1000 Sexualdelikte - Mutmaßlicher Serienvergewaltiger gesteht

Düsseldorf. Mit gesenktem Blick erträgt der 46-Jährige zum Prozessauftakt das Blitzlichtgewitter der Kameras. Er trägt einen schwarzen Wollpullover und Kordhose, später zieht er ein blaues Stofftaschentuch aus der Tasche.

"Das Auffällige ist seine Unauffälligkeit" hatte ein Ermittler ihn einmal beschrieben. Jetzt wird deutlich, was er damit meinte.

15 Jahre lang führte er ein Doppelleben. Tagsüber arbeitete der 46-Jährige als Schlosser, lebte mit seiner Frau und seinen zwei Kindern in einem 1800-Seelen-Dorf in der Eifel. Nachts schlich er sich in sein Auto und fuhr an einigen Tagen rund 600 Kilometer umher - auf der Suche nach Frauen.

Nach einer der längsten Vergewaltigungsserien in Deutschland, Holland und Belgien begann am Montag der Prozess gegen den Familienvater vor dem Düsseldorfer Landgericht mit einem Geständnis des Angeklagten.Ihm werden mehr als 1000 Sexualtaten zur Last gelegt, angeklagt wurde der Mann aber lediglich in neun Fällen wegen Vergewaltigung und versuchter Vergewaltigung - verübt in Krefeld, Düsseldorf, Bonn, Aachen und Köln.

Der Großteil der Sexualdelikte geht aber auf eine "Mitleidsmasche" zurück, mit der sich der Mann sexuelle Befriedigung erschlich. Er gab vor, gelähmte oder keine Arme zu haben und bat Frauen, ihm beim Urinieren zu helfen. Dann überredete er die Frauen, ihn sexuell zu befriedigen. Diese Irreführung allerdings ist nicht strafbar.

Der 46-Jährige hatte bereits kurz nach seiner Festnahme den Ermittlern gestanden, in die Wohnungen der Frauen eingedrungen zu sein und sie unter Vorhalt eines Messers zu sexuellen Handlungen genötigt zu haben. Vor Gericht brach er in Tränen aus und erklärte mit gebrochener Stimme "Es tut mir leid, ich kann es nicht rückgängig machen!"

Eine Kriminalbeamtin berichtete am Montag aus der 80-stündigen Vernehmung des Mannes. Er habe lange Zeit versucht, nicht straffällig zu werden. Er entwickelte und perfektionierte seine Mitleidsmasche, weil er wusste, dass diese nicht strafbar sei. "Er bekam einen besonderen Kick, wenn er intelligente Frauen überredete, sexuelle Handlungen an ihm vorzunehmen", sagte die Zeugin. Darauf sei er regelrecht stolz gewesen.

Seiner Frau und seinen Kindern gegenüber habe er sich wegen einer Lese- und Schreibschwäche immer unterlegen gefühlt. Irgendwann habe dem Mann die Masche aber nicht mehr genügt, sagte ein Sachverständiger. Es kam zu den Vergewaltigungen. Gewalt habe er dabei aber nicht anwenden wollen, nach den Taten habe er sich schlecht gefühlt.

Der Sachverständige attestierte dem Mann eine Sexsucht - und dadurch eine verminderte Schuldfähigkeit. Zur Behandlung der Persönlichkeitsstörung schlägt der Sachverständige eine Unterbringung in einer Psychiatrie vor.

Am 11. Oktober soll das Urteil gefällt werden.