Der erste Film vom Fürstenplatz

Besuch bei den Stipendiaten von Julia Stoschek in den LKA-Studios an der Völklinger Straße.

Der erste Film vom Fürstenplatz
Foto: Mangat

Rund 30 Künstler haben die 15 zellenartigen Räume im ehemaligen Landeskriminalamt an der Völklinger Straße 24 in Beschlag genommen. Für eine Miete von 5 Euro pro Quadratmeter dürfen sie sich für ein, zwei Jahre glücklich schätzen. Der Schwerpunkt in den Studios liegt auf digitaler Kunst in Videos, Installationen und Fotografie. Drei Studenten haben es besonders gut getroffen, denn die Mäzenin Julia Stoschek vergibt zwei Atelierstipendien für jeweils ein Jahr.

Einen Raum teilt sich das Künstlerduo Hedda Schattanik und Roman Sczesny, das in ihren virtuellen Szenen auch selbst auftreten und damit schon viele Preise eingeheimst hat. Die beiden haben bei Andreas Gursky, Marcel Odenbach und Elizabeth Peyton studiert, derzeit sind sie bei Dominique Gonzalez-Forster eingeschrieben. Das zweite Stipendium erhielt Harkeerat Mangat, der sogar einen Film plant, der in Düsseldorf spielt.

Mangat ist Kanadier mit indischen Wurzeln. Er hat ein Vollzeitstudium in der klassischen indischen Musik Dhrupad absolviert und ist mithin als Sänger ausgebildet. Aus diesem Studium bringt er auch die Fähigkeit mit, seine Filme und Performances wie Kompositionen zu organisieren und zu verwirklichen. Er studierte Film und Medien an der Emily Carr Universität in Vancouver und kam mit den drei Sparten Film, Musik und Performance an den Rhein. Seit 2014 studiert der heute 27-Jährige in der Klasse von Christopher Williams. Mit seiner Vielseitigkeit punktete er auch bei Julia Stoschek.

Gespannt sein darf man auf seinen ersten Spielfilm namens „Fürstenplatz“. Die Hauptfigur ist ein Psychologe. Er hat einen freien Tag und hält sich auf dem großen, von Bäumen beschatteten Spielplatz auf. Er denkt über vier seiner Patienten nach. Es geht ihm jedoch nicht um die Freud’sche Psychoanalyse, in der die jeweilige Vergangenheit der Patienten ans Tageslicht befördert wird, sondern um die neue Psychologie der „Gestalttherapie“, die im Hier und Jetzt des Patienten spielt.

Im April agiert Mangat im Projektraum „Die Wohnung“ am Karolingerplatz. „Hinter verschlossenen Türen“ heißt die Performance. Sie dreht sich um sein Lieblingsthema, die Psychologie des Theaters und des Publikums. Er sieht die Zuschauer als lauter Voyeure, die nun hinter die sonst verschlossenen Türen gelangen und die privaten Geschichten belauschen dürfen.

2015 drehte er den Film „Spekulation über Indien“, für den er ein Stipendium aus Kanada erhielt. Der Film spielt in einem indischen Zug, wo sich Karten spielende Fahrgäste und 18 Schauspieler begegnen. Niemand weiß anfangs, was gespielt und was dokumentarisch festgehalten ist. Der Betrachter nimmt anfangs alles für bare Münze. Bis ein Schauspieler rein zufällig die Kamera umstößt. Mangat nutzt die Situation, um einen Schnitt im Film zu machen. Danach geht es nicht mehr um die Weiterfahrt, sondern um die realen Proben für die Szenen im Zug.

In seinem neuen Studio des ehemaligen LAK hängt auch das erste Bild, das Mangat seit zehn Jahren angefertigt hat. Es zeigt den Bildfälscher Han van Meegeren an einem Tisch mit lauter Tinkturen. Im Hintergrund das gefälschte Bild von Vermeer. Auch hier geht es um das Spiel zwischen Fälschung oder allzu großer Kunstfertigkeit und der realiter wiedergegebenen Figur.

Tickets für die Performance „Hinter verschlossenen Türen“ sind ab 1. April im Off-Raum „Die Wohnung“, Brunnenstraße 55, zu haben. Die ersten Aufführungen sind am 13. und 14. April.

d-wohnung.de