Bei den Sana-Kliniken knirscht es im Gebälk

Krankenhäuser: Schlechte Stimmung, Wechsel bei Chefärzten und Kritik aus dem Aufsichtsrat.

Düsseldorf. Herrn Hüttner habe ich seit Tagen nicht bei uns gesehen, behauptet die freundliche Frau von der Telefonzentrale des Gerresheimer Krankenhauses. Kann sie auch nicht, der Mann heißt Clemens Jüttner und ist als persönlicher Referent des Sana-Generalbevollmächtigten Hans-Joachim Ehrhardt meistens in der Sana-Klinik in Remscheid zu finden.

Augenscheinlich fremdelt das Personal mit dem neuen Mehrheitsgesellschafter, der Münchener Sana-AG, die im vorigen Jahr 51 Prozent der Anteile an den kommunalen Kliniken übernommen hatte. Die Stimmung in den Häusern sei schlecht, ist zu hören, der Leistungsdruck enorm gestiegen, seit der private Partner im Boot und am Ruder sei.

Auch die Politik beschäftigt sich mit den ehemals städtischen Häusern - zuletzt im Stadtrat in der Vorwoche. Die grüne Gesundheitsexpertin Antonia Frey wollte von der Verwaltung wissen, wann denn endlich der Beirat zusammenkomme, den der Rat schon im vergangenen Juni beschlossen hatte. Mittlerweile gibt es einen Termin für den 23. Juni, die geplante erste Sitzung im Mai musste wegen Terminschwierigkeiten verschoben werden.

"Mich irritiert, dass es ein Jahr dauert, bis der Beirat zusammenkommt", sagt Frey. Mittlerweile gibt es immerhin eine Geschäftsordnung - der Beirat trifft sich zweimal jährlich. Auch aus dem Aufsichtsrat kommt Kritik. "Der überraschende Weggang des Geschäftsführers Horst Imdahl im April hat für Irritationen gesorgt", sagt Charlotte Nieß-Mache, Mitglied im Aufsichtsrat und ehemalige Dezernentin für Gesundheit. "Ich fühle mich nicht ausreichend informiert und habe davon aus der Zeitung erfahren."

Auch der Grund von Imdahls Wechsel zu den städtischen Kliniken Rheydt sorgte für Wirbel. Aus ethischen Gründen könne er nicht bei einem privaten Betreiber arbeiten, ließ Imdahl bei seiner Vorstellung in Mönchengladbach verlauten. Unter der Hand ist freilich von atmosphärischen Störungen zwischen Imdahl und dem Münchener Sana-Chef Reinhard Schwarz die Rede.

Für Verwunderung sorgen auch Gerüchte, wonach einige Chefarztstellen in den Sana-Kliniken nicht besetzt werden könnten. "Dazu gibt es keinen Anlass", sagt Clemens Jüttner. "Es stimmt zwar, dass in diesem Jahr Wechsel anstehen, aber kein Posten ist derzeit vakant. Wir suchen Nachfolger für fünf Chefärzte."

In diesem Jahr verlassen beide Ärztliche Direktoren die Krankenhäuser. In Gerresheim wird vermutlich heute ein Nachfolger für Prof. Theodor Königshausen vorgestellt, in Benrath wird Ersatz für Prof. Wolf-Dieter Schoppe gesucht. Zudem braucht das Gerresheimer Brustzentrum einen Nachfolger für den international anerkannten Spezialisten Prof. Werner Audretsch. Im Allgemeinen sei es derzeit schwierig, fachlich und menschlich geeignete Kandidaten zu finden, sagt Clemens Jüttner. Aber: "Bei uns gibt es weder ein Macht- noch ein medizinisches Vakuum."