ASG kämpft für ihre Unabhängigkeit

Erzbistum Köln will die Übernahme und macht Druck. Doch in Düsseldorf formiert sich Widerstand, auch bei der Stadt.

Foto: David Young

Düsseldorf. Gut 3000 Veranstaltungen im Jahr, rund 48 000 Teilnehmer: Das ASG-Bildungsforum ist seit Jahrzehnten ein etablierter und anerkannter Bildungsträger in Düsseldorf. Und: Die Arbeitsgemeinschaft Sozialpädagogik und Gesellschaftsbildung Düsseldorf bekennt sich dazu, ein katholischer Verein zu sein. Deshalb spielen in den verantwortlichen Gremien Würdenträger der Kirche wie Stadtdechant Rolf Steinhäuser oder Caritaschef Ronald Vogel eine wichtige Rolle. Doch wahrte die ASG stets ihre Unabhängigkeit und ließ sich nie vom Erzbistum Köln vereinnahmen.

Damit freilich könnte es bald vorbei sein. Denn das Generalvikariat in der Domstadt greift unverhohlen nach der ASG, forciert einen Trägerwechsel — und setzt dabei auch auf Druck. Mitte Februar teilte der Diözesanverwaltungsrat in Köln mit, dass die Übernahme der Trägerschaft der ASG durch das Bildungswerk der Erzdiözese „die einzige im Moment absehbare Möglichkeit“ sei, eine nachhaltige Konsolidierung der ASG zu erreichen.

Anders lasse sich die finanzielle Schieflage in Düsseldorf nicht dauerhaft beheben, behauptet das Erzbistum. Letztmalig 2014 und 2015 werde man Verluste der ASG bis zu 150 000 Euro abdecken, aber auch nur, wenn eine Reihe von Bedingungen erfüllt werde, heißt es in einem der WZ vorliegenden Schreiben des Erzbistums an den ASG-Verwaltungsrat. Die wichtigste: Die mittelfristige Übergabe der Trägerschaft an Köln. Komme es nicht dazu, werde das Erzbistum der ASG ab 2016 die Zuschüsse entziehen und eine eigene Erwachsenen- und Familienbildung in Düsseldorf aufbauen.

Dagegen formiert sich in Düsseldorf Widerstand auf breiter Front. Im Grunde möchte niemand, der wesentlich mit der ASG zu tun hat, deren Unabhängigkeit aufgeben. Offen will sich zwar keiner zur „Bedrohung aus Köln“ äußern, doch sprachen Entscheidungsträger gegenüber der WZ von „Erpressungsversuchen, die es abzuwehren gilt“.

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Das Problem sind die Finanzen: Zwar steuert das Erzbistum mit rund 400 000 Euro im Jahr nur gerade einmal zehn Prozent des gesamten ASG-Etats bei, und diese Gelder sind auch zweckgebunden für die religiös-theologischen Angebote im Programm. Doch ohne diese Summe wird die Luft dünn. Andererseits geht auch Köln ein finanzielles Risiko ein. Denn die Erwartung, dass Land und Stadt ihre Zuschüsse auch dann weiter zahlen, wenn die ASG vom Erzbistum geschluckt wird, dürfte sich als Trugschluss erweisen.

CDU-Bürgermeister Friedrich Conzen (Archivfoto), zugleich ASG-Mitglied, sagt: „Die ASG leistet sehr gute Arbeit und ist ein verlässlicher Partner der Stadt. Sie sollte in ihrer jetzigen Struktur weiterexistieren und kein Annex vom Erzbistum Köln werden.“

Das ist höflich formuliert, aber auch ein klarer Wink mit dem Zaunpfahl: Wenn ihr die ASG schlucken wollt, bitte. Aber dann zahlen wir weniger und ihr müsst mehr zuschießen. ASG-Insider befürchten außerdem, dass sich das so vielfältige Programmangebot verengen dürfte, wenn die Kirche allein das Sagen hätte.

Mehr Theologie, weniger Sport und Freizeit. Das aber werde neue Interessenten eher abschrecken, was wiederum finanziell zu spüren sein werde. Denn defizitär sind ausgerechnet die religiösen Angebote. Insofern sei es auch „selbstverständlich, dass Köln diese Verluste weiterhin ausgleicht“, sagt ein ASG-Mitglied.

Wie es weiter geht, ist offen. Klar ist aber, dass eine Grundsatzentscheidung nicht mehr lange aufschiebbar ist. Es gibt im Grunde drei Möglichkeiten: Die ASG löst sich selber sukzessive auf. Sie nimmt das Übernahmeangebot aus Köln an. Oder sie versucht einen Neuaufbau ohne die Kirche.