Donnerwetter: So viele Blitze wie nie
Feuerwehr im Dauereinsatz, Flaute in den Freibädern – der Juli spielt verrückt.
Düsseldorf. Rumms! Überall in der Stadt haben in der Nacht zu Donnerstag Menschen plötzlich aufrecht im Bett gesessen. Besonders hart trafen die schweren Unwetter Bilk, aber auch in anderen Stadtteilen hielten grelle Blitze und gewaltige Donnerschläge die Düsseldorfer stundenlang wach. Wieder einmal.
Schlimme Folgen hatte das Gewitter für eine Frau, in deren Haus an der Karl-Schurz-Straße offenbar der Blitz einschlug. Um 2.36 Uhr rückte die Feuerwehr zu dem Haus aus, der Flur war bereits verraucht.
Fünf Bewohner wurden mit Fluchthauben gerettet, die Frau erlitt eine schwere Rauchvergiftung. Sie wurde in die Uni-Klinik gebracht. Der Brand war wohl durch einen Blitz im Sicherungskasten im Treppenhaus entstanden.
15 Mal rückte die Feuerwehr zwischen 0.25 und 7.33Uhr aus. In Bilk schlugen Blitze mehrfach in Dächer ein, Dachpfannen wurden gelockert, in einem Fall wurde sogar ein Kamin durch einen Blitz gespalten.
An der Glogauer Straße, am Salierplatz und andernorts fielen Äste auf Autos und verursachten einen Schaden von rund 16000 Euro. 90000 Liter Regenwasser pumpte die Feuerwehr an der Unterführung von der Danziger Straße zur Niederrheinstraße im Norden ab, die Straße war ab 2.48 Uhr gesperrt. 50 Feuerwehrmänner waren im Dauereinsatz.
Gewitter in dieser Heftigkeit hat es auch früher schon gegeben, neu ist die Häufigkeit: "Die Sturmeinsätze im Sommer nehmen für uns deutlich zu", bilanziert Feuerwehrsprecher Heinz Engels. "So viele und so heftige Gewitter wie in diesem Jahr hatten wir noch nie."
Auch Gerhard Lux vom Deutschen Wetterdienst bestätigt: "Dieser Juli beeindruckt durch seine starke Wechselhaftigkeit." Statistisch gesehen hat Düsseldorf im Juli 71 Liter Regen pro Quadratmeter. In diesem Monat waren es bis jetzt schon 107 Liter (siehe Grafik) - und der Monat ist noch nicht zu Ende. Schon am Freitag könnte es wieder krachen, sagen die Meteorologen.
Viele Düsseldorfer fragen sich, ob der Klimawandel die Ursache sein könnte. Tatsache ist, dass die Sommer immer wärmer werden. Im langjährigen Mittel (1961-1990) bringen es die Monate Juni, Juli und August in Düsseldorf auf 17,6 Grad. Seit 2000 war jeder Sommer wärmer: Die Abweichungen schwanken zwischen 0,2 und 2,2 Grad.
Das deckt sich mit den Voraussagen der Klimaforscher. Potsdamer Experten sagen für die Region Düsseldorf voraus, dass es bis 2055 im Schnitt um zwei Grad wärmer wird. Einig sind sich auch alle Forscher, dass Gewitter dadurch zunehmen werden. Denn je wärmer die Luft ist, desto mehr Wasserdampf kann gespeichert werden, umso schwüler ist es.
Unter den instabilen Wetterverhältnissen leidet zurzeit vor allem die Bädergesellschaft. "Wir sind nicht zufrieden mit der bisherigen Bilanz", sagt Chef Rüdiger Steinmetz. Zwar wurden in den Freibädern bis Mittwoch 177094Gäste gezählt - immerhin 16,3 Prozent mehr als ihm gleichen Zeitraum des Vorjahres.
Aber 2008 war das zweitschlechteste Jahr überhaupt. Hauptproblem seien die Gewitter: "Da das Wetter in kürzester Zeit umschlagen kann, riskieren die Leute nicht den Weg ins Freibad."
Gewitter hin, Gewitter her: Das Kirmes-Feuerwerk am Freitagabend ist wohl nicht gefährdet: "Regen macht uns nichts aus. Bis jetzt haben wir das Feuerwerk noch immer abgefeuert", sagt Peter Sobotta von den St. Sebastianern.
Ab 22.10 Uhr gibt es bengalische Feuer, 22.30 Uhr startet das Feuerwerk. Nur bei schwerstem Sturm müsste es ausfallen. "Aber dann hätten wir sowieso keine Zuschauer."