Babyglück in Kempen Das schönste Weihnachtsgeschenk der Welt
Kempen · Acht Jahre lang versuchten Hanna und Stefan Herko schwanger zu werden. Auch mit medizinischer Hilfe klappte es nicht. Dann wurde Hanna doch noch schwanger. Auf natürliche Weise.
Dort liegt es. Das kleine Wunder namens Diana in ihrer Wippe und strahlt ihre Eltern an. Für die beiden Kempener ist das dreieinhalb Monate alte Mädchen ihr ganz persönliches Wunder. Denn viele Jahre haben es Hanna und Stefan Herko versucht, doch klappen wollte es nicht. Eine Zerreißprobe für das Ehepaar, was seit 20 Jahren zusammen und seit zehn Jahren verheiratet ist.
„Seit 2015 hatten wir einen festen Kinderwunsch und haben erst gedacht, okay es klappt erst mal nicht, aber, dass es dann acht Jahre dauern würde, damit haben wir natürlich nicht gerechnet“, sagt die 36-Jährige.
Die Grundschullehrerin und der Berufsschullehrer sprechen darüber, worüber viele Paare lieber schweigen. Aus Scham, Angst, Zuversicht und Hoffnung, die eventuell von Enttäuschung und Trauer abgelöst wird: „Irgendwann kommen die Fragen aus der Familie, von Freunden, wie es mit dem Nachwuchs aussehen würde, der Druck bei einem selbst steigt“, sagt der 37-jährige Stefan Herko während er seine Tochter auf den Arm nimmt. Sie teilen ihre ganz persönliche Geschichte, um anderen Paaren Mut zu machen, offen über dieses Thema zu sprechen. „Jetzt nach all der Zeit weiß ich, dass es viel der Kopf ist, der dabei eine Rolle spielt“, erklärt Hanna Herko. Nach ihrem 30. Geburtstag schlug bei der Kempenerin immer lauter die „biologische Uhr“, das Bedürfnis eine Familie zu gründen. „Wir haben es lange auf natürliche Weise probiert, nachher die fruchtbaren Tage versucht ganz genau zu bestimmen“, sagt die frisch gebackene Mama. Und ihr Mann ergänzt: „Aber irgendwann gerät man in so einen Kreislauf, dass man muss, nicht weil die Lust da ist, das spannte die Situation natürlich an.“ Eine Achterbahn der Gefühle für das Ehepaar. „Irgendwann fragt man sich, an wem es wohl liegt, ich bin dann natürlich zum Arzt und habe Tests machen lassen“, so die Mutter einer Tochter. Als klar war, dass ihre Werte keine Auffälligkeiten aufzeigen, ging auch Stefan zum Arzt. „Das war im Januar 2020 und das erste Spermiogramm war nicht gut, danach war ich komplett niedergeschlagen“, erklärt er. Der 37-Jährige fühlte sich schuldig und spricht von „Versagen“.
Die Eheleute haben auch über Alternativen nachgedacht
Das Paar sprach offen über andere Möglichkeiten, eine Familie zu gründen. Dazu gehörten künstliche Befruchtung oder auch Adoption. „Ich habe auch mal darüber nachgedacht ein Pflegekind aufzunehmen“, sagt Hanna Herko. Beide hätten sich das gut vorstellen können, denn sie sind beide Lehrer und kennen um die vielen Schicksale von Kindern, denen es nicht gut geht. Immer wieder nahm sich das Ehepaar die Zeit zum „Durchatmen“, machte sich nicht zusätzlich Zeitdruck, versuchte es zumindest. Sie wagten dann Ende 2020 den Weg in eine Kinderwunschklinik und waren erstaunt: „Dort machte ich zwei Spermiogramme und beide waren völlig in Ordnung“, erzählt Stefan Herko. Dadurch fühlte sich dann seine Frau wiederum unter Druck: „Also liegt es an mir, dachte ich, wir überprüften die Eizellen“, sagt sie. Es lag eine Erhöhung des Prolaktinwerts vor, das kann dazu führen, dass eine Schwangerschaft ausbleibt. Immer wieder sprach das Paar offen über seine Gefühle, versuchte sich nicht verrückt zu machen, dabei half auch der Zuspruch ihrer Familien. „Wir hatten immer wieder Momente in den Jahren, wo sich kurzfristig eine andere Priorität dazwischen schob“, erklären die Eltern. Dazu gehörte der Hauskauf mit großem Grundstück, viel Platz für Kinder. Theoretisch. Bis dahin versuchten sie es weiter auf natürliche Weise.
Ende 2022 saßen sie erneut in der Klinik, um die erste Insemination (dabei wird der männliche Samen direkt in den weiblichen Uterus eingebracht) machen zu lassen, im Oktober 2023 folgte dann die Zweite: „Es flossen sehr viele Tränen, die Enttäuschung darüber, dass es nicht geklappt hat, aber ich blieb positiv“, sagt Hanna Herko. Die Hoffnung blieb. „Nach beiden Versuchen waren wir am Boden, sehr viel Geld war weg und Hanna war nicht schwanger“, so der Familienvater. Ihr persönlicher Tiefpunkt: „Als der Arzt uns nach einem weiteren Test, der direkt nach dem Geschlechtsverkehr stattfand, sagte, dass wir beide nicht kompatibel sind“, erinnert sich Stefan Herko. Sie sollten nach Hause fahren, die Weihnachtszeit genießen. Das war im Dezember 2023.
Das Paar versuchte abzuschalten, den Kopf freizubekommen. „Dann zwei Tage vor Heiligabend spannten meine Brüste so komisch und ich war überfällig“, sagt Hanna und lächelt. Sie hatte noch Schwangerschaftstests und konnte es nicht glauben, als sie zwei Striche sah. „Stefan hatte Weihnachtsfeier, ich war total durch den Wind“, erinnert sie sich. Als auch der zweite Test positiv war, überraschte sie ihren Mann am Abend vor Heiligabend mit dieser süßen Botschaft. „Die Angst war präsent, dass ich es verlieren könnte, doch ich hatte eine wunderschöne Schwangerschaft, es ging mir gut“, so die 36-Jährige. Nach 27 Stunden Wehen erblickte ihre kleine Diana dann Anfang September das Licht der Welt. „Kerngesund, ich war so stolz, als ich beide abgeholt habe aus dem Krankenhaus“, erinnert sich Stefan Herko mit einem Lächeln. Beide strahlen ihr Kind an und sind doch ratlos: „Warum es so lange nicht funktioniert hat, das wissen wir nicht, aber umso mehr genießen wir das, was wir jetzt haben, jetzt sind wir eine Familie“, so die Herkos. Der Wunsch nach einem zweiten Kind ist da, aber sie wollen sich damit keinen Druck machen.