Acht Fälle seit 2017 Rheinbahn: Schwellen ohne Genehmigung verbaut?
Düsseldorf · Bei der Rheinbahn gehen die Wogen hoch. Der Betriebsrat sieht Gefahren. Was sagt das Unternehmen?
Bei der Rheinbahn folgt ein Aufreger auf den anderen. Betriebsratschef Michael Pink hat den Vorstand angeschrieben und fordert Informationen über verbaute Kunststoffschwellen, für die es keine Genehmigung der Technischen Aufsichtsbehörde (TAB) gegeben habe. Er fürchte um die Sicherheit der 1300 Fahrer und anderer Verkehrsteilnehmer, sagt Pink. Das Unternehmen winkt dagegen ab. Es handle sich um einen Sturm im Wasserglas, so ein Sprecher.
In der Belegschaft wird folgende Information verbreitet: Die Rheinbahn verbaue die Kunststoffschwellen seit 2019 ohne Genehmigung. Erst am 22. Februar habe man die Technische Aufsichtsbehörde angeschrieben und mitgeteilt, man beabsichtige, diese Schwellen zu verbauen. In der kommenden Woche sollen die verantwortlichen Bereichsleiter in der Betriebsratssitzung Auskunft geben.
Auf Anfrage teilt die Rheinbahn mit, dass die fraglichen Schwellen seit 2017 verbaut worden sind. Dies zu Hunderten in 24 Abschnitten, insgesamt habe das Rheinbahnnetz fast eine halbe Million Schwellen. Für 16 Abschnitte habe es die Genehmigung der TAB gegeben, über die ausstehenden acht befinde man sich in der Klärung. „Hier arbeiten wir gerade an der Aufklärung des Sachverhaltes“, heißt es in einer Mail.
Klärung möglicher falscher Angaben gegenüber der TAB
Ob gegenüber der TAB im jüngsten Brief falsche Angaben gemacht wurden, muss also noch herausgefunden werden. Alle verbauten Kunststoffschwellen verfügen über eine Genehmigung des Eisenbahnbundesamtes, so die Rheinbahn. Das Eisenbahnbundesamt setze sogar die doppelte Achslast und die doppelte Geschwindigkeit als Belastungsparameter verbindlich an. Es gehe um ein „absolut sicheres Produkt, das seit mehreren Jahren in zunehmender Anzahl in der Bahnbranche zum Einsatz kommt“. Die Rheinbahn führe zudem Sonderprüfungen an den Kunststoffschwellen durch. „Aus Gesprächen mit der TAB zu diesem Thema können wir festhalten, dass es seitens der Aufsichtsbehörde keine Sicherheitsbedenken zum Einsatz dieses Produktes gibt“, so der Rheinbahnsprecher.
Die aktuelle Diskussion ist auch vor dem Hintergrund zu sehen, dass die Verlängerung des Vertrages von Technikvorstand Michael Richarz ansteht. Er war 2019 zum Vorstand aufgestiegen. Auch ehemalige Befürworter sind nun jedoch von Richarz abgerückt, Debatten um seine Person nutzen Konkurrenten. In die Kritik geraten war er zuletzt, als die neuen HF6-Bahnen nur zwei Tage nach der Inbetriebnahme wegen Problemen mit den Trittstufen wieder von der Straße genommen werden mussten.