Brautpaare in Düsseldorf Baumpatenschaften auf der Hochzeitswiese stehen hoch im Kurs
Düsseldorf · Bei einem Fest in der Urdenbacher Kämpe wurden Obstbäume an ihre Paten übergeben. In der Stadt gibt es fünf Hochzeitswiesen.
Wenn von Williamschrist, Pasoren und der Biesterfelder Renette die Rede ist, geht es nicht um Religion, sondern um Obstsorten: Am Samstag wurden zwölf Apfel- und Birnenbäume bei einem Pflanzfest in Urdenbach an ihre neuen Paten „übergeben“. Das Ritual, als Brautpaar einen gemeinsamen Obstbaum zu pflanzen, soll für eine lange Ehe und Fruchtbarkeit sorgen – der vorindustrielle Brauch wurde von Pro Düsseldorf wieder ins Leben gerufen. Insgesamt fünf Hochzeitswiesen gibt es in Düsseldorf: „Begonnen hat alles am Hexhof in Hubbelrath“, erzählt Robert Scheuß vom Garten-, Friedhofs- und Forstamt der Stadt Düsseldorf. „Das kam so gut an, dass bald neue Flächen benötigt wurden.“
Die Stadt Düsseldorf und der Verein Pro Düsseldorf betreuen das Projekt gemeinsam. „Die Stadt besitzt mehrere Grünflächen, unter anderem Streuobstwiesen in der Urdenbacher Kämpe, der Verein Pro Düsseldorf kümmert sich um die Organisation“, so Scheuß.
Geplant ist, eine vielfältige Kulturlandschaft zu schaffen
Die Zahl der Bäume ist jedoch begrenzt. „Wenn wir in einem einzigen Jahr Hunderte Bäume pflanzen würden, würde eine sehr einseitige Altersstruktur entstehen. Wir wollen aber eine vielfältige Kulturlandschaft, darum werden jedes Jahr einige Bäume gepflanzt.“ Aktuell sind für die Urdenbacher Kämpe noch 40 bis 80 Bäume geplant.
Alexandra Tölle-Christ von Pro Düsseldorf ist eine der Organisatorinnen der Aktion: „Es gibt immer Interessenten für die Hochzeitsbäume, wir sammeln die Anfragen. Das sind jedes Mal etwa zehn bis 15, die dann jährlich passend gepflanzt werden.“ Was wann wohin gepflanzt wird, folgt einem genauen Plan: „Wir wählen immer alte, historische Obstsorten, die auch standortgerecht für das Rheinland sind“, erklärt Scheuß. „Die sind besonders resistent gegen die heimischen Krankheiten, Schädlinge, Frost und die Überschwemmung in der Kämpe. Wenn eine Sorte selten wird, wird nachgepflanzt.“ In diesem Jahr konnten die Paten aus sechs verschiedenen Birnen- und Apfelsorten wählen: Williams Christbrine, Pasorenbirne, Doppelte Phillipsbirne, Luxemburger Renette, Rote Sternrenette, Brettacher Sämling und Biesterfelder Renette.
Das Pflanzfest am Samstag begann mit einem Sektempfang und Häppchen auf der Terrasse des Restaurants Extratour Zum Alten Rhein. Nach Grußworten ging es für die Paare und ihre Begleitungen fünf Minuten zu Fuß auf die Streuobstwiese mit den Bäumchen. Dass die Wiese, die direkt in einem sogenannten Fauna-Flora-Habitat-Gebiet (FFH) liegt, betreten werden durfte, ist eine Ausnahme. Normalerweise besteht eine naturschutzbedingte Wegepflicht, im Sommer weiden Jungkühe auf dem Überschwemmungsgebiet. Um die neu gepflanzten Bäume vor Fraß durch die Kühe, Rehe oder Wühlmäuse zu schützen, sind sie eingezäunt.
Gespannt schwärmten die neuen Paten nun aus, um „ihren“ Baum in Augenschein zu nehmen. Viele hatten sich vorher intensiv mit den verschiedenen Sorten beschäftigt und ihre Wahl gut überlegt. Klaus und Andrea Heister sind stellvertretend für ihre Tochter Julia gekommen, die derzeit mit Ehemann Saurabh in Australien lebt. Die Brauteltern haben ihr zur Hochzeit einen Apfelbaum geschenkt. „Julia ist so viel unterwegs“, erzählt Mama Andrea, „nach einem Work and Travel in Australien war sie auf eine indische Hochzeit eingeladen und hat dort ihren Mann kennengelernt. Auf Bali hat sie geheiratet, nun lebt sie in Australien. Aber ihre Wurzeln sind ja hier, mit dem Baum sind sie es jetzt auch wortwörtlich.“
Ein weiterer Apfelbaum trägt nun den Namen von Annette und Gerd Gerling. „Wir wohnen direkt mit Blick auf die Urdenbacher Kämpe, die Natur ist uns sehr wichtig“, erzählt Annette Gerling. „Die Bäume sind eine Nistmöglichkeit, geben den Menschen Schatten und sind Nahrung für die Bienen, das gilt es zu erhalten.“ Als Hobby-Imkerin ist sie besonders begeistert von der biologischen Artenvielfalt in der Urdenbacher Kämpe, den Baum hat sie ihrem Ehemann zum 30. Hochzeitstag geschenkt.
Der Obstbaum ist ein beliebtes Geschenk, auch Barbara und Dietrich Zanger haben ihre Tochter Louisa und Ehemann Peter Teubler mit einem Birnenbaum überrascht. „Uns ist immer wieder positiv aufgefallen, wie gut die Bäume gepflegt werden und dass das eine tolle Sache ist. Da war klar: Das machen wir auch für unsere Tochter.“ Um die Pflanzung und Pflege der Bäume kümmert sich das Gartenamt der Stadt.