Bauer, Torfstecher und Besenbinderin für Leuth Engagierte Diskussion um neue Symbolfiguren
Nettetal-Leuth · Ein Bauer, ein Torfstecher und eine Besenbinderin aus natürlich rostendem Stahl sollen im nächsten Jahr auf dem Petershof in Leuth stehen. Die Figuren sollen zum Gespräch und Nachdenken anregen.
Alle anderen Ortsteile von Nettetal haben bereits Symbolfiguren. Warum nicht auch Leuth?“, fragt Anne Nowak. Die Schriftführerin des Verkehrs- und Verschönerungsvereins (VVV) Leuth engagiert sich gemeinsam mit einer Gruppe von Anwohnern dafür, dass künftig auf dem südlichen Teil des Petershofs mitten im Ortskerns drei Symbolfiguren stehen werden.
„Ich habe keine Zweifel, dass im kommenden Jahr die Symbolfiguren dort zu sehen sein werden“, sagt der Ortsvorsteher Willi Ridder, der als Schatzmeister des VVV Leuth an dem Projekt mitarbeitet. Er hält für realistisch, dass die Figuren schon im zweiten Quartal 2025 den Ortskern verschönern werden. Zwar steht die Genehmigung der Stadtverwaltung noch aus, doch davon sei die Verwirklichung nicht abhängig, sagt Ridder. „Wenn die Stadt einen Fördertopf anzapfen und uns unterstützen kann, freuen wir uns natürlich trotzdem.“
Zur Diskussion standen drei Figuren: ein Bauer, weil Leuth lange Zeit ein Bauerndorf war, ein Torfstecher, weil die Nettetaler Seen ausgestochen wurden, und eine Besenbinderin, weil die Frauen im Ort früher im Winter Reisigbesen gebunden haben. Da all diese Ideen großen Anklang fanden, entschied man sich für eine Gruppe mit allen dreien.
Für die Realisierung dieser Idee wurde die in Nettetal aufgewachsene Design-Künstlerin Leila Rudzki gewonnen. Sie entwickelte einen anderen Ansatz als bei den dreidimensionalen Bronze-Figuren in anderen Stadtteilen. In ihren Entwürfen sind die Figuren zweidimensional und voller Ornamente, die zum genauer Hinschauen einladen und viele Geschichten erzählen. Gefertigt werden sollen sie aus Corten-Stahl, der in der Natur rosten wird und eine natürliche orange-braune Patina entwickelt. „Ich wollte eine warme, natürliche Oberfläche schaffen“, sagt die Künstlerin. „Und die Patina weist auf die Vergänglichkeit hin.“
Auch das Leuther Unternehmen Treppenbau Saage unterstützt das Projekt sehr tatkräftig. „Vor einem Jahr ist der Verein auf uns zugekommen“, erzählt Angelika Saage, deren Mann Detlev den Betrieb leitet. Das metallverarbeitende Unternehmen wird die drei bis zu 1,80Meter hohen Figuren zusammen mit Leila Rudzki bauen.
Ein Grundgedanke des Projekts ist, dass die Leuther Bürger beteiligt werden sollen. Deshalb wurde der Entwurf von Leila Rudzki bei einem Trieffen vorgestellt und intensiv diskutiert. „Ich habe überhaupt kein Problem damit, Anregungen der Menschen aus dem Ort aufzunehmen“, sagt die Künstlerin. Sie will nicht einfach ein Kunstwerk in den Ort setzen. „Ich finde das Gespräch toll, weil ich die Figuren ausdrücklich für dien Menschen hier schaffe und sie sich mit ihnen identifizieren können sollen.“
Dabei sorgten die Entwürfe zunächst für hitzige Diskussionen. Statt die traditionellen Vorstellungen der Menschen zu bedienen, hat Leila Rudzki sehr moderne, teils provokative Figuren geschaffen. Vor allem die Besenbinderin ist kein altes, gebeugtes Mütterchen, sondern eine schlanke, Powerfrau mit wehendem Pferdeschwanz. Ihre Sitzhaltung ist etwas lasziv. „Diese selbstbewusste Frau gefällt uns sehr gut“, sagt Anne Nowak vom VVV Leuth. „Darüber werden die Leute sich Gedanken machen und intensiv diskutieren.“ Auch Angelika Saage freute sich über die mutige Umsetzung: „Das ist mal etwas Junges, Frisches.“
Diskutiert wurde auch über die Korrektheit des Begriffs „Torfstecher“ Aber auch dazu hat Angelia Saage eine entspannte Haltung: „Das war doch der Beruf früher“, sagt sie. „Ich verstehe nicht, wenn man daraus ein Problem macht.“ Auch der Ortsvorsteher und VVV-Schatzmeister Ridder stellt klar. „Ich sehe an dem Begriff nichts Verwerfliches.“
Er findet sehr erfreulich, wie engagiert in Leuth über die Symbolfiguren diskutiert wird. „Ich finde auch gut, wenn Kunst etwas provoziert“, sagt er. Alle Figuren tragen auch das Wappen von Nettetal als Ornament und betonen die Verbindung zu den anderen Ortsteilen. „Trotzdem werden wir bald unsere ganz eigenen Figuren haben“, sagt Angelika Saage. „Und ich kann mir vorstellen, dass die Leuther stolz darauf sein werden.“