Chef der Kö-Anlieger im Interview: „Zur Kö passt nur Premium“
Düsseldorf. Peter Wienen, neuer Chef der Kö-Anlieger, über Kö-Bogen, den Rasen und neue Feste.
Herr Wienen, auf der Westseite der Königsallee ziehen immer mehr attraktive Händler wie zuletzt Abercrombie & Fitch ein. Dann bringt der Kö-Bogen ein Breuninger-Kaufhaus. Ist der Erfolg der Kö unendlich steigerbar?
Wienen: Erfolg wird durch den Markt gemessen. Wir haben jetzt diese erfreuliche Situation, können aber auch nicht unendlich in die Zukunft schauen. Wir haben nur eine bestimmte Kapazität. Ich wünsche den Investoren Erfolg, aber auch der Kö-Bogen muss erst einmal angenommen werden.
Die Königsallee selbst ist mit ihrer Historie und Architektur einmalig. Das liegt schon an der Fußläufigkeit. Sie ist 900 Meter lang, diese Strecke kann ein jüngerer wie ein älterer Mensch problemlos flanieren. Es gibt viel Bewegung gleich an den Geschäften und dazu zahlreiche Ruhezonen — auf einer Bank am Kö-Graben kann man den Tag in Ruhe Revue passieren lassen. Der Blick aufs Wasser und dabei unter Bäumen sitzen, das tut der Seele gut.
Die Konzentration auf hochwertigen Einzelhandel bedeutet den Siegeszug der Filialisten. Viele Menschen vermissen den individuell geprägten Handel. Sehen Sie da ebenfalls einen Verlust?
Wienen: Ja, natürlich. Deswegen versuchen wir Geschäfte wie Eickhoff, Franzen oder Blome, wo die Eigentümer noch hinter der Theke stehen, zu pflegen. Aber auch in diesem Punkt entscheidet der Markt. Wenn es sich große Unternehmen wie Abercrombie in den Kopf setzen, auf die Kö zu kommen, dann schaffen sie es auch.
Es gibt jedoch andere Trends, die für Abwechslung sorgen, und zwar im Angebot selbst — beispielsweise der Trend zu Wohn- und Einrichtungsaccessoires. Ich bin beispielsweise froh, dass Zara Home auf die Kö gegangen ist. Solche Beispiele zeigen, dass es dort durchaus Waren für jedes Portemonnaie gibt.
Als das Kö-Center, das sie managen, gebaut wurde, gab es auf der Kö noch den Benrather Hof mit seinen Holztischen und Speisekarten, auf denen Speckpfannekuchen mit Salat stand. Die Kö konnte schick und urig zugleich sein. Vermissen Sie das?
Wienen: Ich weiß, dass der Benrather Hof von vielen Düsseldorfern vermisst wird. Wichtig ist für mich, dass durch unterschiedliche Gastronomiesysteme der Bedarf insgesamt gedeckt wird. Aber wenn man an eine bestimmte Klientel denkt, dann kann man den Benrather Hof nur vermissen. Richtig ist, dass man mit solchen Traditionseinrichtungen sorgsam umgehen sollte.
Die hohen Mieten, welche die Top-Designer zahlen, sind für viele Gastronomen unerschwinglich. Dabei sind Restaurants für die Aufenthaltsdauer und -qualität wichtig. Wie ließe sich die Situation verbessern?
Wienen: Durch die Terrassen und die Angebote in den Malls, auf der anderen Seite durch Monkeys, Interconti und Breidenbacher Hof, ist die Situation deutlich entkrampfter. Wer auf oder gleich an der Kö essen gehen möchte, findet eine gute Auswahl vor. Beeinflussen können wir das nicht wirklich, das entscheidet der Markt.
Fehlt Ihnen denn etwas?
Wienen: Ich bedaure sehr, dass die Bar „Bei Tino“ schließt. Da denke ich, hätten wir vielleicht stärker Einfluss ausüben müssen. So etwas wäre in Italien nicht passiert, da wäre auf Teufel-komm-raus alles unternommen worden, damit die Bar bleiben kann. Wie zu hören ist, wollen die Betreiber jedoch in der Nähe ein neues Objekt anmieten.
Eine Kooperation der Immobilieneigentümer bei solchen Fragen, etwa in Form einer Mischkalkulation, ist undenkbar?
Wienen: Wir leben in einem Wettbewerbsmarkt und jeder Eigentümer schaut, dass er das Optimum für seine Immobilien herausholt. Die Malls achten jedoch auf einen Branchenmix und die Einzelhändler wissen bis auf die Hausnummer genau, in welches Haus sie möchten. Man darf die Marktteilnehmer nicht unterschätzen.
Derzeit scheint es kaum ein größeres Problem zu geben als das Gras des Kö-Grabens. Was wollen die Kö-Anlieger?
Wienen: Dazu möchte ich etwas Generelles sagen. Wenn man den Zustand dieser international hochgeschätzten Straße in puncto Sauberkeit und beim baulichen Zustand, dazu zähle ich den Graben und die Brücken, anschaut, dann frage ich mich, ob man nicht pfleglicher mit diesem tollen Objekt umgehen sollte. Ich bin froh, dass wir den Zustand des Kö-Grabens angesprochen haben und dass der Oberbürgermeister unsere Bitten zunächst einmal aufgenommen hat.
Was ist Ihre Sicht der Dinge?
Wienen: Die Kastanien stehen am Gehweg, am Graben selbst stehen Platanen, wachstumsstarke Bäume, die schon drohen, in der Mitte über dem Wasser zusammen zu wachsen. Diese Bäume nehmen dem Rasen auf dem Graben das Licht. Wir haben nun mit einer Expertin und Baumschulen gesprochen. Man sagt uns: Eine Allee kann und muss man pflegen, das Beschneiden der Kronen wäre jetzt sogar noch möglich gewesen. Da ist einfach sehr lange nichts gemacht worden — und ich kann die Sorge der Kritiker verstehen, die Angst vor einem zu starken Beschnitt oder einer für zwei Jahre gestörten Optik haben. Wir bedauern, dass unser Vorschlag nun so rasch beiseitegeschoben wurde.
Was halten Sie vom Vorschlag Tita Gieses, Efeu anzupflanzen?
Wienen: Unsere Beraterin ist skeptisch, was das Efeu angeht. Es sei im Wachstum aggressiv, relativ pflegeintensiv und später kaum mehr zu entfernen. Und was ist mit dem Denkmalschutz des Ensembles, der den Rasen beinhaltet? Wir wären unter dem Strich froh, wenn der Diskussionsprozess in Ruhe zu Ende geführt werden könnte.
Umstritten ist auch die Gestaltung der Terrassen.
Wienen: Da liegt die Wahrheit wohl in der Mitte. Zu viel Wildwuchs ist jedenfalls nicht gut. Die Terrassen sollten Kö-like sein, da müssen keine Schirme mit Getränkewerbung stehen. Bei den Gastronomiestationen muss noch ein Kompromiss gefunden werden. Den Wirten ist wichtig, dass einmal getroffene Verabredungen auch Bestand haben.
Die Kö-Feste waren stets ein Highlight im Terminkalender der Stadt. Im Spätsommer ist nun ein Gourmet-Festival geplant. Soll wieder mehr gefeiert werden?
Wienen: Das reine Feiern ist es ja nicht. Zur Kö passt nur Premium, diese Linie ist wichtig. Wir hatten schon wieder Dinge in der Überlegung, dann hat uns leider die Wirtschaftskrise einen Strich durch die Rechnung gemacht. Ich hoffe, dass wir künftig für Feste einen Premium-Sponsor — zur Kö würde ein Automobilsponsor passen — gewinnen können.
Werden diese Events regelmäßig steigen?
Wienen: Möglich ist das. Wie haben nun unseren Probelauf und wollen bis 2014 zur Eröffnung des Kö-Bogens auch das Re-Fit der Königsallee abgeschlossen haben — ein ansehnlicher Kö-Graben inklusive. Meines Erachtens wäre es zudem wichtig, dass man sich auf gewisse Standards festlegt. Bänke, Poller und Abfalleimer sollten alle zwei Jahre gestrichen bzw. in Ordnung gebracht werden. Und auf die Brücken könnte man auch einmal einen Dampfstrahler halten.