Sonderausstellung der Mahn- und Gedenkstätte So erinnert Düsseldorf an die NS-Verbrechen

Düsseldorf · An vielen Orten in Düsseldorf erinnern unterschiedlichste Mahnmale an die Verbrechen im sogenannten Dritten Reich.

Thomas Stelzmann hat die Gedenkorte fotografiert und führt an drei Abenden durch die Ausstellung in der Mahn- und Gedenkstätte.

Foto: Stadt Düsseldorf/Wilfried Meyer

Die genaue Zahl der Tatorte von Nazi-Verbrechen ist unbekannt: Überall im Land wurden jüdische, behinderte und politisch missliebige Menschen verschleppt und ermordet, Familien drangsaliert und Kritiker verfolgt. An die Opfer erinnern heute Stolpersteine, an die bekannten Orte der Verbrechen Gedenktafeln. Doch die bleiben oft unbeachtet.

Thomas Stelzmann, als Mitinhaber der „gebäude.1 fotografie“ in Wuppertal auf Portraits im Bereich Literatur, Kunst und Musik, Architektur und auf langfristige Fotoprojekte spezialisiert, hat diese Gedenkorte in Düsseldorf (auf)gesucht und abgelichtet. Stelzmann ist gebürtiger Düsseldorfer, fühlt sich der Mahn- und Gedenkstätte sehr verbunden, und eigentlich waren seine Bilder der Gedenkorte hauptsächlich für Dokumentationszwecke gedacht. Doch nun haben Bastian Fleermann und Astrid Hirsch-von Borries daraus spontan eine Sonderausstellung gemacht, in der auch Orts- und Geschichtskundige durchaus noch Neues entdecken oder Vergessenes wiederentdecken können.

Von den drei Nornen auf dem Nordfriedhof, die seit 1958 an die „Opfer des Feldes, der Heimat und des politischen Terrors“ erinnern und die das 1946 von den Briten gesprengte Nazi-Mahnmal für den Mörder Albert Leo Schlageter ersetzen, über den Weg der Befreiung, der die Aktion Rheinland nachzeichnet, über die Pankok-Skulptur Ehra, die am Alten Hafen für die ermordeten Sinti und Roma steht, und die Gedenkzeichen an die Außenlager der Konzentrationslager Buchenwald und Sachsenhausen: Stelzmann hat all das fotografiert, was daran erinnern soll, dass auch in unserer Stadt unvorstellbare Verbrechen an Menschen und Menschlichkeit geschehen sind.

Das älteste Gedenkzeichen der Stadt ist zugleich auch das älteste seiner Art in Deutschland: Nirgendwo sonst wurde bereits vor 1946 an die zerstörten Synagogen erinnert. In Düsseldorf errichtete die Stadtgemeinde den Gedenkstein an der Kasernenstraße am achten Jahrestag der Pogromnacht.

Gedenktafel verschwand
im Jahr 2007 spurlos

Und auch den jüngsten Gedenkort hat Stelzmann fotografiert, der in Rath an die kleine Lieselotte Wevers erinnert, die aus dem Kinderheim St. Josef in die Tötungsanstalt Hadamar verlegt werden sollte, und die man auf dem Weg dorthin wie viele andere Kinder und Erwachsene mit Behinderung schlicht verhungern ließ. Ihr Schicksal hatte die Mahn- und Gedenkstätte erst im vergangenen Jahr klären können.

Was Stelzmann nicht fotografiert hat, ist in einer Vitrine zu sehen: Die Gedenktafel, die an der Rather Straße an die Juden erinnerte, die dort im Schlachthof zusammengetrieben wurden und in die Vernichtungslager im besetzten Polen deportiert wurden. Diese Tafel war 2007 spurlos verschwunden und von der Stadt ohne großes Aufsehen ersetzt worden. Man ging von einem der in jenem Jahr besonders häufigen Metalldiebstähle aus.

Doch 2020 erhielt die Mahn- und Gedenkstätte ein Paket aus Thüringen. Die Kripo hatte im Landkreis Eichsfeld bei einer Razzia auf dem Bauernhof eines Verdächtigen die Düsseldorfer Tafel unter etlichen Erinnerungszeichen und NS-Devotionalien entdeckt. Details zu den Ermittlungen des Staatsschutzes erfuhr die Mahn- und Gedenkstätte bis heute nicht. Die zurückgekehrte Tafel ist wie die 22 Fotos von Thomas Stelzmann noch bis 6. Oktober in der Mahn- und Gedenkstätte, Mühlenstraße 29, zu sehen.

Führungen Wer mehr zu den Gedenkorten erfahren will, kann an einer von drei Kurzführungen teilnehmen, die Kuratorin Astrid Hirsch-von Borries gemeinsam mit Fotograf Thomas Stelzmann am 26. Juni, 17. Juli, und 2. Oktober, jeweils um 18 Uhr, anbietet.