Immobilien in Düsseldorf Neubauprojekt mit 23 Wohnungen gerettet – Baulöwe aus dem Ruhrgebiet übernimmt
Exklusiv | Düsseldorf · Auf dem Grundstück des früheren Kulturzentrums „Brause“ kann es bald weitergehen – ein Baulöwe aus dem Ruhrgebiet übernimmt.
Noch sieht das Neubauprojekt an der Bilker Allee 233 aus wie eine Bauruine, doch jetzt wird das Vorhaben wiederbelebt: Das Bauunternehmen Rahn hat das Grundstück gekauft und will dort bis Herbst nächsten Jahres 23 neue Wohnungen errichten. „Wir werden genau so weiterbauen, wie es ursprünglich geplant war“, sagt Geschäftsinhaber Wieland Rahn gegenüber unserer Redaktion.
Das ist eine gute Nachricht für Düsseldorf. Denn erstens ist Wohnraum knapp – und zweitens steht dieses Projekt in bester Bilker Lage seit August still. Hintergrund ist eine der größten Immobilienpleiten des vergangenen Jahres: Der Entwickler Project Immobilien aus Nürnberg hatte sich in Zeiten von gestiegenen Baukosten, hohen Zinsen und zurückhaltenden Käufern zu viel vorgenommen. Bundesweit kam Project auf 120 Neubau-Projekte, acht davon in Düsseldorf.
Das Unternehmen wird nun von Insolvenzverwaltern filetiert, die für geprellte Gläubiger möglichst viel Geld herausholen wollen. Deshalb stehen Dutzende Grundstücke und gestoppte Bauvorhaben zum Verkauf, auch in der Landeshauptstadt. Die Verantwortung dafür trägt der Insolvenzverwalter Volker Böhm von der Kanzlei Schultze & Braun. Schon im April kaufte Wieland Rahn bei Böhm ein früheres Project-Immobilien-Grundstück an der Hansaallee 242 in Lörick. Dort sind 100 Wohnungen angedacht, noch fehlt aber ein Bebauungsplan. Dann sicherte sich Rahn sein zweites Projekt in Düsseldorf.
Vor etwa einem Monat habe er den Vertrag für den Kauf des Grundstücks an der Bilker Allee 233 unterschrieben, sagt Rahn. Der Insolvenzverwalter will sich dazu nicht öffentlich äußern, weil die Rückabwicklung der schon gekauften Wohnungen noch nicht ganz abgeschlossen ist. Wie ein Beteiligter berichtet, konnte Project Immobilien für das geplante Projekt namens „Bilkster“ nur eine Handvoll der 23 Wohnungen verkaufen. Die Einheiten wurden im Schnitt um die 7000 Euro pro Quadratmeter angeboten und sollten eigentlich Ende 2024 einzugsbereit sein. Aktuell aber ist der Rohbau noch nicht fertig, das oberste Geschoss und das Dach fehlen.
Rohbau hat unter
Stillstand nicht gelitten
Wieland Rahn sagt, dass die bisherigen Käufer ihr angezahltes Geld komplett zurückerhalten werden. Dann werde er das Projekt erst einmal zu Ende bauen und danach schauen, ob er die Wohnungen verkauft oder selbst vermietet. „Je nachdem, wie sich der Markt verhält.“
Vor Kurzem war der Gevelsberger Unternehmer vor Ort und zog ein zufriedenes Fazit von der Baustelle: Der Rohbau sei von der Substanz her sehr gut und habe trotz Stillstands nicht gelitten. „Ein bisschen Wasser steht im Keller, aber das ist nicht schlimm.“ Denn die Betonplatte darunter sei wasserundurchlässig.
An der Baustelle hängen aktuell auch noch Schilder von Project Immobilien an den Bauzäunen, die Schrift ist nach innen gedreht. Die Nürnberger werben dafür, ein „verlässlicher Partner“ zu sein und 25 Jahre Erfahrung zu haben. Außerdem wird ganz konkret eine „Gewerbeeinheit für kulturelle Zwecke“ angepriesen: 118 Quadratmeter, zum Preis von 468.000 Euro.
Diese Zahlen gehören der Vergangenheit an, die Nutzung des Erdgeschosses aber soll auch in Zukunft öffentlichkeitstauglich sein. „Die Stadt Düsseldorf hat mit Project Immobilien eine Vereinbarung über ein Anmietrecht ausgehandelt“, sagt Wieland Rahn. Wir haben die Stadt am Mittwoch nach dem aktuellen Stand der Planungen gefragt, eine Antwort stand bis Donnerstagabend noch aus.
In jedem Fall wäre ein Kulturzentrum im Erdgeschoss des Neubaus zumindest ein kleiner Trost für alle, die sich noch an die frühere Nutzung des Grundstücks erinnern. Vor dem Abriss im Jahr 2019 war dort die „Brause“ fast 20 Jahre lang ein Treffpunkt für alternative Kultur für Menschen aus den Stadtteilen Bilk und Friedrichstadt.
Die Frage ist nun, wie es für die anderen insolventen Bauvorhaben von Project Immobilien in Düsseldorf weitergeht. Auch hier gibt es gute Neuigkeiten: Ein großes Grundstück am Dillenburger Weg in Eller, auf dem früher der Kaufhauskonzern Karstadt ein Lager hatte, wurde diese Woche verkauft. Das berichtet der verantwortliche Transaktionsberater BGA Invest. Das knapp 25.000 Quadratmeter große Areal hat ein regionaler Entwickler erworben – wer genau, soll vorerst vertraulich bleiben. Ursprünglich hatte Project Immobilien in dieser Gegend namens „Gurkenland“ 600 Wohnungen angedacht, ein Bebauungsplan fehlt aber noch.
Das fortgeschrittenste Düsseldorfer Vorhaben von Project heißt „Unser Bilk“ und befindet sich an der Fleher Straße. Dort sollten eigentlich schon Ende 2022 insgesamt 31 Wohnungen bezugsfertig sein. Alle Einheiten sind verkauft, teils auch an junge Familien, die sehnsüchtig auf ihren Einzug warten. Die Käufer haben jeweils mehrere Hunderttausende Euro angezahlt. Will Wieland Rahn auch dieses Projekt retten? „Wir sind noch im Abstimmungsprozess“, sagt der Unternehmer.