3000 Plätze: Evangelische Kirche gibt die Kita-Garantie
Trotz sinkender Einnahmen sollen alle Plätze bis 2014 erhalten bleiben. Nach der Strukturreform wollen die Protestanten nun den inhaltlichen Aufbruch.
Düsseldorf. Die evangelische Kirche bleibt "ein verlässlicher Mitspieler" bei den Kindertagesstätten in Düsseldorf: "Wir halten bis 2014 unsere 3000 Plätze", sagte Superintendent Ulrich Lilie nach der Frühjahrssynode des Kirchenkreises am Wochenende in Kaiserswerth. Mit großer Einmütigkeit habe sich die Synode dazu bekannt. Lilie: "Kinder und Familien brauchen Gemeinde, aber die Gemeinden brauchen auch die Familien mit Kindern."
Seit gut einem Jahr stehen die evangelischen Kitas unter der einheitlichen Trägerschaft der Diakonie. Lilie machte deutlich, dass das Engagement für die Kindergartenkinder keine Selbstverständlichkeit sei: "Angesichts stetig sinkender Kirchensteuereinnahmen ist eine solche Festlegung für vier Jahre schon ein Wort." Mit 2,2 Millionen Euro im Jahr bezifferte er den Eigenaufwand der Kirche für die Kitas. Bis 2014 seien alle Familienzentren zertifiziert. Zudem bekommen alle Erzieherinnen theologisches Grundwissen vermittelt und die rund 70 Ergänzungskräfte in den Kitas werden weiterqualifiziert.
Die vor drei Jahren eingeleitete organisatorische Reform mit der Zusammenlegung von Kirchenkreisen und Verwaltungsebenen in Düsseldorf ist offenbar insgesamt gut angekommen bei den Protestanten. "Die neue Struktur hat bei einer anonymen Befragung von 300 Mitgliedern aus den Gemeinden erfreulich gute Noten bekommen", bilanzierte Lilie. Nachbessern müsse man offenbar noch in Sachen Information, manche fühlten sich nicht immer auf dem Laufenden. Lilie: "Vielleicht haben wir da sogar zu viel kommuniziert, es gibt auch eine begrenzte Aufmerksamkeitskapazität." Der Superintendent räumte freilich auch ein, dass sich "einige wenige Gemeindemitglieder" nicht genug eingebunden fühlten und mehr Beteiligung im Reformprozess wünschten.
Einhellige Freude herrsche im evangelischen Düsseldorf darüber, dass die organisatorischen Hausaufgaben nunmehr weitgehend erledigt seien. Jetzt soll es endlich wieder mehr um Inhalte des Glaubens gehen. Welche Ziele hat die Kirche in dieser Stadt? Dieser Frage stellten sich mehrere Arbeitsgruppen auf der Synode, ein PR-Profi gab Vermittlungs- und Präsentationstipps. "Glauben", "bekennen", aber auch "feiern" und "öffnen": Diesen Verben wollen sich die Evangelischen besonders widmen. Konkretere Ergebnisse werden auf der Herbst-Synode vorgestellt.
Dann wird es aber auch um weitere Zusammenlegungen und Konzentrationen bei den Standorten der 23 Gemeinden gehen. Angesichts der aktuellen Proteste in Garath wegen der Aufgabe der Hoffnungskirche betonte Lilie: "Es gibt praktisch keine Gemeinde, die von einer Umstrukturierung nicht betroffen ist." Überall dort, wo Bau-Investitionen von der Orgel bis zum Dach anstünden, müsse ernsthaft beraten werden, was noch tragbar sei und Zukunft habe - und was nicht. "Den ganzen großen Bestand können wir nicht halten. Unsere Mitgliederzahl hat sich gegenüber den 70er-Jahren halbiert und bis 2030 werden sich auch unsere Steuereinnahmen halbieren", erklärte Lilie. Es komme nun vor allem darauf an, Qualität zu bieten: "Wir müssen wirklich attraktive, einladende Orte schaffen und können dafür auf manch Mittelmäßiges verzichten."