Düsseldorf Behörden greifen durch: Drei Intensivtäter nach Casablanca abgeschoben
Seit November ziehen die Behörden an einem Strang, um Intensivtäter in ihre Heimatländer abzuschieben. Das zeigt Wirkung.
Düsseldorf. Drei Intensivtäter mussten Düsseldorf in den vergangenen Wochen verlassen: Im November trat ein 31-Jähriger den Heimflug an, dem unter anderem Diebstahl und Körperverletzung zur Last gelegt wurden. Mehr als 40 Delikte in einem Jahr, von Erpressung über Diebstahl bis zu Widerstand, hat ein 24-Jähriger auf dem Konto, der im Januar in den Flieger steigen musste. Vor einigen Tagen verließ ein 29-jähriger Marokkaner das Land, der mit Drogendelikten, Taschendiebstahl und Hehlerei aufgefallen war. Er hatte drei Alias-Personalien. „Wir haben damit ein Zeichen gesetzt, dass wirklich durchgegriffen wird“, sagte Kriminaldirektor Dietmar Kneip.
Die Abschiebungen sind eine späte Folge der Analyse „Casablanca“ zum so genannten Maghreb-Viertel rund um den Hauptbahnhof. Dabei wurde festgestellt, dass rund ein Viertel der bekanntgewordenen Straftaten von drei Prozent der ermittelten Tatverdächtigen begangen werden. Das sorgt seit Jahren für Frust bei Polizeibeamten, die es immer wieder mit den gleichen Personen zu tun haben, ohne dass diese aus dem Verkehr gezogen werden.
Bei der Staatsanwaltschaft wurde in der Folge eine neue Fachabteilung für junge Intensivtäter gebildet, die eng mit dem Ausländeramt der Stadt kooperiert. „Gemeinsam wurde eine Liste erarbeitet, auf der rund 40 Personen stehen“, erklärte Kriminaldirektor Kneip. Dabei handelt es sich um Kriminelle, die zum Teil 40 bis 50 Straftaten auf dem Konto haben sollen, meist Diebstähle oder Drogendelikte. Es sei dennoch nicht einfach, die Voraussetzungen für eine Abschiebung zu schaffen.
Wenn sie vollzogen wird, führt der Weg immer über Frankfurt und in diesem Fall nach Casablanca. Da sich die Betroffenen teilweise heftig wehren, fliegen in der Regel drei Begleiter von Polizei und Ausländerbehörde mit nach Marokko, manchmal ist auch ein Arzt dabei. Sollten die Täter in Deutschland wieder auftauchen, können sie umgehend abgeschoben werden. Die Kosten trägt übrigens das Integrations-Ministerium.
Zentrales Ergebnis der Analyse „Casablanca“ war es, dass rund 2200 Straftäter aus Nordafrika im so genannten Maghreb-Viertel lebten. Im Januar vor zwei Jahren griff die Polizei deshalb durch. Bei einer Groß-Razzia in Cafés, Spielhallen und Shisha-Bars wurden fast 300 Personen überprüft.
Offenbar nahmen einige der Betroffenen die Aktion nicht weiter ernst. Vor allem einer machte Schlagzeilen: Toufik M. tauchte in einer Sendung von Spiegel TV auf. Der 35-Jährige ließ sich dort als „König der Diebe“ feiern. Ein Auftritt, der bei vielen Bürgern Empörung auslöste, zumal der Kleinkriminelle zuvor in der Silvesternacht auch noch eine 18-Jährige sexuell belästigt hatte, die ihn schließlich im Fernsehen wiedererkannte. Er wurde zu einer Haftstrafe von einem Jahr und sieben Monaten verurteilt und danach trotz heftiger Gegenwehr nach Marokko abgeschoben.
Der Fall Toufik M. war folglich der Auslöser, dass Polizei, Staatsanwaltschaft, Stadt Düsseldorf und die Ausländerbehörde ein gemeinsames Konzept entwickelten. Seit November ziehen die Behörden an einem Strang, um Intensivtäter in ihre Heimatländer abzuschieben.