Düsseldorf-Urdenbach Biologische Station: Mittler zwischen Bauern und Naturschutz
Die Biologische Station in Haus Bürgel bringt alle für den Naturschutz an einen Tisch. Seit mittlerweile 25 Jahren.
Intensive Landwirtschaft und Naturschutz sind oft schwer in Einklang zu bringen. Pestizide und Dünger schaden dem Grundwasser und der Artenvielfalt, ohne sie fürchten Landwirte aber nicht selten Ernteeinbußen. Als die Biologische Station vor 25 Jahren von der Stadt Düsseldorf und dem Kreis Mettmann als neue Instanz zur Überwachung der Biodiversität und zur wissenschaftlichen Begleitung des Naturschutzes ins Leben gerufen wurde, hatte sie deswegen keinen leichten Stand. „Es war eine große Skepsis da, von ganz vielen Seiten“, sagt Elke Löpke, Wegbegleiterin der ersten Stunde. Seit 1993 leitet die Biologin die Einrichtung. Vor allem aufseiten der Landwirte sei das Misstrauen gegenüber der neuen Instanz enorm gewesen. „Viele hatten Angst, dass wir ihnen Steine in den Weg legen und Flächen wegnehmen wollen.“ Diese Skepsis sei aber mit der Zeit gewichen.
Am Freitagabend zumindest war davon nichts mehr zu spüren: Zum Festakt zum 25. Jubiläum der Station in Haus Bürgel, mitten in der Urdenbacher Kämpe, kamen Landwirte, Naturschützer und Politiker gleichermaßen zusammen. Um zurückzublicken und in die Zukunft der Naturschutzgebiete in Stadt und Kreis zu schauen.
Größtes Projekt der vergangenen Jahre war zweifelsohne die Renaturierung der Urdenbacher Kämpe und die Deichöffnung, so dass der alte Rheinarm wieder die Auenwiesen fluten kann. Seit der Gründung der Station im Jahr 1992 kursierten Pläne für das letztendlich 900 000 Euro teure Projekt, 22 Jahre hat es dann gebraucht, bis es umgesetzt werden konnte. „Wir mussten viel Pionierarbeit leisten“, sagt Löpke.
Die Landwirtschaft wurde durch das Naturschutz-Projekt aber nicht etwa aus der Kämpe verdrängt. Stattdessen wurden Pachtverträge mit den Bauern geschlossen, die etwa den Einsatz von Dünger und Pflanzenschutzmitteln an einigen Stellen ganz ausschließen. An anderen Stellen wurde beispielsweise vereinbart, wann welche Wiese gemäht wird, um seltene Pflanzen wie die Herbstzeitlose, eine dem Krokus äußerlich ähnelnde Art der Roten Liste, zu schützen.
Erfolg hat das Projekt auch, weil viele Landwirte den Wert des Naturschutzes erkennen. Beispielsweise Robert Bossmann, der vom Neuverser Hof aus rund 50 Hektar in der Urdenbacher Kämpe bestellt — mit Zuckerrüben, Dinkel und Ackerbohnen. Auf seinen Feldern leistet er seinen ganz eigenen Beitrag zum Artenschutz: Sogenannte Feldlerchenfenster, 20 Quadratmeter große Bereiche auf dem Acker, auf denen keine Pflanzen gesät werden, sollen es den Vögeln erleichtern, dort zu landen. „Am Ackerrand habe ich Blühstreifen ausgesät, auch Insekten brauchen schließlich Nahrung“, sagt Bossmann. „Es gibt eigentlich keinen besseren Weg für den Naturschutz einzutreten, als mit uns Landwirten“, findet er.
Dennoch gibt es in der Aue noch „ein paar Hausaufgaben zu erledigen“, wie Elke Löpke sagt. Entlang des Rheins wünscht sie sich Flutrinnen, also kleinere Flussarme mit stehendem Wasser, in denen Fische und Libellen laichen können. „Das ist aber auch kein Projekt, das mal eben so umgesetzt werden kann — sondern es wird wahrscheinlich wieder Jahre dauern, bis alles geprüft, genehmigt und finanziert ist.“
Die Wunschliste der engagierten Biologin ist noch lang. Ganz oben steht momentan die Idee eines grünen Bandes, das sich von Hilden bis Langenfeld an der A3 entlang erstrecken soll. Dort gibt es eine große Moor- und Heidelandschaft, die Flächen sind zum großen Teil in öffentlicher Hand. Gute Voraussetzungen also, um dort einen zusammenhängenden Schutzraum zu etablieren. Dennoch muss dort vorher noch einiges getan werden: „Wir müssten an einzelnen Stellen Bäume fällen, vor allem Fichten, um den Charakter der weitestgehend baumfreien Heidelandschaft zu erhalten.“ Die könnten dann von einem Wanderschäfer beweidet werden.