Auch die „Liga“ kämpft um jeden Betreuungsplatz für Kinder

Freie Träger bauen Angebot um 21 Prozent aus und warnen davor, bei der Qualität zu sparen.

Düsseldorf. Im Verbund mit der Stadt haben auch die freien Träger die Kinderbetreuung in Düsseldorf massiv ausgebaut. Am Dienstag präsentierte die „Liga Wohlfahrt“ mit Katholischer Kirche, Diakonie, Paritätischem, Awo, DRK gleichsam ihren Arbeitsnachweis zur Erfüllung des Rechtsanspruchs auf einen Betreuungsplatz für alle Kinder ab dem ersten Lebensjahr: „Insgesamt schaffen wir von 2011 bis zum Ende des nächsten Kindergartenjahres 2014 2500 neue Plätze. Mit diesem plus von 21 Prozent sind es dann fast 14 700“, sagte Liga-Sprecher Michael Kipshagen (Awo). Besonders stark wird der U3-Bereich ausgebaut (plus 56 %).

Zwar erstatten Land und Stadt den Trägern in der Regel zwischen 90 und 95 Prozent der Betriebskosten, dennoch steigen natürlich auch die Investitionen der „Liga“. Um den U3-Ausbau nicht nur quantitativ hinzubekommen, setzen die freien Träger auf folgende Maßnahmen: Sicherung der pädagogischen Standards, vor allem: Keine weitergehende Erhöhung der Gruppengrößen und/oder der Erzieherin-Kind-Relation.

„Es ist kontraproduktiv, wenn einfach immer mehr Kinder in die Gruppen gesteckt werden, um den Rechtsanspruch auf Teufel komm raus zu erfüllen“, sagt Iris Bellstedt (Der Paritätische). Zum Glück sei das in Düsseldorf absolut im Rahmen, allenfalls bekämen die 20er-Gruppen vorübergehend zwei Kinder mehr.

Mit der Stadt ist die Liga da zufrieden. Adolf Leopold Krebs (Diakonie) lobt ganz explizit das Jugendamt: „ Es achtet sehr darauf, dass es nicht zu einer Aufweichung der Standards kommt.“ Krebs stört schon länger, dass in Deutschland in puncto Kinderbetreuung fast immer und bevorzugt „über Quantität und nicht über Qualität geredet wird“. Im internationalen Vergleich und gemessen am Stand der frühkindlichen Entwicklungsforschung hinke Deutschland dementsprechend immer noch hinterher.

Folgerichtig spielten Qualifizierung und Weiterbildung eine große Rolle. Das gilt insbesondere für die Kindertagespflege durch Tagesmütter und -väter. Hinzu kommen sollen: eine Art Anschlussgarantie für die Kinder von der Tagespflege zur Kita durch feste Kooperationen; die vorrangige Aufnahme von Kindern aus Düsseldorf; Einrichtung von temporären Spielgruppen (wie bei der Stadt) mit einer Betreuung von bis zu 25 Wochenstunden.

Ein Problem aller Träger ist der Mangel an qualifiziertem Personal, obschon es in Düsseldorf noch keinen Notstand gibt. „Wir betreiben eine gemeinsame Akquise und werben uns nicht gegenseitig die Erzieher ab“, sagt Kipshagen.

Reichen wird das alles bis zum 1. August nicht, über 1500 Betreuungsplätze dürften fehlen. Michael Hänsch, Geschäftsführer der katholischen Kirche, glaubt aber nicht, dass auf die Stadt eine Klagewelle zurollt: „Nach unseren Beobachtungen ist die Lage recht entspannt. Natürlich gibt es Eltern, die sich benachteiligt fühlen, weil sie etwa für ein Geschwisterkind keinen Platz haben. Aber das bleibt doch sehr im Rahmen.“