Prozess in Düsseldorf Jugendliche sollen Anschlag auf Kirchen geplant haben
Düsseldorf · Vor dem Düsseldorfer Landgericht stehen ab kommender Woche drei jugendliche mutmaßliche IS-Anhänger, die im Frühjahr geplant haben sollen, christliche Kirchen zu attackieren. Darunter ist auch eine 16-Jährige aus Düsseldorf. Die drei sollen sich über das Internet radikalisiert haben.
Vor dem Düsseldorfer Landgericht wird ab der kommenden Woche ein mutmaßlich von Anhängern des sogenannten Islamischen Staats (IS) geplanter Anschlag verhandelt. Außergewöhnlich ist das jugendliche Alter der drei Angeklagten: Sie sind gerade einmal zwischen 15 und 17 Jahre alt. Alle drei sind deutsche Staatsbürger und kommen aus Nordrhein-Westfalen: eine 16-Jährige, die zur Tatzeit 15 war, stammt aus Düsseldorf, eine 17-Jährige aus Iserlohn und ein 15-Jähriger aus Lippstadt.
Laut Anklage sollen die drei gemeinsam mit einem von der Staatsanwaltschaft Stuttgart verfolgten vierten Jugendlichen geplant haben, an einem Sonntag im Frühjahr in christliche Kirchen einzudringen und dort auf Personen zu schießen und einzustechen. Anschließend sollten die Kirchen mit Molotowcocktails in Brand gesetzt werden.
Der Düsseldorfer Generalstaatsanwaltschaft zufolge radikalisierten sich die drei über Propagandamaterial des IS und verabredeten sich dann im März 2024 über den Messengerdienst Telegram dazu, einen Terroranschlag zu begehen. Als mögliche Ziele seien Düsseldorf, Dortmund, Köln, Iserlohn und Stuttgart genannt worden, heißt es. Zunächst hätten die Jugendlichen erwogen, Hauptbahnhöfe, Gerichtssäle oder Polizeistationen zu attackieren, sich dann aber für Angriffe auf christliche Kirchen entschieden. An einem Sonntag während des muslimischen Fastenmonats Ramadan sollte der Anschlag laut Anklageschrift stattfinden. Dann aber sei die Polizei in Hagen auf die damals 16-Jährige aus Iserlohn aufmerksam geworden, weil es Hinweise darauf gab, dass die Jugendliche nach Syrien ausreisen wollte, um sich dem IS anzuschließen. Darüber tauschte sie sich offenbar mit der Jugendlichen aus Düsseldorf aus. Zudem stießen Ermittler bei der Auswertung ihres Mobiltelefons auf einen zweiten Chat, in dem die Anschlagspläne diskutiert wurden.
Die drei Jugendlichen wurden an Ostern festgenommen, seitdem sitzen sie in Untersuchungshaft. Bei einer Razzia am Gründonnerstag waren in der Wohnung der 16-Jährigen in Iserlohn ihr Handy und ein Messer sichergestellt worden. Auch bei der Jugendlichen in Düsseldorf sind offenbar Waffen gefunden worden. Zudem soll es bereits zuvor Ermittlungen im Umfeld ihrer Familie gegeben haben, weil der Vater Spenden für den IS gesammelt haben soll. Die drei Jugendlichen sollen sich außerdem laut Anklage Anleitungen zur Herstellung von Molotowcocktails und anderen Sprengvorrichtungen beschafft haben. Ziel sei es gewesen, möglichst viele arg- und wehrlose Personen zu töten.
Der nordrhein-westfälische Innenminister Herbert Reul (CDU) hatte nach der Festnahme der drei von einem schnellen Eingreifen der Sicherheitsbehörden gesprochen. „Es hat geklappt, Schlimmeres zu verhindern“, hatte Reul gesagt, von den ersten Erkenntnissen bis zur Festnahme habe es gerade einmal fünf Tage gedauert.
Angeklagt sind die drei nun wegen der Vorbereitung einer schweren staatsgefährdenden Gewalttat. Laut NRW-Innenministeriums haben sie sich zu den Vorwürfen geäußert. Ob sie diese abstreiten oder geständig sind, ist jedoch noch nicht öffentlich bekannt.
Wegen ihres jugendlichen Alters findet der Prozess unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt. Das Landgericht hat für das Verfahren ab dem 13. Dezember insgesamt zwölf Verhandlungstermine bis Mitte März 2025 angesetzt.