Wirtschaft: Das moderne Gesicht der RG TT
Die Textilfirma im Luisental hat kräftig in die Zukunft investiert und erholt sich langsam von der heftigen Krise.
Burscheid. Die Gänge, die Büros, das Mobiliar: Bei der RG Textil-Technik (RG TT) im Luisental ist einiges in die Jahre gekommen. Wenn der geschäftsführende Gesellschafter Rainer Geveke (71) dann noch sagt: "2009 war ein katastrophal schwieriges Jahr", kann aus dem Eindruck schnell ein Abgesang werden. Aber die Firma hat eine zweite Seite - und die trägt erstaunlich moderne Züge.
Maßgeblich vorangetrieben von Gevekes Sohn und designiertem Nachfolger Martin (33), hat die RG TT zum Jahreswechsel 2008/2009 rund 700000 Euro in zwei Großprojekte investiert: eine Abwasserreinigungsanlage im Keller des Firmengebäudes und die Automatisierung der Färberei.
"Damit sind wir jetzt die modernste Färberei in Deutschland", sagt der Textil- und Wirtschaftsingenieur selbstbewusst.
Zur Kläranlage entschloss man sich wegen der permanent steigenden Kanalgebühren. Ein mehrstufiges Filterverfahren ermöglicht es jetzt, dass rund 80 Prozent des verwendeten Wassers nach der Reinigung wieder in den Produktionsprozess eingespeist werden. Das senkt die Gebühren enorm. Selbst wenn der Wupperverband wegen der höheren Verschmutzung des restlichen Abwassers jetzt mehr Geld für die Klärung verlangt, "ist die Anlage innerhalb von zwei Jahren bezahlt", sagt Martin Geveke.
Hochmodern ist auch die Steuerung der 24Haspelkufen, wie die zum Teil schon über 30 Jahre alten Färbemaschinen heißen. Jede von ihnen ist mittlerweile computergesteuert, was Energie, Farbstoffe, Chemikalien und Wasser spart, "aber keinen Arbeitsplatz gekostet hat", wie der Juniorchef versichert.
Trotz dieser in die Zukunft gerichteten Investitionen: Die Krise hat die RG TT arg gebeutelt. Im Januar 2009 ruhte die Arbeit an 9 von 19 Tagen komplett.
"Von einem großen Automobilzulieferer, von dem wir sonst 300000 Meter im Monat bekommen, kam im Februar 2009 kein einziger Auftrag", blickt Geveke senior zurück. Vor allem das Auslandsgeschäft, das im Schnitt schon 50 Prozent ausmacht, brach fast völlig ein.
Bis Ende Mai ging das so, dann erholte sich die Auftragslage langsam. Zum Jahresende gab es dennoch rote Zahlen. In diesem Jahr sollen sie wieder schwarz werden - auch wenn derzeit noch Kurzarbeit herrscht, nur vier Tage pro Woche und in zwei Schichten gearbeitet wird. Die vor drei Jahren genehmigte Nachtschicht wird gar nicht in Anspruch genommen.
In Burscheid behandelte Polsterstoffe finden sich nicht nur in Bussen, Bahnen und Kreuzfahrtschiffen, sondern auch in den Opernhäusern von Kopenhagen und Monaco. Aber schrittweise richtet sich die RG TT neu aus - weg von Möbel- und Deko-Velouren, die im Auftrag meist mittelständischer Webereien gefärbt und ausgerüstet werden, hin zur Behandlung technischer Textilien (Reinigungstücher, Malerwalzen etc.). "Da geht der Zug hin", sagt Rainer Geveke. Dieser Bereich umfasst schon ein Drittel des Umsatzes.
Aber Sohn Martin hat noch eine andere Vision: Er ist auf der Suche nach einem zweiten Standbein, einer zur RG TT passenden mittelständischen Firma in der Region, in der die Nachfolgeregelung bisher nicht geklärt ist. Sie müsse gar nicht aus derselben Branche kommen. "Synergien sind auch auf anderen Ebenen möglich."