Wirte bangen um ihre Zukunft

Seit Mai ist Rauchen fast überall verboten. Hart trifft das vor allem die Gaststätten — ihnen fehlen die Gäste.

Burscheid. Beinahe vier Wochen ist es her, dass in der Gaststätte von Hannelore Haubl die letzte Zigarette gebrannt hat. Seit am 1. Mai die neue Fassung des Nichtraucherschutzgesetzes in NRW in Kraft getreten ist, herrscht bei der Inhaberin der Gaststätte Massiefen striktes Rauchverbot. Ausnahmen sind ausdrücklich verboten. „Damit ging eine Ära zu Ende und ein Stück Gemütlichkeit verloren“, sagt Haubl — und würde ihren Gästen das Rauchen am liebsten gleich wieder erlauben.

Viel war im Vorfeld darüber spekuliert worden, ob die Verschärfung des Gesetzes zum Untergang vieler Kneipen führen könnte. Die Annahme: Dürfen die Raucher nicht mehr rauchen, bleiben sie zu Hause und sorgen so für sinkende Umsätze bei den Wirten.

Ein Monat später scheint ein Teil dieser Befürchtungen eingetreten — auch wenn viele Kneipen- und Restaurantbesitzer sich lieber zurückhaltend optimistisch äußern. „Ich formuliere es mal so: Das neue Gesetz ist auf jeden Fall nicht geschäftsfördernd“, sagt Hannelore Haubl.

Auch Anto Matkovic, Inhaber der Bergischen Stuben, wählt seine Worte mit Bedacht: „Ich glaube, wir hatten Schlimmeres befürchtet“, sagt er. Denn vor allem der Biergarten — in dem nach wie vor geraucht werden darf — sorgt dafür, dass die Gäste nicht ausbleiben. „Allerdings merken wir schon, dass gerade bei schlechtem Wetter deutlich weniger los ist als früher“, sagt Matkovic. Angst hat er daher vor allem vor dem nächsten Herbst und Winter. „Ich mache mir Sorgen um unsere Zukunft.“

Rettet also der Biergarten die Zukunft vieler Kneipen und Clubs? Ines Wilke, Betreiberin des Paffenlöher Steffi, glaubt ja. Weil es dort keinen Raucherraum gibt, darf im Löh schon seit mehr als einem Jahr nicht mehr geraucht. Wer sich eine Zigarette anzünden will, geht auf die Terrasse. „Und damit geht es uns ganz gut. Denn wenn es warm ist, sind die Leute eh gerne draußen“, sagt Wilke. Probleme gebe es vor allem im Winter. Wenn die Jacken an der Garderobe hängen, stehen viele Gäste bei Minusgraden im T-Shirt draußen und rauchen. „Das ist natürlich sehr unglücklich.“

Aus diesem Grund hätte Wilke beinahe einen separaten Raucherraum gebaut — und ist jetzt froh, dass sie es nicht gemacht hat. Denn auch die sind durch das neue Gesetz verboten. „Ich habe Glück gehabt, dass ich dieses Geld gespart habe.“

Dieses Glück hätte Anto Matkovic auch gerne gehabt. Denn er hat für die Bergischen Stuben extra einen Raucherraum bauen lassen. „Das hat mich ein paar Tausend Euro gekostet. Im Endeffekt habe ich dieses Geld zum Fenster rausgeschmissen“, sagt er und berichtet von renitenten Gästen, die einfach nicht verstehen wollen, dass das Rauchen in seinem Lokal nun gänzlich verboten ist. „Es gibt Leute, die ignorieren das einfach.“

Auch die Musikkneipe Zur Post in Hilgen hatte ganz auf Raucher gesetzt, keinen Raucherraum gebaut, sondern gleich ein Raucherlokal eingerichtet. Seit das absolute Rauchverbot gilt, sorgt Geschäftsführer Niko Gudinudis sich um seine Existenz: „Allein im ersten Monat hatten wir ungefähr 30 Prozent weniger Gäste als sonst“, sagt er. Sonst hätten die Raucher oft die Nichtraucher mitgebracht, doch nun passiere es immer häufiger, dass niemand mehr komme.

Gudinudis reagiert und lässt die Küche umbauen. Eine größere Speisekarte soll mehr Besucher anlocken. „Aber der Umbau dauert ein bis zwei Monate. Und wir müssen schauen, ob wir es überhaupt so lange aushalten.“