Überfall: Behinderte aus Rollstuhl gestoßen

Zwei junge Männer stehlen der 49-Jährigen das Portemonnaie und lassen ihr Opfer dann hilflos zurück.

Burscheid. Susanne P. (Name geändert) ist am Freitagnachmittag wie so oft mit ihrer Labrador-Hündin Cira spazieren. Seit vielen Jahren ist die 49-jährige Burscheiderin querschnittsgelähmt und sitzt im Rollstuhl. Sie befindet sich gerade auf dem Rückweg von dem Radweg auf der Balkantrasse in Richtung Autohaus Claas, als plötzlich zwei junge Männer neben ihr auftauchen. „Ich würde tippen, die waren unter 18“, sagt Susanne P. Einer der beiden packt sie am Arm und stößt sie aus dem Rollstuhl zu Boden.

Die Frau wird als „Missgeburt“ beleidigt, die Täter entreißen ihr den Rucksack und kippen ihn unter Gelächter aus. „Zum Glück ist in dem Moment Cira um die Ecke gekommen, die ich vorher von der Leine gelassen hatte. Sie wollte wohl gucken, wo ich bleibe, sah mich am Boden liegen und ist dann bellend und knurrend auf die beiden Jugendlichen zugerannt.“

Die Täter schnappen sich das Portemonnaie, laufen davon und lassen Susanne P. hilflos am Boden zurück. Die Frau versucht sich erst selbst wieder in den Rollstuhl zu ziehen, was aber misslingt. Unter Schock und Tränen ruft sie anschließend um Hilfe, unterstützt von ihrer bellenden Hündin. „Nach meinem Gefühl war das eine Ewigkeit, aber wahrscheinlich hat das gar nicht so lange gedauert.“

Eine andere Hundebesitzerin entdeckt die 49-Jährige schließlich, hilft ihr auf und alarmiert die Polizei. „Erst dann habe ich realisiert, dass ich ja auch selbst ein Handy dabei hatte“, blickt Susanne P. auf ihren Schockzustand zurück.

„Dumme Sprüche habe ich schon öfter hören müssen“, erzählt sie. „Aber einen so dreisten Überfall habe ich noch nie erlebt.“ Erst sagt sie, ihr sei nichts passiert. Aber zu Hause bemerkt sie Hämatome am Arm, beginnt aufgrund des Schocks zu frieren und lässt sich am Samstag im Opladener Krankenhaus untersuchen. „Allein schon, damit ich das schriftlich habe. Jetzt ist das nicht nur eine Anzeige wegen Diebstahls, sondern auch wegen leichter Körperverletzung.“

Am Montag wird sie bei der Kripo in Bergisch Gladbach ihre Aussage noch einmal zu Protokoll geben. Einer der Täter, dem Eindruck nach Deutscher, trug zur Tatzeit eine rote Schirmmütze und einen goldenen Ohrring. Der andere Täter mit eher südländischem Aussehen hatte eine Wollmütze aufgesetzt. Er war offenbar der Jüngere der beiden Täter.

Nach dem Überfall am helllichten Tag wird Susanne P. vor ihren nächsten Spaziergängen womöglich ein ungutes Gefühl haben. „Aber ich habe mir fest vorgenommen, mir von solchen Idioten nicht meine Freizeit versauen zu lassen.“