Düfte der Welt auf 400 Seiten

Kurz vor dem Start der Messe „Global Art of Perfumery“ hat Frank Schnitzler sein Parfüm-Lexikon vorgestellt.

Düsseldorf. Jetzt schreibt er auch noch! Frank Schnitzler, ungekrönter Parfüm-König, der vor fünf Jahren sein Flaggschiff in den Schadow-Arkaden an Douglas verkauft hat, bringt jetzt ein Buch heraus. Nicht ein kleines, sondern gleich ein Lexikon. „Das große Buch vom Parfum“:

Auf 400 Seiten konjugieren er und Co-Autor Bodo Kubarz Düfte von Azzaro bis Zegna durch. Von schweren, orientalischen Parfüms, die bis ins 19. Jahrhundert zurückdatieren, bis hin zu den leichten sportlichen Düften, die heute in jeder Schulklasse anzutreffen sind.

Hat Schnitzler mal wieder den richtigen Riecher? Wer weiß. Jedenfalls ist es kein weiteres Coffee-Table-Buch in Hochglanzformat, sondern ein sorgfältig recherchiertes Nachschlagewerk mit ausführlichen Duft-Beschreibungen. Ob es sich verkaufen lässt, bleibt abzuwarten. Zumindest füllt er eine Lücke auf dem Markt, denn ein Werk dieses Sujets in deutscher Sprache gibt es bislang noch nicht.

Und wer zweifelt daran, dass Schnitzler in diesem Bereich als Kenner geachtet wird? Von weltweiten Firmen und von Kunden. Häufig suchen ältere Damen seinen Rat, wenn es um Düfte von damals geht, den Namen aber vergessen haben. Er verwickelt sie in ein Gespräch und versucht die Psyche des Kunden zu erfassen.

Sein Motto: „Parfüms wirken wie Psychopharmaka“. Am Ende trifft er zum Beispiel mit dem Parfüm „Quelques Fleurs“ von 1906 ins Schwarze. Andererseits meint er: „Ein junger, sportlicher Typ sucht nicht unbedingt eine sportliche Duftnote.“

Auch aus eigener Erfahrung spricht er. „Wenn ich mal Probleme habe, gehe ich zum Regal, sprühe mich ein und fühle mich besser.“ Wie kommt es, dass er bei den meisten Kunden richtig liegt? „Weil ich so alt bin“, schmunzelt Schnitzler.

Eigentlich hätte er sich 2006, als er mit 65 seine Geschäfte mit 60 Mitarbeitern veräußerte, zurücklehnen, den Ruhestand genießen können. Doch geistige Unruhe, Neugier und Interesse an Menschen treiben den Parfüm-Papst, der im Juli 70 wird, zu immer neuen Projekten und Risiken.

Schnitzler ist kein selbstzufriedener Genießer, sondern wacher, agiler Unternehmer durch und durch. Er berät Konzerne und eröffnete vor kurzem in den Schadow-Arkaden „Hair Affair“ — eine Boutique, in dem alles um Haare und Kopfschmuck geht.

Außerdem ist Schnitzler beteiligt an „Beauty Affair“, einer Kleinparfümerie, in der hochkarätige Düfte — neue und fast vergessene — die Regale zieren.

Damit nicht genug. Am kommenden Wochenende, 9. und 10. April, organisiert der wortgewandte Grandseigneur mit Hang zum vielfarbigen Einstecktuch zum dritten Mal die „Global Art of Perfumery“. Eine Messe, auf der 100 Hersteller mit großem Namen und ausgefallene Parfumeurs neue Trends präsentieren werden. Keine Messe also für die große Masse.

„Die Zeit der Beauty-Hallenmessen ist vorbei“ sagt er. Er hat das Luxus-Segment im Visier. „Weg von der Banalisierung“, so seine Philosophie. Denn besonders Frauen sehnen sich nach neuen Düften. 200 neue, gewagte und riskante Parfüms und Beauty-Produkte werden dem Fachhandel vorgestellt — im Maritim Hotel am Flughafen.

Das Konzept entwarfen Schnitzler, Bernd Kruschka und Frank Hartmann (bis 2009 Geschäftsführer der Messe Düsseldorf), die sich das Risiko teilen.

Immerhin fanden sie für den Trend-Kongress namhafte Sponsoren wie Maserati und Ferrari, die mit eigenen Düften vertreten sind. Und für internationales Modeflair sorgt Stargast Baptiste Giabiconi. Der 19-jährige Beau, ein Topmodel aus Marseille, gilt als die neue Muse von Karl Lagerfeld.

Frank Schnitzler/Bodo Kubarz: „Das große Buch vom Parfum“, Collection Rolf Heyne, 29,90 Euro.