Über das Internet radikalisiert Terrorverdächtige Jugendliche schweigen bei Prozessauftakt in Düsseldorf
Düsseldorf · Während des Ramadan wollten sie laut Anklage christliche Kirchen angreifen: In Düsseldorf hat am Freitag ein Prozess gegen drei mutmaßliche IS-Sympathisanten begonnen. Das Besondere: Sie sind zwischen 15 und 17 Jahre alt, eine Jugendliche stammt aus Düsseldorf.
(kess) Noch bevor die Angeklagten aus dem Hafttrakt kommen, wird die Öffentlichkeit aus dem Saal des Düsseldorfer Landgerichts gebeten. Zu jung sind die drei, auch wenn die Vorwürfe gegen sie schwer wiegen. Einer 16-Jährigen aus Düsseldorf, einem 15-Jährigen aus Lippstadt und einer 17-Jährigen aus Iserlohn wird vorgeworfen, einen islamistischen Anschlag geplant zu haben. Am Freitag hat der Prozess gegen sie begonnen, die Anklage lautet auf Vorbereitung einer schweren staatsgefährdenden Straftat. Seit Ostern sitzen die Jugendlichen in Untersuchungshaft.
Laut Anklage sollen sie sich gemeinsam mit einem weiteren Jugendlichen, der seit dieser Woche in Stuttgart vor Gericht steht, über das Internet radikalisiert und unter anderem Propagandamaterial des sogenannten Islamischen Staats (IS) konsumiert haben. Nach Auskunft der Düsseldorfer Generalstaatsanwaltschaft kommt das immer häufiger vor, wie eine Sprecherin sagt. So habe es allein bei der dort angegliederten NRW-Zentralstelle für Terrorismusverfolgung im vergangenen Jahr bis zu fünf Verfahren gegeben, bei denen Jugendliche im Fokus standen, die sich über die Online-Kanäle islamistischer Gruppen radikalisiert hatten.
Die drei nun in Düsseldorf angeklagten Jugendlichen sollen über den Messenger-Dienst Telegram kommuniziert und geplant haben, an einem Sonntag während des muslimischen Fastenmonats Ramadan in christliche Kirchen einzudringen. Dort wollten sie laut Anklage Gläubige mit Messern und Schusswaffen attackierten und die Gebäude anschließend mit Molotowcocktails in Brand setzen.
Aufmerksam wurden die Behörden dann im Frühjahr zunächst auf die Jugendliche aus Iserlohn, weil diese offenbar Pläne hegte, nach Syrien zu reisen und sich dem IS anzuschließen. Bei einer Razzia am Gründonnerstag wurde unter anderem ihr Handy sichergestellt, über das sich dann Verbindungen zu den anderen Jugendlichen ziehen ließen. Auch die Wohnung der damals noch 15-Jährigen in Düsseldorf wurde anschließend durchsucht, dabei wurden Ermittlerkreisen zufolge eine Machete und ein Dolch gefunden. Die Familie soll zudem nicht zum ersten Mal im Visier der Behörden stehen: Der Vater soll bereits durch Spenden an den IS aufgefallen sein.
Der Prozess gegen die drei Jugendlichen findet vollständig unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt. Im Nachgang des ersten Prozesstages wurde lediglich bekannt, dass alle drei darauf verzichteten, sich zu den Vorwürfen zu äußern. Welche Strafen sie möglicherweise erwarten, ist unklar: Im Jugendstrafrecht gibt es anders als im Erwachsenenstrafrecht kein Mindestmaß für bestimmte Straftaten. Der Prozess wird in der kommenden Woche fortgesetzt. Das Landgericht hat bis Mitte März insgesamt zwölf Verhandlungstage angesetzt.