„Entspricht nicht dem christlichen Menschenbild“ Kirchen wenden sich in Düsseldorf gegen die Bezahlkarte für Flüchtlinge

Düsseldorf · Die Gegner einer Bezahlkarte für Geflüchtete erhalten Unterstützung vom Stadtdechanten und vom Superintendenten. Das könnte Auswirkungen haben. Denn eine Mehrheit im Rat für das Projekt ist inzwischen fraglich.

So könnte die Bezahlkarte für Geflüchtete aussehen. Ob sie in Düsseldorf tatsächlich kommt, ist offen.

Foto: dpa/Jens Büttner

Die Stimmen gegen die Einführung einer Bezahlkarte für Flüchtlinge in der Landeshauptstadt erhalten weitere Unterstützung. In einem Offenen Brief wenden sich unter anderem der katholische Stadtdechant Frank Heidkamp und der evangelische Superintendent Heinrich Fucks gegen die in Düsseldorf auch politisch umstrittene Bezahlkarte. Neben den beiden führenden Seelsorgern der beiden großen Konfessionen haben den Brief Hubert Ostendorf (Straßenmagazin Fifty-Fifty), Hildegard Düsing-Krems (Flüchtlinge willkommen in Düsseldorf) und Oliver Ongaro (Flüchtlingsinitiative Stay!) unterzeichnet.

Nach Einschätzung der Autoren widerspricht eine solche Karte, die die bisherige Barauszahlung von Unterstützungsleistungen weitgehend ersetzen soll, „dem christlichen und humanistischen Menschenbild“. Denn Geflüchtete, die nach Düsseldorf kämen, verdienten zunächst einmal Mitgefühl und Unterstützung. „Viele von ihnen haben in ihrer Heimat Verfolgung, Ausgrenzung, Haft, Folter und andere Grausamkeiten erlebt“, heißt es in dem Schreiben. Die Einführung einer solchen Karte sei ein „Instrument des Misstrauens“, das die freie Verwendung von existenzsichernden Mitteln einschränke.

Spannend in dem Schreiben ist der ausdrückliche Appell der fünf Unterzeichner an die Vertreter der demokratischen Parteien im Rat, „gegen die Einführung einer Bezahlkarte für Geflüchtete zu stimmen“. Das dürfte vor allem die Christdemokraten und Oberbürgermeister Stephan Keller (CDU) aufhorchen lassen. Denn erst vor wenigen Tagen wurde bekannt, dass die Grünen beim Thema Bezahlkarte – ungeachtet ihrer Kooperation mit der CDU – gemeinsam mit den Fraktionen von SPD, Linke und Partei/Klima für den Ausstieg Düsseldorfs aus dem Projekt stimmen wollen. Rein rechnerisch wäre das bereits eine Mehrheit.

Das Land hatte den Kommunen eine solche Opt-Out-Möglichkeit eingeräumt. Ausdrücklich beziehen sich die Autoren in ihrem Appell auf das Evangelium. „Unseren christlichen Maßstab leiten wir aus dem Matthäus-Evangelium, Kapitel 25, Vers 35, ab: ,Ich war fremd, und ihr habt mich aufgenommen’“, heißt es in dem Brief. Dass es an der Aufforderung zu einem konkreten Abstimmungsverhalten Kritik geben könnte, ahnt Heinrich Fucks. Trotzdem hält er diese Passage im Brief für richtig. „Wir fordern ein solches Votum, weil wir in diesem Fall eine Orientierung der Politik am christlichen Hintergrund für wichtig halten.“

(jj lukra)