Im Einsatz für Prävention und Aufklärung „Wir versuchen, Jugendliche vor Radikalisierung zu schützen“

Düsseldorf · Seit zehn Jahren bemüht sich ein landesweites Extremismus-Präventionsprojekt um besonderen Jugendschutz.

Das „Wegweiser“-Programm setzt an, bevor Verbrechen entstehen.

Foto: dpa/Marcus Führer

Vor zehn Jahren startete in Düsseldorf das Präventionsprogramm „Wegweiser – stark ohne islamistischen Extremismus“ des NRW-Innenministeriums.

Inzwischen gibt es 25 Standorte im Land. Samy Charchira, Leiter von Wegweiser in Düsseldorf und im Kreis Mettmann, ordnete am Donnerstag ein, um welche Kernziele es geht: „Zehn Jahre Wegweiser, das sind auch zehn Jahre Jugendschutz. Wir versuchen, Jugendliche davor zu schützen, in Kontakt mit radikalisierenden Inhalten und radikalisierenden Gruppen zu kommen und wollen erreichen, dass die Heranwachsenden das ablehnen.“ Das sei keine einfache Aufgabe. „Wer sich etwas damit auskennt, weiß, wie ausgeklügelt solche Ansprachen sein müssen“, sagte der Sozialpädagoge bei der Jubiläumsveranstaltung im Haus der Jugend.

Auch um Eltern und andere Gruppen kümmere sich Wegweiser mit seinen Angeboten. „Es ist dramatisch für Eltern, wenn das Kind droht abzudriften. Wir versuchen dann zu unterstützen, zu begleiten und zu beraten.“ Dirk Sauerborn, früherer Polizeihauptkommissar und einer der bekanntesten Mitarbeiter im Projekt, erinnert sich an die erste Zeit: „Unser Ziel war es, zu den Menschen hinzugehen, sie anzusprechen, da zu sein und den Vertrauensvorschuss, den ich über die Polizeiarbeit hatte, einzubringen.“ Auch Ataman Yildirim vom Verein „Orient-Okzident Express“ blickte im Bühnengespräch zurück: „Viele sehen: Da sind Menschen mit muslimischem Background in der Präventionsarbeit, die sprechen die Sprache, kennen die Kultur und das weckt dann Vertrauen.“

Zum Zehnjährigen stellte die Beratungsstelle im Haus der Jugend an verschiedenen Stationen, den sogenannten „Worldcafés“, ihre Arbeit vor. Auf dem Programm standen beispielsweise die „Codes und Erkennungsmerkmale extremistischer Akteure“ oder die „Wechselwirkungen zwischen Radikalisierung und Rassismus und Diskriminierungserfahrungen“. Dabei wurde klar: Die Wegweiser-Beratungsstelle und ihr Team leisten in Düsseldorf seit einem Jahrzehnt einen bedeutsamen Beitrag zur Beratung, Sensibilisierung und Aufklärung beim Thema islamistischer Extremismus.

Dabei geht es immer auch um die Stärkung der Demokratie. „Radikalisierte Gruppen haben es auf unsere Demokratie abgesehen, sie wollen spalten und Zwietracht säen“, sagt Samy Charchira. Vor Ort war auch Uwe Schmidt vom Verfassungsschutz. Er nannte Zahlen: „Das Programm startete vor zehn Jahren zunächst mit drei Standorten in Düsseldorf, Bonn und Bochum. In den folgenden Jahren ist es gelungen, an allen Standorten gute Netzwerke zu bilden.“ Seitdem wurden 1700 Betroffene beraten, 43 000 Anfragen erreichten „Wegweiser“ und es gab über 9500 Sensibilisierungsmaßnahmen.

Ins Leben gerufen wurde das bundesweit beachtete Präventionsprogramm im Jahr 2014. Seit März 2021 ist es in Trägerschaft der Aktion Gemeinwesen und Beratung.

(sime jj)