Düsseldorf „Craft Beer sollte getrunken werden wie Wein“

Bier ist Männersache? Von wegen, sagen Sina Seliger (30) und Triena Gest (40). Sie haben jetzt an der Fichtenstraße den Sprung ins Craft-Beer-Geschäft gewagt.

Düsseldorf: „Craft Beer sollte getrunken werden wie Wein“
Foto: Judith Michaelis

Düsseldorf. In der öffentlichen Wahrnehmung gilt Bier als Männersache - doch auch für Frauen kann ein gutes Bier zur Leidenschaft werden: Sina Seliger (30) und Triena Gest (40) haben den Sprung ins Craft-Beer-Geschäft gewagt. Die US-Amerikanerin Triena Gest und ihre Düsseldorfer Partnerin Sina Seliger sind schon seit Jahren große Freunde der Craft-Beer-Kultur. „Bislang gibt es allerdings nur in Hamburg, München und Berlin ein gutes Angebot mit vielen Kneipen, die handwerklich gebrautes Bier anbieten“, erzählt Seliger.

So entschieden sich die beiden jetzt, in den wachsenden Markt für Craft Beer einzusteigen und die Craft-Beer-Szene in Düsseldorf mit aufzubauen. Seit vier Wochen bieten sie unter www.crafters.beer zunächst eine Online-Vertriebsplattform für Endkunden, Händler und Brauereien; wenn es weiter gut läuft, wollen beide im nächsten Jahr noch ein Ladenlokal eröffnen. 134 verschiedene Biere aus dem deutsch- und englischsprachigen Raum, hauptsächlich aus den USA, Kanada, Großbritannien und Deutschland, haben sie zur Zeit in ihrem Portfolio.

Und beide freuen sich, dass sie in der männerdominierten Branche schon nach kurzer Zeit erfolgreich sind. „Viele wissen nicht, dass früher Brauen reine Frauensache war, es gehörte in die hauswirtschaftliche Abteilung wie Kochen und Backen.“ In den Brauhäusern des Mittelalters habe man nur Frauen gesehen und niemand sei auf die Idee gekommen, dass sich Männer ums Bier kümmern könnten. So sind die beiden Frauen mit großem Einsatz und Selbstbewusstsein bei der Sache: „Craft Beer taugt nicht zum Besäufnis, es sollte mit Genuss getrunken werden wie Wein“, rät Seliger.

Craft Beer, das durchschnittlich vier Euro pro Flasche kostet, schmecke am besten aus speziellen Craft-Beer-Kelchen oder Pints. „Und wie beim Wein sollten die Geschmacks- und Aromastoffe im An- und Nachtrunk mit Genuss wahrgenommen werden“, sagt Gest weiter.

Rund 100 verschiedene Bierrichtungen gibt es. Seliger trinkt am liebsten dunkles Bier mit Kaffeebohnen- und Röstmalz-Aroma. Gest bevorzugt dagegen die fruchtig-herben und hopfigen Varianten. Und wie beim Wein gibt es zu jedem Essen das passende Bier. So wird das Stout (typisch englische Biersorte), das meist schwarz und obergärig mit einer ausgeprägten cremefarbenen Schaumkrone serviert wird, gerne zu etwas Süßem wie Schokolade getrunken. Ein IPA (India Pale Ale) passe eher zu Gegrilltem, erklärt Gest. Obwohl es keine gesetzlichen Vorschriften zur Kühlung von Bier gibt, haben die beiden Jungunternehmerinnen mit ihrem Kühlhaus neue Standards gesetzt.

Das Lager an der Fichtenstraße bietet Platz für 36 Euro-Paletten. Bei konstanten fünf Grad Celsius werden ihre Biere hier gelagert. „Wir sind überzeugt, dass Craft Beer an Geschmack und Qualität verliert, wenn die Kühlkette unterbrochen wird. Auch die Brauer sind davon überzeugt“, betont Seliger. Zwischen drei und zwölf Monaten sind die Qualitätsbiere maximal haltbar, weil sie unfiltriert und nicht pasteurisiert sind.

Die handwerklich gebrauten Biere, die bei Crafters vertrieben werden, gibt es im Restaurant Hausmannskost von Tim Mälzer in der Altstadt und auch in der Mojo-Bar in der Altstadt. „Die Mojo-Bar bietet insgesamt 180 verschiedene Sorten an!“, schwärmt Seliger. „Während der klassische Bierkonsum rückläufig ist, wächst der Markt für Craft Beer“, fügt Gest hinzu.

Beide wollen die Craft-Beer-Szene in Düsseldorf mit aufbauen und hoffen, dass das erste Craft-Beer-Festival in Düsseldorf im September dem Vorhaben Vorschub leisten wird.