Bordellbetreiber wegen Doppelmords vor Gericht

Eine Yoga-Lehrerin und ihr 83 Jahre alter Vater werden mit Kopfschüssen getötet. Der Verdacht: Mord aus Habgier. Vor Gericht steht jetzt der Halbbruder der Frau. Er soll das „schwarze Schaf“ der Familie gewesen sein - und die Tat in Auftrag gegeben haben.

Düsseldorf (dpa). Ein Bordellbetreiber aus Hessen steht seit Freitag als mutmaßlicher Auftraggeber eines Doppelmordes vor dem Düsseldorfer Landgericht. Der stämmige Mann mit dem kahlgeschorenen Kopf soll einen drogenabhängigen Killer angeheuert haben, um seine Enterbung zu verhindern - es ging um knapp eine Million Euro. Sein Stiefvater und seine Halbschwester waren im Juni 2010 in ihrer Wohnung in Düsseldorf mit Kopfschüssen umgebracht worden.

In einem zweiten Prozess gegen den geständigen mutmaßlichen Auftragskiller hat die Staatsanwaltschaft inzwischen lebenslange Haft wegen Mordes beantragt. Zu Prozessbeginn am Freitag verbarg der 56 Jahre alte Angeklagte sein Gesicht zunächst unter einer großen braunen Papiertüte. Er blieb stumm. Später kündigten seine Anwälte eine Einlassung am nächsten Verhandlungstag an. Der Prozess soll bis Ende Februar dauern.

Ein erstes Verfahren war im September wegen gesundheitlicher Probleme des Angeklagten abgebrochen worden. Bei der Neuauflage saß deshalb ein Arzt mit im Gerichtssaal. Die Anklage wirft Detlef W. vor, aus Habgier und Heimtücke zwei Menschen getötet zu haben. Der Bordellbetreiber aus Burghaun bei Fulda soll das „schwarze Schaf“ der Familie gewesen sein und von seiner Mutter immer wieder Geld bekommen haben. Dann erfuhr der 56-Jährige von seiner Halbschwester, dass die Enterbung vorbereitet werde. „Er bekäme in Zukunft kein Geld mehr“, gab Staatsanwalt Matthias Ridder am Freitag wieder. Der Angeklagte soll dann den 23-Jährigen für 3000 Euro als Killer angeheuert haben, um die Tat gemeinsam zu begehen.

Detlef W. chauffierte laut Anklage am Tattag, dem 17. Juni 2010, seinen Komplizen nach Düsseldorf. Als Paketbote getarnt, soll der 23-Jährige in die Wohnung in einem Mehrfamilienhaus eingedrungen sein. Die betagte leibliche Mutter des Auftraggebers wurde in ein Zimmer gesperrt. Mit vorgehaltener Pistole wurden die 39 Jahre alte Halbschwester, eine Yoga-Lehrerin, und ihr Vater (83) gezwungen, sich gegenseitig den Mund zuzukleben. Vater und Tochter wurden mit Kopfschüssen getötet. Allerdings hatte die 39-Jährige unbemerkt noch den Polizeinotruf wählen können. Dabei waren Satzfetzen mitgeschnitten worden. Ein Sprachexperte hatte einen hessischen oder thüringischen Dialekt herausgehört. Burghaun liegt in Osthessen in Nähe der Grenze zu Thüringen.