Premiere Schloss Burg startet in die digitale Welt
Bergisches Land. · In einer neuen App erklärt ein virtueller Graf Adolf V. die Schlacht von Worringen.
Graf Adolph V. von Berg wirkt nervös, gleich zieht er in die Schlacht von Worringen. Das erzählt er ab sofort den Besuchern von Schloss Burg direkt auf deren Handys. Im Rittersaal berichtet er vor dem Wandbild vom Gemetzel im Jahr 1288. Möglich macht das eine neue App, die die Solinger Firma Excit 3D für den Schlossbauverein entwickelt hat.
Damit sei man vermutlich das erste deutsche Museum, dass den Besuchern die Geschichte digital auf diesem Weg näher bringe, erklärte Klaus Hinger, Geschäftsführer des Schlossbauvereins.
Das alles fällt unter das Stichwort Augmented Reality (AR), die auch „erweiterte Realität“ genannt wird. Anders ausgedrückt: Es geht um die computergestützte Erweiterung der Realitätswahrnehmung.
Das soll, erklärt der wissenschaftliche Referent des Schlosses, Gregor Ahlmann, die museumspädagogischen Möglichkeiten erweitern. In den kommenden zwei Jahren wird für die Sammlung des Schlosses ein neues Konzept erstellt und anschließend umgesetzt. Erster Schritt war die Sanierung des Bergfrieds. Mit ihm begann eine neue Zeit, denn im Turm der Burg gibt es bereits Videos zu markanten historischen Daten des Schlosses und der Grafen von Berg.
Werner Koch von der Solinger Firma Excit 3D und Klaus Hinger hatten 2018 auf der Solingen-Messe ersten Kontakt. Für 5000 Euro machten sich Kochs Experten ab Oktober auf den Weg, um die App zu programmieren. Dazu nutzten sie die Wandmalerei im Rittersaal. Dort ist Graf Adolph V. zu sehen. Am Rechner wurde er digitalisiert und in ein 3D-Modell gewandelt, dass sich in der App zusammen mit seinem Pferd bewegt.
Der Clou: Das kleine Smartphone-Programm benutzt die Kamera des Mobiltelefons. So steht der Graf dann mitten und in Echtzeit im Rittersaal. Bewegt man sich mit seinem Handy um die Grafen, kann man ihn aus ganz unterschiedlichen Blickwinkeln betrachten.
Die Ritter sollen sich
virtuell duellieren
Die App (siehe Kasten) kann über das freie Wlan des Rittersaals heruntergeladen werden. Anschließend muss das Passwort „1784“ eingegeben werden. Schon erscheint der Ritter: „Mein Name ist Adolph, der Fünfte seines Namens.“ Er erklärt, gleich in die Schlacht von Worringen zu ziehen. Der Konflikt mit dem Kölner Erzbischof Siegfried müsse endlich geklärt werden. Aber das werde unter den 9000 Teilnehmern der Schlacht zu einem „hohen Blutzoll“ führen. Die Mannen der Grafen von Berg, darunter viele Bauern, gewannen tatsächlich. Der Bischof kam nach Schloss Burg in Gefangenschaft.
Klaus Hinger versprach, man wolle mehr solcher Geschichten erstellen. Das soll in den kommenden Monaten umgesetzt werden, allerdings suche der Schlossbauverein dafür Sponsoren. Sogar ein Ritterturnier könne man digital anbieten, erklärte Werner Koch. Das werde rund 20 000 Euro kosten. Dabei würden im Schlossinnenhof fahrbare Kameras die Pferde und Ritter ersetzen, die von jedem Punkt der Welt aus zu steuern seien. „Das ist keine Zukunftsmusik.“, sagte Koch. Auch ist daran gedacht, den virtuellen Graf als 3D-Druck anzubieten.
Dauerhaft wird das Passwort aber regelmäßig geändert. Auch wenn man jetzt noch Graf Adolph im eigenen Wohnzimmer auftreten lassen kann, so soll dies eigentlich nur auf der Burg möglich sein. Dazu werde man auch das freie Wlan ausbauen, erläuterte Hinger.