Düsseldorf Führung hinter Central-Kulissen
Zum Start der neuen Spielzeit öffnete das Schauspielhaus die Werkstatt. Zu bestaunen gab es etwa Kaviar aus Nudelteig.
Eine Woche vor dem Start der neuen Spielzeit des Schauspielhauses lud es am Samstag zu einer Eröffnungsfeier im Central am Hauptbahnhof ein. Dieses wird auch in diesem Jahr der Hauptspielort sein, da das Schauspielhaus wegen Sanierungsarbeiten nach wie vor geschlossen bleiben muss. Eine Notsituation, wie Intendant Wilfried Schulz einräumte. Er will aus dieser Situation das beste machen und erwartet, mit den zentraleren Standorten im Central und im Zelt an den Rheinterrassen, sichtbarer zu werden: „Dennoch hoffen wir, dass wir nächstes Jahr zumindest teilweise wieder zurückziehen können.“
Mit dem bevorstehenden Programm ist er jedenfalls zufrieden. Vor allem machte er auf die Relevanz der Stücke aufmerksam, da auch alte Stücken wie die Tragödie „Die Orestie“ heute noch aktuelle Probleme aufgreifen.
Damit die Zuschauer einen kurzen Einblick von dem Aufwand hinter einer Aufführung bekommen konnten, führte das Schauspielhaus auch Besichtigungen durch die Werkstätten und Lagerräume durch. Im Requisitenraum kamen die Teilnehmer erstmals ins diskutieren, als ihnen Schüsseln voller täuschend echt aussehendem „Kaviar“ präsentiert wurde. Erst der Geschmackstest zeigte, dass der Kaviar doch nur Nudelteig war. In den großen Lagerhallen der ehemaligen Paketpost staunten die Teilnehmer über die meterhohen Stoffgemälde, die an den Wänden hingen. Die nach Meinung der Teilnehmer fast schon fotorealistischen Bilder wurden von Auszubildenden in drei bis vier Wochen Arbeit erstellt. Wenn es ernst wird, muss diese Detailarbeit aber auch schon mal in einer Woche beendet werden.
In der Schreinerei und Schlosserei werden die Holz- und Metallmaterialien zum ersten Mal verarbeitet, bevor sie zu Theaterkulissen werden. „Im Theater ist eben doch nicht alles aus Pappmaschee“, sagte der Führer und technische Leiter Lothar Grabowsky. Diese Werkstätten seien schon immer ausgelagert gewesen, und bleiben auch im Central, wenn es wieder ins Schauspielhaus geht. Trotzdem wünschte sich Grabowsky die baldige Rückkehr. „Hier müssen die Kulissen auf dem Weg zur Bühne immer abgebaut werden, weil Gänge und Türen nicht hoch genug sind. Das ist wesentlich aufwendiger als der Transport zwischen der Bühne und externen Werkstätten.“
Die Führung regte einige zum Nachdenken an. „Ich werde mich so schnell nicht mehr über die Kartenpreise beschweren.“, resümierte Teilnehmerin Katharina K.: „Wenn man das hier sieht, realisiert man erst, was das für ein Aufwand ist.“ So kann diese Entzauberung auch dazu führen, dass die Arbeit der Theaterleute mehr wertgeschätzt wird.