Bitte recht freundlich, Düsseldorf
Projekt: Das „Bilderbuch Düsseldorf“ will die Stadt per Foto archivieren – nach Kölner Vorbild. Rund 115 000 Bilder sind schon online.
Düsseldorf. Was ihm denn einfalle, ohne zu fragen ihr Geschäft zu fotografieren? Er möge das doch bitte lassen! So wurde Hanns-Peter Hohlbein neulich von einer Düsseldorferin angeherrscht. Dabei hatte es der Architekt und Hochbau-Ingenieur gar nicht auf ihren Laden in Derendorf abgesehen, ihm ging es vielmehr um die benachbarte Toreinfahrt. Ein Foto des Tors ist seit wenigen Tagen weltweit zu besichtigen - im Bilderbuch Düsseldorf, einem Online-Projekt von Hohlbein und seinem Partner, dem Kunsthistoriker Andreas Schroyen.
Bilderbuch Düsseldorf, das sind bis jetzt an die 1200 Fotos aus und über die Stadt, die Privatpersonen, Archive, Vereine oder Profifotografen auf der Homepage veröffentlicht haben. "Unser Ziel ist, irgendwann jeden Stadtteil, jede Straße und jedes Haus zu zeigen", sagt Hohlbein. Sie betreiben das Bilderbuch Düsseldorf auf Franchise-Basis nach Kölner Vorbild. Dort gibt es ein ähnliches Projekt bereits seit drei Jahren. Mehr als 115 000 Bilder sind im Internet über die Stadt abrufbar. So viel Inhalt hätte Düsseldorfs Bilderbuch auch gern. Der größte Posten kommt bisher vom städtischen Liegenschafts- und Katasteramt. Gut 5000 Schrägluftaufnahmen sollen bald bilderbuchtauglich aufgearbeitet werden.
"Wir sind auf einem guten Weg", sagt Hohlbein, die Resonanz sei gut. Gerade sei man dabei, gut 2000 historische Fotos aus Oberkassel zu digitalisieren und online verfügbar zu machen. "Idealerweise stellen unsere Nutzer auch einen Kommentar zu ihren hochgeladenen Fotos", erklärt Hohlbein. Sein Ziel: Aus dem Bilderbuch soll später ein Online-Lexikon werden. Gewissermaßen als digitales Gedächtnis der Stadt.
Mitmachen kann jeder, der sich im Bilderbuch anmeldet. Bisher haben das laut den Machern 30 Menschen getan. Fotos hochladen funktioniert mit wenigen Mausklicks. Wobei Foto nicht gleich Foto ist, und auch nicht jedes Motiv geeignet ist. Private Fotos von Opas 80. Geburtstag oder Kevins Abifeier sind nicht gewünscht, Fotos von der Kirmes oder vom Bücherbummel hingegen gern gesehen.
Auch Geld lässt sich mit den Bildern verdienen. Wer will, kann ein Foto aus dem Bilderbuch kaufen. Entweder als Datei oder als Ausdruck, auf Wunsch sogar gerahmt. Eine Datei gibt es für 50 Euro, ab 18 Euro geht es für einen Druck los, der Betrag kann sich leicht steigern, je nach Ausführung bis jenseits der 100 Euro. Wobei sich das Geschäft eher für die Bilderbuch-Macher als für die Fotografen lohnen dürfte. "Je verkauftem Bild, erhält der Rechteinhaber von uns zehn Prozent des Verkaufspreises", sagt Hohlbein. 90 Prozent bleiben folglich bei Schroyen und Hohlbein. "Für Aufwand und Material." Allerdings muss niemand seine Bilder zum Verkauf anbieten.
Bis zum Herbst, soll das 20 000. Bild online sein. Wenn nichts dazwischen kommt. Und wenn Nachbarn nicht zu misstrauisch werden. Denn Häuser fotografieren kommt in Zeiten von Google Street-View und seinen Foto-Auto nicht überall gut an. "Manchmal braucht es ein bisschen Geduld, die Leute davon zu überzeugen, dass wir nichts Schlimmes im Sinn führen", erzählt Hohlbein.
Es ist ja nur ein Bilderbuch.