Sanierung Das Polizeipräsidium wird wohl noch später fertig

Düsseldorf · Nach Baustopp und Kostenexplosion wird auch der Einzugstermin am Jürgensplatz immer weiter verschoben.

 So sieht der neue Anbau des Polizeipräsidiums an der Neusser Straße derzeit aus.

So sieht der neue Anbau des Polizeipräsidiums an der Neusser Straße derzeit aus.

Foto: Zanin, Melanie (MZ)

Erst 2016, dann 2018, später 2020, dann sollte es das Jahr 2022 sein, in dem das Düsseldorfer Polizeipräsidium wieder komplett bezogen werden kann. Doch auch das wird wohl nichts, wie eine Anfrage der WZ an den Bauherrn, den Bau- und Liegenschaftsbetrieb des Landes Nordrhein-Westfalen (BLB) ergab. Denn aktuell laufen immer noch die Arbeiten des ersten Bauabschnittes. Der umfasst den Erweiterungsbau an der Neusser Straße und die Sanierung der beiden Altbau-Spangen, ebenfalls zur Neusser Straße gelegen.

Erst wenn hier die Mitarbeiter der Polizei einziehen können, und dies soll erst Ende 2019 sein, kann der Altbau am Jürgensplatz, der 1933 in Betrieb ging, freigemacht werden. Hier befindet sich zurzeit u.a. noch die Leitstelle. Der Altbau, mit dem denkmalgeschützten Paternoster, der auch erhalten wird, kann dann frühestens ab Anfang 2020 saniert werden. Dafür hatte der BLB zu einem früheren Zeitpunkt mindestens zwei Jahre Bauzeit kalkuliert. So bleibt es spannend, ob die Fertigstellung der 2013 eröffneten Baustelle bis Ende 2022 überhaupt einzuhalten ist.

Polizeidirektor Harald Wilke ist realistisch. Er rechnet mit der endgültigen Fertigstellung zum Zeitpunkt „2022 plus x“. Die Polizei ist Mieter des BLB und Wilke seit gut zehn Jahren Koordinator für das Projekt. Er selbst hat sein Büro noch im Altbau. Wie rund 380 Mitarbeiter. Eigentlich hatte Wilke damit gerechnet, im Frühjahr den Neubau an der Neusser Straße beziehen zu können. „Der ist sehr fertig“, sagt der Polizeidirektor und werde auch schon „möbliert“. Das bedeutet auch die für die Polizei wichtige Technik wird installiert. Um eine teure Zwischenlösung mit Ausweichquartier für die Leitstelle zu vermeiden, soll ihr Umzug vom Altbau in den Neubau nahtlos an einem Tag erfolgen. Doch dies nun nicht mehr im Frühjahr, sondern Ende des Jahres, so der BLB.

Ebenfalls Ende 2019 wird die neue Tiefgarage auf dem Gelände fertiggestellt, teilt ein BLB-Sprecher mit. Hier hatte es durch den Hochwasserstand des Rheins vom Winter 2017 bis Mai 2018 einen Baustopp des Rohbaus gegeben, weil der Grundwasserspiegel zu stark angestiegen war. Seitdem habe es keine Verzögerungen mehr gegeben. Für die Polizei, aber auch für die Anwohner in Unterbilk, die unter dem Parkdruck rund ums Präsidium leiden, hofft Harald Wilke, dass die Tiefgarage auch mit Fertigstellung genutzt werden kann. Auf zwei Etagen entstehen hier 358 Stellplätze. Die werden dringend gebraucht, denn zurzeit nutzt die Polizei das ehemalige Mannesmann-Parkhaus am Landtag und „stapelt“ ansonsten Dienstwagen, Fahrzeuge der Kriminalwache, Gefangenenbus und Privatfahrzeuge von schwerbehinderten Mitarbeitern auf den Innenhöfen des Präsidiumsgrundstücks.

Ein Ziel der Planung am Jürgensplatz war es auch, den Stadtteil Unterbilk noch „näher“ an den Rhein zu rücken, so der BLB. Dazu wird ein Durchgang auf dem PP-Gelände zwischen dem Jürgensplatz und der Neusser Straße angelegt. Er soll laut Bauherr im nächsten Jahr öffentlich zugänglich werden.

Die Kosten für die Investition des Projektes „neues altes Polizeipräsidium“ sollen seit 2017 nicht weiter angestiegen sein. Allerdings hatte der Bauherr damals auch eine Kostenexplosion verkünden müssen: Insgesamt zahlt das Land NRW fast 157 Millionen Euro für die Sanierung, Erweiterung und Modernisierung. Dabei waren zum Projektbeginn 2008 mal viel zu niedrige 62 Millionen Euro, später 75 und dann 93 Millionen Euro veranschlagt worden. Faktoren, die die Kosten in die Höhe trieben, waren u.a. auch der mehr als einjährige Baustopp 2014/2015, nachdem ein Unternehmer eine Vergabebeschwerde eingelegt hatte. Zudem wird auch die Ausstattung verbessert (Labor, Leitstelle) und damit teurer als zuvor berechnet. Die bisherige, lärmintensive Sanierung der Altbau-Spangen und zusätzliche Maßnahmen im Neubau (der Boden musste abgestützt werden) sollen aufwendiger gewesen sein als geplant.

Trotz aller unrealistischer Zeit- und Kostenkalkulationen des Bauherrn sagt Polizeidirektor Harald Wilke, dass man mit dem BLB im guten Austausch sei. Das gelte beispielsweise für die Ruhephasen bei den lauten Stemmarbeiten im Altbau, da die Polizeiarbeit ja dennoch weiterlaufen musste.

Bis zur Fertigstellung, also frühestens Ende 2022, bleiben die Mitarbeiter des Präsidiums auf die Ausweichquartiere verteilt, die ebenfalls dem BLB gehören. 440 arbeiten in drei Etagen des ehemaligen Innenministeriums an der Haroldstraße 5, wo sich auch die Polizeiwache Bilk mit rund 70 Beamten seit Dezember 2017 befindet. Weitere Mitarbeiter der Verwaltung leisten ihren Dienst an der Ulenbergstraße in Bilk und Heesenstraße in Heerdt. Sie alle sollen dann „2022 plus x“ ins neue, alte Haus einziehen. Insgesamt etwa 1200 Personen.