Düsseldorf Zwei, die offen sind für alle Formen von Kultur

Düsseldorf · Aus dem Verein „Kunst und Haltung“ ist eine lebendige Plattform geworden. Mehr als 80 Veranstaltungen gab es bereits.

Horst Wackerbarth (r., Fotokünstler, Vorsitzender) und Michael Krisch bieten in der einer ehemaligen Halle viele Kulturveranstaltungen an.

Foto: Döring, Olaf (od)

„Mein ganzes Leben lang hatte ich den Anspruch, neben meinen eigenen Projekten etwas zu bewegen“, sagt Horst Wackerbarth. „Auch meine Kunst definiere ich immer als gesellschaftlichen Dialog. Alles andere interessiert mich nicht.“ Berühmt wurde der Foto- und Videokünstler mit der Serie auf seinem roten Sofa, mit dem er um die ganze Welt gereist ist. „1200 Motive in 41 Ländern auf vier Kontinenten“, listet er auf.

Nun hat das legendäre Möbelstück seinen vorläufigen Ruheplatz in Wackerbarths Atelier gefunden. Ein inspirierendes Umfeld: Wand an Wand mit ihm arbeiten in dem Heerdter Hinterhof die Künstler Dieter Nuhr und Stefan Kaluza. Und nur ein paar Schritte entfernt öffnet sich eine Halle, in dem der Verein „Kunst und Haltung“ (KuH) sein Quartier hat. Gegründet haben ihn Horst Wackerbarth und der Kreativschaffende Micha Krisch. 2021 war das, mitten in Corona, und befeuert vom Frust, der aus dem gescheiterten Projekt auf der Ulmer Höh‘ resultierte. Alle Bemühungen seit 2014, in der Kapelle der ehemaligen Justizvollzugsanstalt ein Kulturzentrum zu etablieren, waren an der Finanzierung gescheitert. Ein Trauma für Horst Wackerbarth, der seine Vision nicht aufgeben wollte. „Wir überlegten dann, was wir stattdessen machen können“, erzählt Micha Krisch. „Es ergab sich, dass wir dieses Gebäude mieten konnten, in dem vorher eine Eventgastronomie untergebracht war. Ein Geschenk.“

Das Konzept des Vereins fußt auf maximaler Offenheit für alle Formen von Kultur. Auf dieser Bühne tummeln sich Maler und Musiker, es werden Vorträge zu relevanten Themen der Zeit gehalten, man diskutiert oder trifft sich zum Belcanto-Brunch. „Am schönsten ist es immer, wenn unterschiedliche Dinge zusammenwirken“, sagt Micha Krisch. Bei einer Kurzfilmnacht ging es um künstliche Intelligenz. „Sicher spannend“, meint er. „Wir fördern aber auch die natürliche Intelligenz. Sie macht das Wesen der Kunst aus. Man hat etwas in sich drin, das pocht und drängt, das muss raus. Das kann die KI nicht.“

Das Programm kuratieren die Vorsitzenden gemeinsam

Krischs Biografie ist schillernd. Er studierte Medienwirtschaft und Philosophie, pendelte, wie er beschreibt, „zwischen Wirtschaft und Geisteswissenschaft“, verdiente sein Geld im internationalen Marketing. Er schrieb Fachbücher und arbeitet an einem Roman. „Ich hatte immer eine große Leidenschaft für die Kunst“, sagt er. „In einer Sparte bin ich selber unterwegs, ich betreibe Zauberei. Aber nicht auf die übliche Art. Ich bringe Philosophie, Poesie und Magie zusammen.“ Wie Wackerbarth will auch er Denkprozesse anstoßen: „Das Denken ist der Anfang von vielem. Wenn eine Vision da ist, kann daraus etwas entstehen.“

Bei „KuH“ ist es geglückt. Aus dem Verein wurde eine lebendige Plattform mit bislang 80 Veranstaltungen. Das Programm kuratieren die Vorsitzenden gemeinsam, mit unterschiedlichen Schwerpunkten. Wackerbarth setzt eher die künstlerischen Akzente, Krisch kümmert sich um die interdisziplinäre Ausrichtung. „Wir wollen noch regelmäßiger und länger öffnen“, haben sie sich vorgenommen. „Uns geht es darum, dem Verein eine gute Zukunft zu verschaffen.“

Finanziert wird er durch Dauervermietung eines Gebäudeteils an die Zukunftswerkstatt und durch Einnahmen bei Buchung der Räumlichkeiten für private und berufliche Veranstaltungen. Werbung und Film haben die Halle schon für Dreharbeiten genutzt, und manche Firmen suchen für Tagungen gezielt nach einem kreativen Umfeld.

Eine weitere Säule sind Spenden von Mäzenen und die Beiträge der Mitglieder, die dafür bei Führungen und Ausstellungen Vorteile genießen. „Wir freuen uns über neue Mitglieder, aber auch ehrenamtliche Helfer sind uns in willkommen“, erklärt Krisch.

An jedem ersten Montag im Monat lädt „KuH“ zum offenen Dialog ein. „Wir begreifen uns nicht als Insel, ganz im Gegenteil. Düsseldorf hat eine interessante Kulturszene, gerade beginnen wir mit spannenden Kooperationen. Wenn wir zusammenarbeiten und gemeinsame Projekte auf den Weg bringen, haben alle etwas davon.“