Gedenken an den Holocaust Hendrik Wüst begleitet Schüler virtuell nach Auschwitz

Düsseldorf · Georg-Büchner-Gymnasiasten haben mit dem NRW-Ministerpräsidenten eine Online-Führung durch Auschwitz ausprobiert.

Ministerpräsident Hendrik Wüst besucht mit Schülern des Georg-Büchner-Gymnasiums virtuell die Gedenkstätte Auschwitz.

Foto: Anne Orthen (orth)

Eine virtuelle Führung durch die Gedenkstätte Auschwitz-Birkenau: Das haben rund 20 Schüler des Georg-Büchner-Gymnasiums am Freitagnachmittag ausprobiert. Eingeladen hatte sie NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst in die Staatskanzlei, wo sich eine Reiseführerin von der Gedenkstätte in Polen aus in einer Art Video-Konferenz live zugeschaltet hatte.

Zu Beginn, als Wüst vor dem Geschichts-Leistungskurs stand, war die Stimmung im Raum spürbar angespannt. So folgten nach seiner kurzen Rede, in der der NRW-Regierungschef auch an den Angriff der Hamas auf Israel erinnerte, einige Sekunden Stille, bevor dann die ersten Schüler zögerlich klatschten. Wüst setzte sich in die erste Reihe neben einen Schüler und sagte: „Hi.“

Dann erschien die Reiseführerin auf dem Bildschirm. Abwechselnd war sie im Selfie-Modus zu sehen, dann richtete sich ihre Kamera auf die Gedenkstätte. Vom Haupttor aus ging es dann unter anderem in die Latrine und ins Gefängnis, dazu wurden Bilder von damals eingeblendet, sodass die Schüler einen Eindruck von Auschwitz heute wie auch damals erhielten. Die Reiseführerin erzählte ihnen vom Leben im Konzentrationslager ohne Seife, ohne Klopapier, ohne Intimität, von Häftlingen, die hinter zugemauerten Fenstern erschossen wurden.

Was die Live-Bilder aus Auschwitz mit den Abiturienten machten, ließ sich von außen nur schwer beurteilen, denn sie blieben sehr still und bewegten sich kaum, während sie zuschauten und zuhörten. Eine Interaktion gab es bei der virtuellen Führung zunächst nicht, am Ende gab es aber dann für die Schüler die Möglichkeit, Hendrik Wüst und der Reiseführerin Fragen zu stellen. So antwortete die Reiseführerin beispielsweise auf die Frage des Ministerpräsidenten, ob ihr ihre Arbeit über die Jahre etwas leichter falle: „Das ist psychologisch so, dass man sich daran gewöhnen muss.“ Zugleich sagte sie aber: „Es gibt Geschichten, die ich nie weitererzählen würde, weil sie für mich einfach zu viel waren.“

Entstanden ist die virtuelle Führung in der Corona-Zeit, als die Zahl der Besucher in Auschwitz laut der Reiseführerin von 2,4 Millionen auf eine halbe Million gesunken war. Ziel sei auch, für diejenigen, die zu weit weg wohnten und es sich nicht leisten könnten dorthin zu reisen, die Gedenkstätte erlebbar zu machen. Im vergangenen Jahr gab es erste Tests unter anderem in Xanten, seit Mitte Januar wird die Online-Führung nun auch offiziell angeboten.

Bei den Schülern kam die virtuelle Führung gut an, als besonders emotionale Momente benannten sie den Abschnitt zu Experimenten an Frauen und den Besuch der Gaskammer, bei dem die Reiseführerin nicht sprach. „Ich habe nicht erwartet, dass das so emotional sein würde“, sagte Schülerin Miriam, 17 Jahre alt. Besonders in die Frauen und die Kinder, denen ihre Kindheit weggenommen worden sei, habe sie sich hineinversetzt und sich gefragt, ob sie es selbst ausgehalten hätte. Ihre Mitschülerin Slavica, 18 Jahre alt, findet die virtuelle Führung „eine gute Idee, die gut umgesetzt wurde“, gerade mit den eingefügten Bildern. Diana, ebenfalls 18 Jahre alt, denkt, dass es für sie vor Ort noch emotionaler gewesen wäre. Als Alternative zum Besuch der weit entfernten Gedenkstätte findet Louisa, 17 Jahre alt, die Online-Führung jedoch gut.

In ihrer Diskussion stellten Wüst und die Schüler auch einen Bezug zur Gegenwart her. Zu den Gaskammern, so ein Schüler, sei es gekommen, weil die Gesellschaft lange zuvor bei Rassismus weggesehen und nichts dagegen unternommen habe – das rechte Gedankengut dürfe man deshalb nicht hinnehmen. Wüst sagte mit Blick auf die aktuellen Demonstrationen gegen Rechtsextremismus: „Wenn Menschen aus Überzeugung auf die Straße gehen, dann haben wir etwas geschafft.“

Anlass der Veranstaltung war der Internationale Tag des Gedenkens an die Opfer des Holocaust, der am 27. Januar begangen wird. Auch andere Düsseldorfer Schulen stimmten am Freitag auf diesen ein. In Oberkassel versammelten sich Schüler des Albert-Einstein-Gymnasiums, der Carl-Benz-Realschule und des Comenius-Gymnasiums für eine Schweigeminute sowie für Vorträge zu betroffenen jüdischen Familien.