgischer Hersteller die Farbe auftragsgenau, sodass in Benninghausen gefärbt werden kann, ohne das Abwasser zu belasten. Ein weiterer Schritt in Richtung Ökolabel.