Diakonie gegen Trinkraum

Die Stadt Wuppertal meldet jedoch gute Erfahrungen.

Düsseldorf. Wie soll man mit dem Problem der offenen Trinkerszene in Düsseldorf umgehen? An dieser Frage scheiden sich die Geister.

Wie die WZ berichtete, diskutiert der Gesundheitsausschuss am Mittwoch die Einrichtung eines Trinkraums. Gemeint ist ein Aufenthaltsraum für Alkoholkranke, die sich dort treffen können (und auch niedrigprozentige Alkoholika konsumieren dürfen), statt auf der Straße herumzulungern.

Zum Konzept gehören die Ausgabe von Essen und Trinken (alkoholfrei), Therapie- und sonstige Hilfsangebote, Zugang zu hygienischer und medizinischer Versorgung. Mit einem solchen Hilfsangebot würde eine Lücke geschlossen: In anderen Einrichtungen ist Alkohol verboten, die Trinker bleiben fern.

Doch ausgerechnet die Diakonie, Träger von vielen Hilfsangeboten, spricht sich gegen einen Trinkraum aus. „Wir glauben, dass man einem solchen Problem mit präventiven Maßnahmen begegnen muss“, sagt Vorstand Adolf-Leopold Krebs. Die Diakonie betreibt mit dem Café Drrüsch (Mundart für „trocken“) an der Langerstraße eine Einrichtung, die auch für Alkoholkranke da ist. Allerdings darf in dem Ladenlokal kein Alkohol getrunken werden.

Krebs: „Unsere Erfahrung ist, dass sonst die Beratung nicht mehr im Vordergrund steht. Dann ist man vor allem damit beschäftigt, Gewalt zu verhindern.“ Er glaubt, dass die meisten Alkoholiker mit den bestehenden Einrichtungen erreicht werden. Ein Trinkraum hingegen führe zu „Ausgrenzung — und das wollen wir nicht“.

Das sieht Peter Kamps völlig anders. Er ist Geschäftsführer des Freundes- und Förderkreises Suchtkrankenhilfe in Wuppertal. Diese betreibt mit dem Café Döpps eine Art Trinkraum. Es gehe nicht um Ausgrenzung, im Gegenteil: „Der Wunsch nach einer solchen Einrichtung wurde von den Betroffenen geäußert.“

Seit Ende 2007 läuft der Betrieb, man habe nur positive Erfahrungen: „Wir hatten vor allem Befürchtungen wegen des hohen Aggressionspotenzials mancher Besucher. Aber wir haben nur wenige Hausverbote aussprechen müssen.“ Es sei ein Sozialraum entstanden, in dem die meisten Gäste, es sind bis zu 40 gleichzeitig, meist solidarisch miteinander umgehen. Drogen sind nicht geduldet.

Für Kamps ist eine Win-Win-Situation entstanden: Die Suchtkranken seien besser versorgt, 10 bis 15 Prozent würden in Therapien oder andere Angebote weitervermittelt. Gleichzeitig habe sich die Situation im öffentlichen Straßenraum entspannt.

Problem: Die Projektkosten von 240 000 Euro werden komplett von der Arge finanziert, weil dort 15-Ein-Euro-Jobbern eine Arbeitsgelegenheit geboten wird. Ob das über 2011 hinaus weitergehen kann, ist unklar. In Düsseldorf müsste die Stadt die berechneten Kosten (375 000 Euro) wohl selbst tragen.