Jeck in der Altstadt So feierte Düsseldorf 200 Jahre Karneval
Düsseldorf · 200 Jahre Winterbrauchtum in Düsseldorf – zu dieser Feier war die Altstadt zumindest stellenweise fest in der Hand der Jecken. Auch ein paar außergewöhnliche Überraschungsgäste waren da.
Dass Kölner in Düsseldorf bejubelt werden, kommt eigentlich nur dann vor, wenn der FC in der Arena gastiert und der Fortuna einen einschenkt. Dass die Kölner Prinzen-Garde auf dem Rathausplatz aufmarschiert und nicht nur freundlich begrüßt, sondern sogar beklatscht wird – da müssten die Historiker nachsehen, ob das überhaupt schon vorgekommen ist.
Doch an diesem 11. Januar ist vieles anders, an diesem Tag des Karnevals, im Jahr 200 seines Bestehens. Das Comitee Düsseldorfer Carneval (CC) wollte die Jecken im Jubiläumsjahr nicht so lange auf die großen Feierlichkeiten warten lassen, besonders der Dezember ist karnevalistisch traditionell eher ruhig. Und da der 11.1. am Ende ja auch nur eine Ziffer neben dem 11.11 liegt, wurde Samstag schon gefeiert. Zu diesem besonderen Anlass wurden auch Gäste eingeladen, die auf dem Marktplatz unter den Augen von Oberbürgermeister Stephan Keller und CC-Chef Lothar Hörning aufmarschierten. Neben den Kölnern waren auch die Mainzer Prinzengarden und weitere Garden und Gruppen aus Städten wie Bonn und Duisburg zur Geburtstagsfeier gekommen. Auf dem Marktplatz wurde es zwischenzeitlich richtig voll, auch wenn abgesehen von den aktiven Karnevalisten augenscheinlich nur eine Minderheit verkleidet erschienen war.
Die Straßen erwachten
langsam aus dem Schlaf
An elf Stellen in der Altstadt gab es Biwaks der Karnevalsgesellschaften und -vereine, an denen meist unter freiem Himmel ab 12.11. gefeiert wurde. So ergab sich schon am Mittag ein recht kurioses Bild in der Stadt: Die Straßen erwachten erst langsam aus ihrem Schlaf, nur wenige Menschen waren unterwegs, einige Touristen zogen ihre Rollköfferchen hinter sich her. Und wirkten dann überrascht, dass sich plötzlich große Menschentrauben vor manchen Kneipen bildeten, so etwa vor dem Schlüssel auf der Bolkerstraße, wo die bunt kostümierten Jecken zu Live-Musik schunkelten und mitsangen. Ein paar Schritte weiter dann wieder weitgehende Leere. Ein ähnliches Bild zeigte sich den Besuchern auf der Mertensgasse und der Kurze Straße. Dort war dann auch nicht nur die ständige – mal lautere, mal leisere – Untermalung mit Karnevalsmusik ein klarer Hinweis darauf, dass heute ein außerplanmäßiges jeckes Fest ansteht. Auch die zahlreichen Gruppen von Funkenmariechen, die sich zwischen ihren Auftritten hüpfend und dehnend warmzuhalten versuchten, deuteten darauf hin. Etwas überrascht – manche möglicherweise gar ein wenig pikiert – blickten die Altstadtbesucher, die sich noch ein paar Wochen vor der karnevalistischen Altstadtübernahme wähnten, aus den Cafés und Restaurants auf die bunte und offenkundig sehr fröhliche Bande, die an deren Fenstern vorbeilief.
Nicht so Elke und Wolfgang, die aus Kaarst angereist waren, um dem Karneval die Ehre zu erweisen. Beide freuten sich darüber, einen zusätzlichen Tag Karneval geschenkt zu bekommen. „Wenn du in Düsseldorf geboren bist, kriegst du den Karneval nicht raus“, sagte Elke über sich. Beide hofften darauf, dass es noch etwas voller mögen werde, bei dem „perfekten Wetter“ – kalt und trocken. Tatsächlich war der Andrang gegen 12.30 Uhr auf der Rheinstraße in der Nähe vom Uerige noch recht überschaubar.
Doch im Laufe des Tages wurde es noch voller, besonders vor den Vereinsbiwaks, wo die Menschen ausgelassen tanzten und sangen, die Trauben gefühlt immer größer wurden – und die teilnehmenden Gastronomen sicherlich ein ausgezeichnetes Geschäft machten. „Der 11.11. ist im vergangenen Jahr auf einen Montag gefallen. Wir wollen deshalb am Tag des Karnevals an einem Samstag noch einmal richtig feiern“, hatte CC-Vizepräsident Stefan Kleinehr vorher zur Motivation für die Geburtstagssause gesagt. Und die Karnevalisten haben da eine wirklich schöne Feier auf die Beine gestellt. Der Besucherandrang sah zwar eher nach 11.11. aus als nach Altweiber, doch die Feiern waren ausgelassen und fröhlich und ganz im Sinne der Veranstaltenden ein Fest der Vielfalt und Gemeinsamkeit – auch und weil Besuchern aus anderen Rheinstädten in die Altstadt gekommen sind.