Hoppeditz-Erwachen in Düsseldorf Der Hoppeditz in Gerresheim ist mit Verspätung erwacht

Düsseldorf · In Gerresheim gehen die karnevalistischen Uhren etwas anders. Wenn eigentlich am 11.11. um 11.11 Uhr der Hoppeditz erwacht und die fünfte Jahreszeit mit seiner Spottrede auf die Politik und die oberen Zehntausend anstimmt, dreht sich der Gerresheimer Jecken-Wecker noch mal genüsslich im Schlafe herum, denn erst um 17.11 Uhr wird es für ihn Zeit, sich für seinen großen Auftritt vor dem Gerresheimer Rathaus parat zu machen.

 Carsten Bolenz ist der Hoppeditz in Gerresheim. Im dortigen Rathaus hat er den Beginn der Session eingeläutet.

Carsten Bolenz ist der Hoppeditz in Gerresheim. Im dortigen Rathaus hat er den Beginn der Session eingeläutet.

Foto: Hans-Juergen Bauer (hjba)

Nahezu alles, was die Menschen im vergangenen Jahr bewegte, was zu Fragezeichen im Blick von „Otto Normalverbraucher“ führte, bekam in der „Spottrede“ des Gerresheimer Hoppeditz Carsten Bolenz „sein Fett weg“. Das mangelnde Bildungsniveau an deutschen Schulen, der Lehrermangel, fehlende Kita-Plätze trotz Rechtsanspruch, die Renten-Problematik, Gesundheitsreform, deutsche Fußball-Krise, die mangelnde Transparenz in der FIFA inklusive der Vergaben von Weltmeisterschaften und die abgeschmackten Ablösesummen und Spielergehälter gehörten zum umfassenden Themenkreis des Erznarren.

Er sei direkt schockverliebt gewesen in das neue Sessionsmotto „Wat et nit all jöwt“ – was es nicht alles gibt. „Denn ich staune jedes Jahr, was auf der Welt alles passiert, und auch immer wieder, wie man unser Land so regiert. Ich höre vor zwei Jahren unseren Kanzler noch sagen, wir müssen in Deutschland wieder ‚mehr Fortschritt wagen‘. Doch war das wohl bloß ein Werbeslogan, denn die Aufbruchstimmung in der Koalition ist schon längst wieder verflogen. Kindergrundsicherung, Heizungsgesetz und Asyldebatte. Es knirscht wie eine Langspielplatte“, spöttelte Bolenz in seiner Paraderolle. Das quittierten unter anderem Bezirksbürgermeisterin Maria Icking (Grüne), ihr Stellvertreter Ingolf Rayermann (CDU) und auch Bezirksvertreter Rene Falkenberg (CDU) mit mehr oder weniger zustimmenden Lächeln. Falkenberg war genauso wie Landtagsabgeordneter Marco Schmitz Teil des Gerresheimer Hoppeditz-Programms, standen sie doch als Mitglieder des aktiven Corps der Gerresheimer Bürgerwehr mit auf der Bühne. Unter den Feiernden auf dem gut besuchten Rathaus-Vorplatz amüsierten sich auch das Schlossgrafenpaar der Benrather Schlossnarren Christian (Rayak) und Hope (Ritterskamp).

Wobei, die Problemliste, die Hoppeditz Bolenz anführte, ist so amüsant eigentlich nicht. „Das bisschen Binnenschifffahrt auf dem Rhein schafft Lieferketten nicht allein. Doch die Brücken in Deutschland sind marode, da darf kein Lkw mehr drüber, und das Schienennetz der Deutschen Bahn ist auch ziemlich hinüber. Hinzu kommt noch die Dieselsteuer – Transportieren wird hierzulande mächtig teuer“, stichelte der Oberschelm.

Die Pointen von Bolenz konnten indes nicht alle Gäste gut verstehen, denn dröhnende und quietschende Rückkopplungen der Lautsprecheranlage vermiesten ein wenig das Hörvergnügen. Den Blick richtete die närrische Symbolfigur auch auf die Probleme in der Stadt. „So sieht es auch hier in Düsseldorf aus, es gibt weiterhin Streit um das Opernhaus. Auch für den Verkehr in der Altstadt ist noch keine Lösung gefunden. Das Chaos dort bleibt in den Abendstunden. Der Umbau des Hauptbahnhofs rückt erneut in weite Ferne, genauso läuft es seit Jahren bei der Bergischen Kaserne“, offenbarte das jecke Sprachrohr. „Womit wir auch schon bei uns in Gerresheim wären, man kann es den Leuten ja kaum noch erklären.“

Der Blick aufs Globale lässt Hoppeditz Bolenz die Haare zu Berge stehen, die er selbst durch die Narrenmütze kaum gebändigt bekam. „Ob Ukraine, Nigeria, oder Iran, Berg-Karabach, Afghanistan. Jetzt noch Israel und die Hamas, auf der Welt herrscht Krieg und Hass“, listete er auf. „Deswegen sei klargestellt, trotz aller Kritik: Uns allen geht es verdammt gut, in dieser Republik. Denn eines, das sollten wir niemals vergessen: Es gibt Millionen von Menschen auf der Welt, die haben nicht mal was zu essen! Also, Ihr Narren: Make love, not war! Und lebt das auch unseren Kindern so vor!“