DSDS Düsseldorf findet den Superstar

Prince Damien holt im Rather Dome den Titel und gewinnt damit 500 000 Euro. Für das Publikum ist es aber eine zähe Angelegenheit.

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Düsseldorf. Als „größtes DSDS-Finale aller Zeiten“ kündigte RTL die Abschlussshow seiner Dauer-Castingsendung an. Und tatsächlich verfolgten im ausverkauften Rather Dome so viele Menschen wie nie zuvor das Finale der Show. Doch viele Zuschauer bringen gleichzeitig auch viele Unwägbarkeiten mit sich. Und die sind Gift für eine auf die Minute genau getimte Livesendung zur besten Sendezeit.

Deshalb gibt es Warm-Upper René. Der soll die 13 000 Besucher nicht nur drei Stunden lang bei Laune halten, sondern ihnen vor allem sagen, was sie zu tun haben. „Wenn die Jury kommt, steht bitte alle auf. Und wenn die Jury was Tolles sagt, klatscht ihr ganz laut“, sagt der Anheizer 30 Minuten vor Showbeginn zu den Zuschauern.

Fast die Hälfte von denen steht da noch vor der Halle und wartet auf den Einlass. „Die Organisation könnte besser sein“, murrt Besucherin Karin Maßner. „Wir stehen seit fast einer Stunde in der Schlange. Ich hoffe, ich bin rechtzeitig zum Anfang der Show auf meinem Platz.“ Sie ist mit Tochter Lara (15) aus Bielefeld angereist. Beide hoffen, das Kandidat Prince gewinnt.

Sie sind damit in guter, weil großer Gesellschaft. Als Moderator Oliver Geißen die drei Finalisten kurz nach Beginn der Show zum ersten Mal auf die kreisförmige Drehbühne bittet, ist die Entscheidung eigentlich schon gefallen. Riesenjubel für Rampensau Prince Damien, viel weniger Beifall für Rocklady Jana und Rastaman Thomas.

Zu Beginn jeder Werbepause schart sich ein ganzer Tross aus Maskenbildnern, Redakteuren und anderen, die was zu sagen haben, um Pop-Produzent Dieter Bohlen und die anderen drei Juroren. Während akribisch nachgepudert und an den Outfits gezupft wird, pirscht sich eine Handvoll Zuschauer zu Bohlen vor. Schnell schreiten Sicherheitsleute ein, pfeifen die Fans zurück.

Und auch Stimmungsmacher René Travnicek stellt für den Rest der Halle klar: „Bitte geht in der Werbung nicht ans Jury-Pult“. Viele Besucher nutzen die Unterbrechungen aber eh für einen Toilettengang. An die appelliert René auch: „Denkt dran, wer zu spät wiederkommt, darf erstmal nicht auf seinen Platz.“

Mit fortwährender Dauer sinkt die Stimmungskurve beim Publikum merklich ab. Vielleicht, weil in drei Stunden ziemlich selten gesungen wird. Stattdessen lange Einspielfilme, lange Werbepausen, lange Juryurteile. Es wird viel geredet, von Telefonnummern, die man anrufen soll, und von Liedern, die man sich besser gleich im Netz besorgt.

Da kann man auch gleich seine Bewerbung für die nächste Staffel ausfüllen, noch bevor der Gewinner der aktuellen feststeht. „Das zieht sich ziemlich“, findet Besucher Lukas Hoffmann. „Da merkt man, dass die Show für die Fernsehzuschauer gemacht wird, nicht für uns in der Halle.“

Das Düsseldorfer Publikum nochmal von den Sitzen reißt dann ausgerechnet ein Kandidat, der aufgrund stimmlicher Defizite stets frühzeitig von Bohlen und Co. aussortiert wird: Menderes Bagci, der jüngst auch das Dschungelcamp als Sieger verließ. Bohlen kommentiert den frenetischen Jubel für den Dauerkandidaten süffisant: „Und ich dachte bisher immer, die Düsseldorfer hätten Geschmack.“ Letztlich passt die Reaktion aber zu der Tatsache, dass die Musikshow zu Beginn jeder Staffel immer die höchste Quote einfährt. Am besten unterhalten eben die, die’s nicht können.

Prince Damien kann es, und wird am Ende wenig überraschend zum Sieger gekürt. In zwei Wochen geht er mit den Zweit- bis Sechstplatzierten auf Tournee. Besucher Lukas Hoffmann überlegt, eine Karte zu kaufen. „Da wird dann hoffentlich mehr gesungen als in der Finalshow.“