Düsseldorf-Landesgericht Bizarre Sektenwelt: Menschenhandels und Körperverletzung - Anklage ist fertig

Zwei Frauen sollten ihre „Mission“ im Bordell erfüllen. Komplize hackte sich den Finger ab.

Düsseldorf-Landesgericht: Bizarre Sektenwelt: Menschenhandels und Körperverletzung - Anklage ist fertig
Foto: Volker Hartmann

Düsseldorf. Es ist ein seltsames Duo, das sich bald wegen Menschenhandels, Vergewaltigung und Körperverletzung vor dem Landgericht verantworten soll. Nach außen führte ein 29-Jähriger ein ganz normales Leben mit seiner Familie in einem Kölner Reihenhaus. Doch der Mann hatte eine zweite Existenz als „Heiliger“ mit übersinnlichen Kräften, der angeblich mit Toten sprechen konnte und bizarre Rituale durchführte. Zusammen mit einem drei Jahre jüngeren Komplizen hat er nach den Ermittlungen der Staatsanwaltschaft zwei Frauen (25 und 29 Jahre) auf den Strich geschickt. Die Frauen mussten bis zur Erschöpfung in Bordellen arbeiten und wurden immer wieder misshandelt. Nun liegt die Anklage gegen die beiden Männer vor, die sich „Die Heiligen 2“ nannten.

Es war eine skurrile Sektenwelt, die der 29-Jährige aufbaute. Mit einem Gebet musste eines der Opfer den „Gesandten“ begrüßen. Bis zu 18 Stunden gingen die beiden Frauen in verschiedenen Sex-Clubs anschaffen. Wenn sie nicht genug Geld mitbrachten, folgten massive Bestrafungsaktionen. Einer Prostituierten erklärte der 29-Jährige, dass er Kontakt zu ihrem verstorbenen Vater habe. Sein Geist verlange, dass die Frau der Prostitution nachgehen solle.

Hinzu kamen seltsame Rituale. So musste sich eines der Opfer auf einem Friedhof nackt ausziehen, weil sie ein „göttliches Kind“ empfangen sollte. Während der 29-Jährige Sex mit der Frau hatte, wurde in einem Baum ein Feuerwerkskörper gezündet.

Eine besondere Rolle soll der 26-Jährige gespielt haben, der dem „Guru“ offenbar ebenfalls völlig verfallen war. Er soll beiden Opfer vorgegaukelt haben, eine Beziehung mit ihnen aufbauen zu wollen. Um sie gefügig zu machen, übte er angeblich auch massiven psychischen Druck aus. Als eine Prostituierte nicht mehr an die gemeinsame „Mission“ glauben wollte, schnitt sich der Mann auf einem Stromkasten an der Briedestraße die Kuppe seines linken kleinen Fingers ab. Danach kehrte die Frau sofort wieder an die Arbeit im benachbarten Sauna-Club zurück.

Knapp 300 000 Euro soll der 29-Jährige den beiden Prostituierten abgenommen haben. Wann der Prozess stattfindet, steht noch nicht fest.