Fahrrad-Zoff in Düsseldorf Erste Radleitrouten kommen deutlich später
Düsseldorf · Mittlerweile steht fest: Bis zur Kommunalwahl 2025 werden die ersten beiden Hauptradwege nicht fertig. Kritik kommt aus der Politik.
Die ersten Radleitrouten werden deutlich später gebaut als zunächst geplant. War im Bedarfsbeschluss aus dem November des Jahres 2021 sogar noch die Rede davon, dass der Bau der Leitroute 1 bis Mitte dieses Jahres abgeschlossen sein sollte, hat er unterdessen nicht einmal begonnen. Auch in den vergangenen Monaten häuften sich schlechte Nachrichten zum Zeitplan. Im Ausführungs- und Finanzierungsbeschluss von August war immerhin noch die Rede davon, dass die insgesamt neun Kilometer lange Strecke zwischen Südring und Alte Flughafenstraße bis zum Herbst 2025 fertig wird. Doch auch dieses Ziel ist bereits kassiert worden. Mittlerweile ist klar, dass nur ein Teil des Vorhabens bis zu diesem Zeitpunkt umgesetzt sein kann und der Bau nicht vor der Fußball-Europameisterschaft beginnen soll. Darüber wurde die an diesem Donnerstag wieder tagende Kleine Kommission Radverkehr jüngst von der Stadt informiert – die Kritik fiel deutlich aus.
Während der Ausbau des Radhauptnetzes mit seinen rund 300 Kilometer langen Verbindungen für weitere Strecken durch die Stadt seit Jahren nicht wie geplant voran kommt und nur ein kleiner Teil umgesetzt ist, sollten mit einem neuen Ansatz endlich erste durchgängige Routen entstehen. So sollte eine neue Qualitätsstufe für den Radverkehr erreicht werden. Insgesamt soll es sechs Radleitrouten geben.
Ein Beschluss soll der Politik in Kürze vorgelegt werden
Um den Bau zügiger voranzubringen, war das Projekt an die Stadttochter IPM übertragen worden, die sich bereits mit effektivem Schulbau einen Namen gemacht hatte. Im Unterschied zu diesem habe man allerdings den im Straßenverkehr nötigen Abstimmungsbedarf und Planungsaufwand „unterschätzt“, sagt Mobilitätsdezernent Jochen Kral jetzt auf Nachfrage. So sei es zu unrealistischen Terminplänen gekommen.
So war auch noch im Mai 2022 für die Radleitroute 2 (Ost-West) dargelegt worden, sie Ende dieses Jahres errichtet haben zu wollen. Laut Kral sieht es nun so aus, dass der erste Abschnitt vom Areal Böhler bis zur Luegallee erst im Sommer 2025 fertig werden soll, nach Baubeginn Anfang nächsten Jahres (insgesamt soll es über zwölf Kilometer bis Neusser Tor in Gerresheim gehen). Ein Beschluss soll der Politik in Kürze vorgelegt werden, samt Vorschlag für den Umgang mit den Parkplätzen an der Hansaallee.
Bei der Radleitroute 1 will die Stadt im Süden am Südring mit dem Bau beginnen und sich bis Herbst 2025 zur Moselstraße (am Landtag mit Anschluss an die Rheinuferpromenade) vorgearbeitet haben. Kral betont bei aller Verspätung aber auch, dass dann immerhin an zwei bedeutenden Stellen in der Stadt erste längere, durchgängige Fahrradrouten entstanden sein werden. Planungsbeginn für die Abschnitte der ersten Leitroute „Heuss-Brücke bis Rheinkniebrücke“ und „Lohausen bis Reeser Straße“ soll in der zweiten Jahreshälfte sein.
Christian Rütz (CDU), Vorsitzender der Kleinen Kommission Radverkehr, sagt, er könne die Verzögerungen „teilweise nachvollziehen“, aufgrund der hohen Planungsintensität und teils fraglichen Förderzusagen. Er sagt aber auch: „Ich hätte mir gewünscht, dass die erste Radleitroute bis zur Kommunalwahl 2025 fertig ist.“ Und er erkenne zwar ein Bemühen, „aber ich würde mich freuen, wenn der Output aus dem Dezernat größer wäre“.
Schärfere Kritik übt Sabrina Proschmann, Co-Vorsitzende der SPD-Ratsfraktion, aus der Oppositionsrolle heraus. Der schwarz-grünen Ratsmehrheit erteilt sie für den Radwegeausbau die Note fünf bis sechs. Vor allem in Richtung CDU richtet sie den Vorwurf, bei den Planungen für die Radleitrouten es an jeder Stelle immer allen Verkehrsteilnehmern recht machen zu wollen. „Das geht aber nicht. Man muss auch mal entscheiden.“ Manche Sorge sei auch überflüssig, wie der gelungene Versuch an der Luegallee zeige. „Sowohl in der Politik, aber auch in der Verwaltung müssen wir deutlich schneller zu Ergebnissen kommen.“ Es müssten da auch mal Lösungen akzeptiert werden, die nicht für alle perfekt seien. Zusammenhängende Radfahrstrecken seien wichtig, um die Landeshauptstadt zukunftsfähig zu machen.