Portrait: Der Generalsekretär sehnt sich wieder nach Detailarbeit

Christian Lindner (FDP) hat seine Bundestagskandidatur über einen guten Listenplatz abgesichert.

Rhein.-Berg. Kreis. Nicht viele nennen die Städte Wermelskirchen, Düsseldorf und Berlin in einem Atemzug. Christian Lindner schon. Denn wahrscheinlich wird sich das Leben des jungen Politikers nach dem 27. September in diesen drei Städten abspielen.

Lindner kommt aus Wermelskirchen. "Das ist mein Zuhause", sagt der 30-Jährige. Er lebt in Düsseldorf, denn seit 2000 ist er Mitglied des Landtags, seit 2004 Generalsekretär der nordrhein-westfälischen FDP.

"Der Bundestag ist eine neue Herausforderung", sagt Lindner zu seiner Kandidatur, die über den Landeslistenplatz 9 abgesichert ist. "Für mich ist das ein Rollentausch. Ich habe in Düsseldorf eine Führungsverantwortung, in Berlin werde ich eine ganz normale Fachaufgabe haben." Er habe Lust, sich mal wieder in ein Thema im Detail einzuarbeiten.

Das hat er in NRW schon getan. Lindner hat am Kinderbildungsgesetz (Kibiz) mitgewirkt, am Hochschulfreiheitsgesetz, am Studienbeitragsgesetz. Dann wurde die Arbeit als Generalsekretär wichtiger. "In Berlin möchte ich gewissermaßen wieder Spezialsekretär werden." Seine Position als Generalsekretär werde er beibehalten, ein Amt in Berlin strebe er vorerst nicht an.

Während der Sitzungswochen wird Lindner zum Pendler. Wie viele Abgeordnete will er die Woche in der Hauptstadt verbringen und an den Wochenenden zurückkommen. "Ich bleibe in Düsseldorf und im Rheinisch-Bergischen Kreis beheimatet." Seine Freundin werde in Düsseldorf bleiben.

Trotz der Reisen zwischen Berlin und NRW schätzt Christian Lindner, dass das Mandat im Bundestag ihm nicht mehr Stress bereiten wird als seine derzeitigen Aufgaben. "Durch die Aufgaben, die ich hier in Partei und Fraktion übernommen habe, bin ich jeden Tag unterwegs. Mehr geht nicht, da kann nicht mehr Stress kommen."

Erholung vom Stress findet Christian Lindner in Büchern und Filmen. Er liest viel und geht gerne ins Kino. "Ich sehe gerne amerikanisches Trivialkino und weniger irgendwelche problematischen französischen Filme, in denen der alte Mann mit der jungen Frau am Meer sitzt und Geschlechter- und Generationsproblematiken diskutiert werden", gesteht er.

Zeit für Ehrenamt und Hobbys bleibt dem 30-Jährigen auch. Er wirkt in einem Förderverein eines Düsseldorfer Kinderhospiz mit. "Musik ist eines meiner größten Hobbys", erzählt Lindner weiter. Er hört gerne Cosmic, eine elektronische Musikrichtung" Außerdem hat Christian Lindner ein Faible für historischen Motorsport und historische Fahrzeuge. "Ich habe einen alten Sportwagen, der Ende der 80er gebaut wurde, der mir aber viel Ärger bereitet, weil er fortwährend kaputt ist."

In seiner Freizeit blendet der Politiker seine Arbeit auch mal aus. "Ich bin ja kein Alien." Das ihn die Politik dennoch oft beschäftigt, liege daran, dass sie eine Leidenschaft sei. "Ich mache das nicht, weil ich nichts Ordentliches gelernt hätte und nur das gerade übriggeblieben ist, sondern ich bin völlig überzeugt von dem politischen Konzept, von der Weltanschauung, für die ich stehe."

Ob er mit seinem Enthusiasmus bis zur Rente Politiker bleibt, will Lindner nicht sagen. "Das weiß ich nicht. Ich habe das Gefühl, dass es auch außerhalb der Politik ein Leben für mich geben kann."