„Alpträume kann man besiegen“

Psychologe Christian Eichhorn befragt Alpträumer. Er spricht über typische Traumbilder und Angst vor dem Einschlafen.

Foto: S. Lepke

Düsseldorf. Christian Eichhorn arbeitet an der Heinrich-Heine-Universität an einer Studie über Alpträume, für die er noch Teilnehmer sucht. Der 24-Jährige möchte wissen, welche Zusammenhänge zwischen Persönlichkeitszügen und der Häufigkeit von schlimmen Träumen bestehen.

Herr Eichhorn, wie schrecklich muss ein Traum sein, damit man ihn als Alptraum bezeichnen kann?

Christian Eichhorn: Da gibt es unterschiedliche Definitionen, eine gängige lautet: „Ein beängstigender Traum, an dessen Inhalt man sich erinnert.“ Andere gehen weiter und sagen: erst wenn man davon aufwacht. Die Einschränkung ist aber meiner Ansicht nach etwas streng.

Was sind denn typische Alpträume?

Eichhorn: Natürlich gibt es unendlich viele Formen. Was zum Beispiel sehr häufig ist: Dass man verfolgt wird. Oft spielen dabei auch bedrohliche oder unangenehme Tiere eine Rolle. Man erlebt eben häufig Ängste, die man aus dem realen Leben kennt. Das kann Höhenangst sein oder Angst vor Ertrinken.

Wie kommen Sie dazu, zu Alpträumen zu forschen?

Eichhorn: Ich mache gerade meinen Master an der Uni Maastricht und habe nach einem Thema für meinen Abschluss gesucht. Dabei bin ich auf das Projektpraktikum hier am Fachbereich gestoßen und fand es sehr interessant.

Und was machen Sie jetzt?

Eichhorn: Wir arbeiten an einer Studie mit Menschen, die viele Alpträume haben, laut unserm Kriterium mindestens einen im Monat. Wir suchen nach Zusammenhängen zwischen ihrer Persönlichkeit und der Häufigkeit von Alpträumen.

Wie kann man das ermitteln?

Eichhorn: Wir legen den Teilnehmern zu Beginn einen Bogen vor, um ein Bild ihres Charakters zu erhalten. Dann bitten wir sie, einen Monat lang, ein Alptraumtagebuch zu führen. Das kann recht aufwendig sein, manche haben im Schnitt jede zweite Nacht Alpträume.

Wie sehr leiden diese Menschen unter ihren nächtlichen Erlebnissen?

Eichhorn: Das ist unterschiedlich, nach unseren ersten Auswertungen fühlen sich viele durch ihre Träume stark belastet. Aus anderen Studien weiß man, dass manche stark Betroffenen abends aus Furcht vor schlechten Träumen unruhig sind, schlecht einschlafen, im Bett Schweißausbrüche bekommen. Ungute Gefühle vor dem Einschlafen wiederum erhöhen die Wahrscheinlichkeit von Alpträumen — das kann zum Teufelskreis werden.

Wie haben Sie die Teilnehmer Ihrer Studie gefunden?

Eichhorn: Wir haben einiges versucht, vor allem über Foren im Internet. Noch haben wir aber nicht genügend Teilnehmer. Wer also das Kriterium erfüllt und über 18 ist, kann sich bei uns melden.

Und wie verbreitet sind Alpträume generell?

Eichhorn: Die große Mehrheit hat da Erfahrungen. Es gab eine Befragung, bei der 85 Prozent angaben, mindestens einen Alptraum im vergangenen Jahr gehabt zu haben.

Gibt es denn Typen von Menschen, die zu Alpträumen neigen?

Eichhorn: Man hat herausgefunden, dass künstlerisch Begabte mehr Alpträume haben. Viel Fantasie scheint das also zu begünstigen.

Wenn jemand viele Alpträume hat, sollte er sich dann Hilfe suchen?

Eichhorn: Das hängt vom Einzelnen ab. Wer abends mit Angstgefühlen ins Bett geht, sollte darüber nachdenken. Manchmal können schon Entspannungstechniken helfen, abends ruhiger einzuschlafen. So etwas kann man über Autogenes Training lernen. Aber auch eine Psychotherapie kann helfen, zum Beispiel um wiederkehrende Alptraummuster zu erklären und dadurch im Idealfall zu verbannen.