Burscheid Skulpturen wachsen Schlag für Schlag

Schon am ersten Tag des Workshops „Mega Stein“ zeigt sich im Jugendzentrum: Die Kinder bringen nicht nur tolle Ideen mit, sie setzten sie auch mit viel Geduld um.

Foto: Doro Siewert

Burscheid. Judith hat genaue Vorstellungen, was aus ihrem Tuffstein werden soll. Ein kleines Haus an der Spitze des Steinbrockens, zu dem eine steile Treppe führt. „Wenn das fertig ist, möchte ich es als kleine Insel ins Wasser stellen“, sagt die 13-jährige Teilnehmerin des Workshops „Mega Stein“, der am Donnerstag neben dem Megafon begonnen hat.

Wie alle anderen neun Teilnehmer des Kurses, der noch bis einschließlich Samstag unter einem Zeltdach neben dem Kinder- und Jugendzentrum stattfindet, schlägt sie den Meißel behutsam aber energisch in den weichsten aller Natursteine. „Das ist eine tolle, homogone Gruppe“, freut sich Werner Hambüchen über die disziplinierte und engagierte Teilnahme der jungen Künstler. Gemeinsam mit Heinz-Peter Knoop leitet er den Kursus, der bis Dezember noch drei weitere Male stattfinden soll. Beide Bildhauer haben Erfahrungen mit den Workshops an der Balkantrasse. Zum ersten Mal findet nun eine Kooperation mit dem Megafon unter der Leitung der Katholischen Jugendagentur statt. Hausherr Marc Munz: „Als ich Werner Hambüchen vor anderthalb Jahren getroffen habe und er mir gesagt hat, dass er Steinbildhauer ist, kam mir die Idee für das Projekt. Mir schwebte vor, Kindern etwas näherzubringen, bei dem sie draufhauen können, aber auch behutsam sein müssen.“ Schließlich müssten sie neben dem Einsatz ihrer Muskeln auch vorsichtig sein, dass die gerade gewonnenen Konturen durch einen zu harten Schlag nicht sofort wieder abplatzten. Zudem müssten sie Verantwortung für sich und andere übernehmen. Ohne Schutzbrille und Handschuhe dürfe keiner arbeiten.

Ein Wunsch des Megafonleiters ging aber noch nicht in Erfüllung. „Wir kooperieren mit der Lebenshilfe und haben die Kunstwerkstatt auch Kindern mit einer Behinderung angeboten.“ Allerdings hätten sich, anders als bei der damaligen Tanzfabrik, keine Interessenten gemeldet. Womöglich müsse man kommunizieren, dass auch in dem Steinbildhauer-Workshop keine Berge versetzt werden müssten.

Zwar meint auch Sara, dass die Arbeit schwerer sei, als sie es sich vorgestellt habe, doch zeigt auch ihr Werk am ersten Tag schön gut sichtbare Konturen, die sie vorsichtig immer weiter ausarbeitet. „Das wird eine Skulptur. Das soll eine Frau mit einem Mantel werden, die anschließend noch grün und rot angestrichen wird.“ Der elfjährige Sammy musste Abstand von seinen ursprünglichen Plänen nehmen. „Ich wollte die Freiheitsstatue machen.“ Geduldig arbeitet er trotzdem ein sehr detailliertes Werk heraus: Unter einem Haus auf einem hohen Berg entsteht einen Höhle, die Schatten oder anderen Schutz liefern soll.

Und natürlich gibt es auch einen Jungen, der ein Auto aus dem Tuffstein schlägt. Die Karosserie hat Luca (11) schon fertig, man darf gespannt sein, wie er das am Freitag und Samstag mit den Rädern lösen wird . . .

Dass das handwerklich klappt, da sind Werner Hambüchen und Heinz-Peter Knoop sicher: „Wir vermitteln den Kindern die Technik. Die dimensionale Betrachtung bekommt man in drei Tagen aber nicht hin.“ Aber vielleicht entscheide sich der eine oder andere Teilnehmer ja, auch an den Folgekursen teilzunehmen. „In dieser Zeit kann man schon einiges mehr vermitteln.“